Mehr Tankkapazität, mehr AutarkieZusatztanks für Diesel und Wasser planen und einbauen

Jochen Rieker

 · 09.04.2024

Schweißen eines Kunststofftanks, der exakt dem  Vorschiff einer 36-Fuß-Yacht angepasst wurde
Foto: YACHT/J. Rieker
Zusatztanks für Trinkwasser oder Diesel erhöhen Reichweite und Komfort. Wir zeigen, wie sie geplant und gebaut werden

Bis vor gar nicht allzu langer Zeit galt im Automobilbau die Maxime, Hubraum lasse sich durch nichts ersetzen – außer durch noch mehr Hubraum. Nun, das ist vorbei. Im Yachtbau aber gilt der Lehrsatz leicht abgewandelt weiter, zumindest in Bezug aufs Tankvolumen. Wer lange Strecken segeln oder im Urlaub überfüllte Häfen meiden will, kann kaum genug Diesel und Frischwasser an Bord haben.

Weniger Diesel-Verbrauch, mehr Frischwasser-Bedarf

Auf typischen Fahrtenyachten zwischen 32 und 36 Fuß fahren heute meist 150 bis gut 200 Liter Wasser und 70 bis 150 Liter Diesel mit – bei einigermaßen bewusstem Verbrauch eigentlich genug für eine Woche ohne Nachbunkern. Auf einem voll belegten Charterschiff kann freilich schon nach drei Tagen Ebbe im Wassertank herrschen. Und für eine Atlantikpassage, die drei Wochen oder länger dauert, reichen die Reserven auf keinen Fall.

Während der Verbrauch an Diesel generell eher zurückgeht, weil mit Solarzellen und modernen Lithium-Akkus der Motor kaum mehr für die Stromversorgung bemüht werden muss, ist der Frischwasserbedarf gestiegen und steigt noch. Die alte, für Langfahrt gültige Regel – zehn Liter pro Tag pro Person – ist heute kaum noch vermittelbar, wenn man küstennah segelt und alle paar Tage im Hafen festmacht.

Geringe Tankkapazitäten bei vielen Yachten

Das hat mehrere Gründe, allen voran die gestiegenen Komfortansprüche. Aber es gibt auch technische Trends, die den Bedarf erhöhen. Zum einen sind die früher üblichen Seewasser-Fußpumpen für den Abwasch im Pantry-Spülbecken inzwischen eine absolute Rarität, sodass sich der Frischwasser-Vorrat kaum strecken lässt. Man findet sie in Serie praktisch gar nicht mehr und auch als aufpreispflichtige Option allenfalls bei Werften, die auf Blauwasserboote spezialisiert sind. Zum anderen nutzen immer mehr Eigner auch für die Toilettenspülung Frisch- anstelle von Seewasser, weil so die Geruchsbildung in den Schläuchen minimiert wird.

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Hinzu kommt, dass es nach wie vor eine Vielzahl von Yachten mit knapp bemessenen Kapazitäten gibt. Dazu zählen leichte Performance-Cruiser aktueller Machart wie etwa die Pogo 30 (40 Liter Diesel/140 Liter Wasser) und insbesondere ältere Gebrauchtboote, wie drei Beispiele belegen: Dehler 33 (60/90 Liter), Luffe 37 (30/100 Liter), X-362 (80/135 Liter).

Vor allem in Revieren, deren Infrastruktur nach wie vor löchrig ist, kommt man damit nicht weit. Das gilt für kleine kommunale Häfen Griechenlands ebenso wie für weite Teile der Karibik, wo man zum Bunkern mitunter sogar noch auf einen Tankwagen warten muss. Deshalb bedeutet mehr Volumen nicht nur mehr Unabhängigkeit, sondern schlichtweg auch eine entspanntere Törnplanung.

Quaderförmige Serientanks oder angepasste Einzelanfertigung?

Mehr und mehr Eigner erwägen aus diesen Gründen den Einbau von Zusatztanks. Oder sie haben bereits erweitert. Manchmal reichen dafür günstige Standardtanks – insbesondere dann, wenn es nur um 60, 80 oder 100 Liter zusätzlich geht, weil der Serientank schon ein einigermaßen ausreichendes Fassungsvermögen hat. Solche Behältnisse gibt es bei Ausrüstern oder spezialisierten Versendern wie tanksdirekt.de. Sie werden industriell gefertigt, haben meist quadratische oder rechteckige Formen und lassen sich gut in Backskiste oder Technikraum einbauen. Wer dafür nicht genug Platz hat oder mehr Volumen unterbringen will, für den führt kein Weg an individuell gefertigten Tanks vorbei.

