Dieter Loibner
· 17.06.2011
Bier, Backfisch, Kunst, Kommerz und Segeln: In Kiel geht die Post ab. Auch für die deutschen Olympiakandidaten, die hier Gas geben müssen
Heute fällt der Startschuss zu den Segelbewerben der 129. Kieler Woche. Beim größten Segelvolksfest Europas werden an die drei Millionen Besucher erwartet. Diesem Publikumsandrang stehen 5.000 Segler und 2.000 Boote gegenüber, die auf den verschiedenen Regattabahnen um sportliche Ehren kämpfen werden.
Für die Olympiaklassen ist es der letzte Stopp des laufenden ISAF Segelweltcups und für das Sailing Team Germany ist es nach Weymouth die zweite von drei Ausscheidungsregatten für die Olympischen Spiele 2012. Plätze in den Top 20 sind gefragt, denn nur für diese gibt es Qualifikationspunkte. Trotz der Absenz vieler internationaler Spitzensegler wird es ein heißer Kampf. Besonderes Augenmerk wird dabei dem Duell in der Laserklasse zuteil, in der Simon Grotelüschen (4. in Weymouth) durch einen Sieg im Medal Race Mannschaftskollegen Philipp Buhl (7. in Weymouth) noch abfangen konnte. Für den Kieler Lokalmatador Grotelüschen geht’s außerdem noch um Platz 2 in der Weltcupschlusswertung, für den er in dieser Regatta mindestens Rang 5 braucht.
Klarer ist das Bild bei den Laser Radial Frauen, bei denen Franziska Goltz in Weymouth einen 10. Platz voregelegt hatte. Die anderen Deutschen, die in England ein Top-10 Resultat anschreiben konnten: Heiko Kröger (5.) und aLsse Klötzing (9.) im 2,4 mR, Kathrin Kadelbach/Friederike Belcher (9.) im Frauen 470 und Silke Hahlbrock (ebenfalls 9.) im Damen Matchrace.
Starsegler Frithjof Kleen weiß, dass in Kiel in dem mit 33 Booten kleinen Feld nur Spitzenplätze zählen. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer sind Deutsche, wobei die Top-Teams die Scharten von Weymouth auszuwetzen haben. „Wir wissen: In Kiel kann jeder punkten”, scheibt Kleen in seinem Blog. „ Wir aber freuen uns schon sehr auf das Heimspiel, den Backfisch, die Fans, die Journalisten zuhause und werden richtig Gas geben – versprochen!”
Heuer bieten die Veranstalter dem Publikum als besondere Attraktion TV Übertragungen mit GPS Positionsbestimmung und 3-D-Visualisierung. Diese Technologie wird immer kompakter und leistungsfähiger, womit sie auch auf Jollen und kleinen Kielbooten einsetzbar ist. Die Boote werden hierbei mit GPS-Sendern ausgerüstet, die alle 1,8 Sekunden die Positionskoordinaten übermitteln, aus denen sich Bootsgeschwindigkeit und gesegelter Kurs errechnen lassen.
Das 3D Tracking (hier des Medal Race der 470 Männer von 2010) soll dieses Jahr durch das Einspielen von Live Bildern von der Regattabahn noch attraktiver werden
Dies hilft nicht nur den Seglern bei der Wettfahrtalyse, sondern lässt auch die Zuseher an Land die Dynamik auf den Regattabahnen hautnah miterleben. Dabei wird die grafisch aufbereitete Wiedergabe einer Wettfahrt mit Live-Videobildern gemischt und im Kieler Woche TV gezeigt. Die Zuschauer können so den gesamten Rennverlauf bequem am Bildschirm verfolgen, ähnlich wie sie es von Autorennen gewohnt sind. Die notwendigen technischen und finanziellen Mittel werden von den Sponsoren Audi und SAP bereitgestellt.
Die Wetterprognose fürs Wochenende lautet regnerisch-kühl mit einigen sonnigen Abschnitten und frischen Winden aus Südost bis Nordwest.
Zur Eventseite und zum Tagesprogramm