Bald geht es los! Am Mittwoch, den 13. August, startet die SAiL in Bremerhaven. 60 Großsegler machen sich am Samstag nach dem Abschluss der diesjährigen Tall Ship Races von Esbjerg aus auf den Weg zur SAiL – zur großen Einlaufparade am 13. August. Nach zehnjähriger Zwangspause wird die Stadt an der Weser wieder zur Hauptstadt der Windjammer. Fünf Tage volles Programm!
Mit der SAiL Bremerhaven startet in der kommenden Woche eines der bedeutendsten maritimen Festivals Deutschlands. Vom 13. bis 17. August 2025 machen über 250 Schiffe aus aller Welt an den Kaikanten der Wesermündung fest. Allen voran die „Alexander von Humboldt II", das Flaggschiff des Windjammerfestivals. In den nächsten Tagen ist auf der Nordsee mit vielen Großseglern zu rechnen. So ist die „Alex“ bereits auf dem Weg. Rund 60 Boote starten am Samstag im dänischen Esbjerg, dem Zielhafen der diesjährigen Tall Ship Races, oder kommen aus anderen Richtungen in die Weser.
Die Einlaufparade am 13. August markiert den Beginn der Veranstaltung. Sie wird von der „Alexander von Humboldt II“ angeführt, der gut 60 Großsegler und zahlreiche weitere Boote und Schiffe unter Segeln oder Motor folgen. Die "Gorch Fock" mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an Bord wird die gemeinsam einlaufenden Schiffe in Empfang nehmen und nach Bremerhaven geleiten. Insgesamt werden rund 250 große und kleine Schiffe erwartet.
Drei Neulinge machen zum ersten Mal in Bremerhaven fest: Die Viermastbark „Unión" aus Peru, die als das größte und schnellste Segelschulschiff Lateinamerikas gilt. Das 115,75 Meter lange Schiff lief 2014 in Callao vom Stapel und dient als Ausbildungsschiff für künftige Führungskräfte der peruanischen Marine. Ihre Galionsfigur stellt den Inkaherrscher Túpac Yupanqui dar, der nach der Sonne greift. Anfang Mai machte sich das Schiff mit einer Besatzung von 255 Personen auf die Reise nach Europa und wird erst im November nach 178 Tagen wieder in seinen Heimathafen zurückkehren.
Ein weiterer Premierengast ist die französische Brigg „Le Phoenix" – ein Filmstar! Der 1929 im dänischen Frederikshavn gebaute, 34 Meter lange Rahsegler hatte schon viele Rollen. Ursprünglich als Handelssegler konzipiert, diente das Schiff 20 Jahre lang als evangelisches Missionsschiff, bevor es für den Frachtverkehr genutzt wurde. Nach Jahren des Verfalls in Florida und einem Eigentümerwechsel glänzte die „Le Phoenix" über zwei Jahrzehnte lang als Drehort für historische Filmproduktionen unter britischer Flagge. In Ridley Scotts Columbus-Epos „1492 – Die Eroberung des Paradieses" wurde sie in die Karavelle Santa Maria umgewandelt, und in der Moby-Dick-Variante „In the Heart of the Sea" wird sie von einem weißen Riesenwal gerammt. Seit 2024 segelt das Schiff unter französischer Flagge und bildet Trainees in der traditionellen Segelkunst aus.
Der dritte Neuzugang bei der Sail 2025 ist die portugiesische Karavelle „Vera Cruz", ein Nachbau jenes Schiffstyps, der im 15. Jahrhundert die portugiesische See- und Kolonialmacht begründete. Die knapp 24 Meter lange „Vera Cruz" wurde im Jahr 2000 auf der Werft Vila do Condo im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Entdeckung Brasiliens gebaut. Seither dient sie dazu, insbesondere jungen Menschen Segeltraining und Meereserlebnisse zu ermöglichen.
Nach einer tragischen Havarie kann das ursprünglich ebenfalls gemeldete mexikanische Segelschulschiff "Cuauhtémoc" nicht an der SAiL teilnehmen. Das Schiff kollidierte am 17. Mai mit der Brooklyn Bridge in New York, wobei die Masten brachen und zwei Menschen ums Leben kamen. Die Schäden an dem Tall Ship waren offenbar so gravierend, dass die Instandsetzungsarbeiten länger dauern als zunächst angenommen.
