Dieter Loibner
· 22.06.2011
In Kiel kam das Beste zum Schluss, weil’s acht Medaillen für deutsche Segler gab. Das gefällt, auch wenn’s (noch) keine olympischen waren
Zweimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze und nicht weniger als 24 Boote in den Top Ten lautete die Ausbeute der deutschen Segler am Schluss der Kieler Woche für die olympischen Bootsklassen. Dazu noch ein zweiter und zehnter Platz im 2,4 mR und der achte Platz beim Frauen-Matchrace. Eine derartige Statistik wird normalerweise nur von den übermächtigen Briten serviert. Aber die waren in Kiel nur sporadisch vertreten, wie auch viele andere ausländische Superstars. Den heimischen Seglern darf man’s nicht vorwerfen, sie waren am Start und gaben ihr Bestes. „Das war ein ernstzunehmendes Feld, in dem man erst einmal gewinnen muss”, kommentierte Lasersegler Simon Grotelüschen, der ja auch gegen die versammelte Weltelite gewinnen kann und gewonnen hat.
Lokalmatador Grotelüschen (eigentlich ein Lübecker) musste sich jedenfalls „ganz schön strecken”, um seinen im Medalrace von hinten anstürmenden Mannschaftskollegen Philipp Buhl abzuwehren und damit den Fünferpack perfekt zu machen: Sieg im Medalrace, Sieg in der Laserklasse, Sieg bei der Kieler Woche vor eigenem Publikum, Ausbau des Vorsprungs in der Olympiaqualifikation und Zweiter im Isaf-Weltcup. Buhl könnte einem leid tun. Der war schon in Weymouth gut und nun auch in Kiel, aber Grotelüschen war bisher einfach um ein Quäntchen besser. Buhls Trost: Abgerechnet wird nach der WM in Perth. Und bei der werden dann wirklich alle dabei sein.
Überraschend, aber um nichts weniger erfreulich kam der Sieg von Tobias Schadewaldt und Johannes Baumann im 49er, die sich Medalrace und gleich auch die Gesamtwertung holten und damit ihren Vorsprung in der Olympiaqualifikation polstern konnten. Im Damen-470er sicherten sich Tina Lutz/Susann Beucke mit einem vierten Platz im Medalrace den zweiten Endrang und konnten damit den Schmerz über das knapp versäumte Medalrace von Weymouth vergessen machen. Kathrin Kadelbach/Friederike Belcher beendeten die Regatta an dritter Stelle und führen in der Olympiaqualifikation, doch das letzte Wort wird auch hier in Australien gesprochen. Ebenfalls erfreulich: Annika Bochmann/Anika Lorenz, die das Medalrace gewannen und dabei immerhin die Klassen- und Weltcupsieger Maxwell/Farrar aus den USA schlagen konnten.
Bei den Windsurfern blieb Toni Wilhelm einsamer Zweiter und stempelte sich damit wohl die Eintrittskarte für Olympia. Das sollte auch für Moana Delle gelten, die allerdings auf Platz 3 zurückfiel, weil Weltmeisterin Blanca Manchón aus Spanien mit einem zweiten Platz im Medalrace durch den Tiebreak sich auch in der Gesamtwertung noch Platz 2 sicherte. Im paralympischen 2,4 mR konnte Heiko Kröger am Schlusstag in den beiden Wettfahrten auf die führende Britin Megan Pascoe noch Boden gutmachen, musste am Ende aber mit Platz 2 vorlieb nehmen, was ihn auf dem Weg zu den Spielen 2012 aber nicht behindern wird.
Die anderen Klassen: Im Star blieben Robert Stanjek/Friothjof Kleen auf Platz 4 und damit die Besten des Sailing Team Germany. Da wäre wohl mehr möglich gewesen, denn sie führten das Medalrace am letzten Bahnschenkel an, brachten aber nur Rang 5 ins Ziel. Sie setzten sich trotzdem in der Olympiaqualifikation an die Spitze. Franziska Goltz hat nach Weymouth in Kiel mit einem vierten Schlussrang im Laser Radial den zweiten Top-Ten-Platz gebucht und liegt damit weiter auf Olympiakurs. Anke Helbig sorgte hier für den vierten Sieg eines deutschen Bootes in einem gestrigen Medalrace. Im Finn gab’s in der Endabrechnung einen Sechsten für Matthias Miller und einen Achten für Jan Kurfeld.
Von offizieller Seite wurde den Aktiven Lob zuteil: „Das waren schwierige Bedingungen in dieser Woche, körperlich sehr anstrengend”, gab Thorsten Haverland, der Vize-Präsident des Deutschen Segler-Verbands, zu Protokoll. „Wir sind begeistert von den Medalraces, richtig geile Bilder. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir bei Olympia alle Disziplinen besetzen können.“
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