Seine Festigkeit erhält der Tank durch die Knickspantkonstruktion – und durch die später eingesetzten SchwallwändeFoto: YACHT/J. RiekerSeine Festigkeit erhält der Tank durch die Knickspantkonstruktion – und durch die später eingesetzten Schwallwände

Dann sind Spezialbetriebe gefragt wie der von Steffi Schüler, die in zweiter Generation das von ihrem Vater gegründete Unternehmen Schäfer Kunststoffverarbeitung leitet. Obwohl in Rheinland-Pfalz fernab jeder Küste gelegen, hat sich die Firma früh auf die Belange des Yachtsports spezialisiert; ab und an bauen Werkstattleiter Sascha Schmidt und seine Kollegen auch Tanks für Wohnmobile sowie Industrie. Schäfer zählt zu einer kleinen, feinen Riege von Experten, die dank ihres Knowhows und einer Fertigungstiefe von nahe 100 Prozent für jeden Sonderbedarf eine Lösung finden (siehe unten). Sie beliefern vor allem Privatkunden und Werften im In- und Ausland mit Sondertanks.

HDPE ist das optimale Material für Tanks

Als Baumaterial hat sich HDPE durchgesetzt, ein Polyethylen hoher Dichte und Beständigkeit. Es ist bei richtiger Dimensionierung sehr robust, dabei relativ leicht, lebensmittel­echt, geruchsundurchlässig und beständig gegen Säuren, Laugen sowie Diesel, weshalb es universell einsetzbar ist. Üblicherweise werden schwarze Platten für den Tankbau verwendet, weil sie UV-beständiger sind und die Keimbildung verringern, falls Wasser oder Treibstoff lange darin lagern.

Gegenüber Aluminium und Edelstahl ist HDPE obendrein deutlich günstiger – bezogen auf eine vergleichbare Festigkeit liegt der Kunststoff in den Materialkosten um knapp die Hälfte bis zwei Drittel unterhalb von Alu- oder V4A-Blechen. Fast ebenso wichtig: Aus Polyethylen lassen sich auch alle Rohre, Flansche und Muffen fertigen, was ein homogenes Bauteil ergibt, das ohne Dichtmasse auskommt.

Zusatztank oder größerer Haupttank?

Die Verarbeitung ist grundsätzlich sehr ähnlich wie bei Metalltanks. Nach dem Zuschnitt werden die Platten und Anschlüsse erst vorgeheftet und anschließend dauerhaft verschweißt. Dabei gibt es in der Formgebung praktisch keine Grenzen. Je nach Volumen lassen sich sogar Rundungen realisieren, dies allerdings nur bei Wandstärken bis acht Millimeter. Tanks mit einem Fassungsvermögen von rund 200 Litern wie im hier dokumentierten Beispiel erfordern dagegen zehn Millimeter Plattenstärke; dann erfolgt die Anpassung an die Spantform des Bootes in Knickspant-Bauweise, die zwar aufwändiger ist, aber auch mehr Festigkeit mit sich bringt.

Bei der genauen Bestimmung der Lage von Ein- und Auslass hilft die Pappschablone. So werden Übertragungsfehler vermiedenFoto: YACHT/J. RiekerBei der genauen Bestimmung der Lage von Ein- und Auslass hilft die Pappschablone. So werden Übertragungsfehler vermieden

Die Fixierung am Einbauort kann durch Schottwände oder Spanten und Stringer vorgegeben sein; zusätzlich sollten Individualtanks über Zurrgurte festgelascht werden. Bei der Planung gilt es, auch Schlauchwege, Entlüftung und eventuell Füllstandsgeber zu berücksichtigen. So kann, je nach Lage im Schiff, ein größerer Haupttank am Ende sinnvoller sein als eine Erweiterung der bestehenden Installation durch ein zusätzliches, kleineres Behältnis, das eigene Zu- und Ableitungen braucht.

Eine komplexe Materie? Tankbauer Sascha Schmidt beruhigt: „Geht nicht, gibt’s eigentlich nicht!“


Kosten & Kontakte

Es ist schwierig, im Tankbau konkrete Preisvergleiche anzustellen, weil es nicht nur ums Volumen geht, sondern auch um Form und Aufwand. Hier Beispiele für ein 200-Liter- Modell:

  • Einfache Fertigtanks, die im Rotomould-Verfahren hergestellt werden, gibt es ab 300 Euro ohne Anschlüsse, komplett ab 400 Euro. Sie lassen sich aber kaum auf Yachten einsetzen, es sei denn in großen Backskisten.
  • Individuell gefertigte PE-Tanks, wie der hier gezeigte, kosten zwischen 750 und 900 Euro komplett; einfachere Formen ab 350 bis 400 Euro inklusive Zu- und Ableitungen sowie Inspektionsdeckel. Vorlauf und Bauzeit: vier bis sechs Wochen, zu Saisonbeginn oft auch mehr.

Wir haben eine Produktion bei Schäfer Kunststoffverarbeitung in Oberwambach begleitet und dokumentiert. Andere auf Yachten spezialisierte Anbieter:

  • DL Kunststofftechnik, Unna
  • Leto Kunststoff- Technik, Wilhelmshaven
  • Tanknologie, Wentorf bei Hamburg

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