Die Einlaufparade auf eigenem Kiel begleiten oder einfach ein paar Tage von Bord aus in wenigen Schritten auf die Partymeile gelangen - das klingt verlockend? Dann nichts wie hin! Die Marinas in Bremerhaven nehmen zwar keine Reservierungen für das Event an, “aber bisher haben wir noch alle unterbekommen, sei es im Päckchen oder an der Kaimauer,” sagt Jasmin Schuster von der LLoyd Marina mit 180 Liegeplätzen. Das bestätigt auch Klaas Kuhlmann von der Nordsee Marina im Fischereihafen. “Gerade bei gutem Wetter kommen viele Boote aus der näheren Umgebung auch spontan rüber. Dann wird es schon mal voll. Aber wir haben ja neben den Marinas auch noch die Vereine, auch die nehmen gerne Gäste auf.”
Wer die Einlaufparade nicht auf dem Wasser begleiten kann, findet entlang der Weser einige gute Plätze für den Ausguck auf die Königinnen der Meere. Gegen11:00 Uhr starten die Schiffe auf Höhe Wurster Arm zwischen der Halbinsel Butjadigen und der Wurster Nordseeküste. Etwa eine bis eineinhalb Stunden später wird das Flaggschiff „ Alexander von Humboldt II“ auf Höhe der Strandhalle Bremerhaven erwartet. Gute Aussicht auf die „Alex“ und die anderen Windjammer gibt es einigen Plätzen entlang der Weser: an Seebäderkaje, am Deich, der Strandhalle oder der Havenwelten-Promenade.
Während der fünf Festivaltage laden die Schiffe zum Mitsegeln ein. Auch Rollstuhlfahrer und ihre Begleitpersonen haben auf der „Henk de Mol“ Gelegenheit, die Nase in den Nordseewind zu stecken. Wer es lieber schaukelfrei hat, kann sich beim täglichen „Open Ship" auf den Schiffen umsehen. Neben den maritimen Attraktionen sorgen ein Bühnenprogramm und Marktstände, Partytörns, Pyroshows und sein mittelalterliches Freibeuterdorf für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm von früh bis spät.
Wer vermisst es nicht, das sonore Tuten der Schiffs-Typhone, einst akustisches Wahrzeichen jeder Hafenstadt? Für die Dauer der SAiL kehrt es nach Bremerhaven zurück in Form einer Klanginstallation aus Typhon-Signalen. Dafür hat der Bremerhavener Künstler Jens Carstensen mehr als 100 Aufnahmen von Schiffshörnern gesammelt, darunter auch die von namhaften Schiffen wie der „Queen Elizabeth II", der alten „Europa" und der „Maxim Gorki" sowie zahlreicher Handels- und Behördenschiffe. Aus ihnen hat er nicht etwa Lieder komponiert, sondern ganze Botschaften aus Morse-Signalen. Wer sie noch entschlüsseln kann, hört aus einem zwölf Meter hohen Turm auf der Geestemole Sätze wie „Nur ein kleiner Moment der Stille, um darüber nachzudenken, wofür wir in der Welt sind" oder „Wenn du keine Risiken eingehst, kannst du die Zukunft nicht gestalten" – Botschaften aus den Gästebüchern der Bremerhavener Seemannsmission.
Seit 1986 treffen sich im Abstand von derzeit fünf Jahren Traditionsschiffe aus aller Welt an den Kaikanten an der Wesermündung - in diesem Jahr zum zehnten Mal, nachdem die Sail 2020 pandemiebedingt ausfallen musste. Nach der langen Zwangspause werden etwa eine Million Besucher erwartet. Das Event spiegelt die enge Verbindung der Stadt und Region zur segelnden Schifffahrt wider. Bremerhaven blickt auf eine lange Tradition im Schiffbau zurück: Zwischen 1840 und 1926 wurden hier über 250 große Tiefwasser-Segler gebaut. Einige dieser historischen Schiffe, wie die "Kruzenshtern" (ehemals "Padua") oder die "Statsraad Lehmkuhl" (ehemals "Grossherzog Friedrich August"), segeln noch heute auf den Weltmeeren. Die "Alexander von Humboldt II" ist seit 2011 als schwimmende Botschafterin Bremerhavens in der internationalen Windjammer-Gemeinschaft.
Nach der langen Zwangspause dürfte die Sail 2025 nicht nur für Segelbegeisterte, sondern auch für Kulturinteressierte und Familien ein Höhepunkt des Sommers werden. Und der scheint – Stand heute – für die Dauer der Veranstaltung noch einmal alles zu geben mit Temperaturen um die 25 Grad und viel Sonne!