Rigg-Check zum SaisonstartDas Rigg richtig warten

YACHT-Redaktion

 · 01.03.2025

Rigg-Check zum Saisonstart: Das Rigg richtig wartenFoto: Yacht-Archiv
Da wartet einiges an Tüdelei auf den Eigner
Das Wichtigste beim Rigg ist die Sichtkontrolle aller Teile, denn diese können sicherheitsrelevant sein. So wird die Takelage kontrolliert und wieder auf Vordermann gebracht

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Fehler am Rigg können lebensgefährlich werden – und teuer. Daher prüfen, prüfen, prüfen – möglichst bis ins kleinste Detail. Schäden am Mastprofil und am stehenden Gut bis hin zum Verlust aller Segel und erheblichen Schäden an Deck, Beschlägen und Elektronik können bei einer handelsüblichen 42-Fuß-Yacht schnell zwischen 30.000 und 100.000 Euro kosten. Für ältere Boote kann dies den wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten.

Bereits kleinste Defizite am Rigg, wie ein zu kleiner Pin im Gabelterminal, verschlissene Wantenaufhängungen oder ein aufgebogener oder fehlender Splint, können einen Mastbruch zur Folge haben. Allein in den letzten drei Jahren wurden laut Pantaenius rund 500 Schadenfälle in diesem Zusammenhang allein bei diesem Versicherungsmakler bearbeitet.

Riggcheck: Vorsorge ist wichtig

“Wir empfehlen, Rigg, Großbaum und Spibaum bereits vor der Einlagerung, also im Herbst, zu prüfen und mit Wasser und etwas Spülmittel von Schmutz und Salz zu reinigen. Anschließend mit klarem Wasser spülen”, sagt Ole Büssen, Metallbaumeister und Riggprofi beim Full-Service- Anbieter Ancker Yachting in Kappeln.

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Das verbliebene Salz könne sonst im Winter Feuchtigkeit aus der Luft anziehen und Korrosion verursachen. Bei der Reinigung sollte man sich die Profile und Verbindungen genauer anschauen. Diese frühe Inspektion hat zudem den Vorteil, dass über den Winter genügend Zeit für die Ersatzteilbeschaffung bleibt. Korrosion bis hin zu Löchern im Eloxal kann übrigens auch an den Kontaktstellen von Wanten und Profil entstehen, wenn die Wanten am Mast gelagert werden – deshalb rät der Riggprofi davon ab.

Sollten Beulen, Risse oder starke Korrosion vorhanden sein, unbedingt den Fachmann fragen. Falls am Rigg die Eloxalschicht teilweise abgescheuert ist, kann man diese Stellen mit Aluminium-Spray versiegeln, Ancker Yachting verwendet Galvanal von W&S. Bei lackierten Masten sollten Schäden wie Kratzer oder Scheuerstellen mit einem dünnflüssigen Lack versiegelt werden, sonst wird der vorhandene Lack weiter von Feuchtigkeit unterwandert.


Wantenspanner reinigen

Um die Wantenspanner von altem Fett zu befreien, die Gewinde mit Petroleum einpinseln, über Nacht einwirken lassen, dann mit einer Bürste säubern. Diese Maßnahme dient nicht nur der Reinigung. Nur mittels Auseinanderschrauben lassen sich Schäden an den Gewinden feststellen. Vor dem erneuten Fetten mit Bremsenreiniger behandeln, der entfernt den Schmierfilm des Petroleums, damit das Fett haften bleibt. Zum Schmieren druck- und seewasserbeständiges Fett verwenden, etwa das Wantenspanner-Öl von Seldén.

Dieses Spanner-Gewinde ist unbrauchbarFoto: Ancker YachtingDieses Spanner-Gewinde ist unbrauchbar

Die Sicherungssplinte, Bolzen und Terminals unbedingt auf Brüche und Korrosion untersuchen. Die Sicherungssplinte der Wantenspanner sollten nur so lang sein, dass sie nicht zu weit über den Spanner hinaus stehen, um Verletzungen oder Beschädigungen der Segel zu vermeiden. Die Enden nur bis zu einem Winkel von etwa 15 bis 20 Grad aufbiegen. Sie halten so sicher und können dennoch leicht gezogen werden. Die Spanner im Bereich der Splinte nach dem Riggen abtapen.

Eine neuere Variante sind sogenannte Smartpins von Blue Wave, eine Kombination von Splint und Klettband, das um den Spanner gewickelt wird und den Splint am Herausfallen hindert. Wanten und Stage müssen auf Beschädigungen wie gebrochene Kardeele und Knicke geprüft werden, beschädigte Drähte sollten dann paarweise ersetzt werden, wegen der sonst unterschiedlichen Reckeigenschaften. Generell sollte das stehende Gut nach spätestens 15 Jahren oder 20.000 Seemeilen ersetzt werden, manche Versicherer fordern in ihren Policen sogar kürzere Intervalle.


Rollanlage kontrollieren

Rollanlagen bedürfen besonderer AufmerksamkeitFoto: Yacht / Michael AmmeRollanlagen bedürfen besonderer Aufmerksamkeit

Bei Rollanlagen besonders den Draht so weit sichtbar kontrollieren, vor allem im oberen Bereich. Beim versehentlichen Aufwickeln eines Falls kann er sich dort aufdrehen.

“Unbedingt die Trommel und den Fallschlitten auf Leichtgängigkeit und Auffälligkeiten prüfen, reinigen und schmieren, das wird viel zu wenig gemacht”, empfiehlt Büssen. Zur Schmierung eigne sich das vom Hersteller empfohlene Fett, eine gute Alternative ist Bootsfett von Liqui Moly.


Rollmasten

Rollmasten setzen sich bei Fahrtenyachten immer mehr durch, hier ist es sehr wichtig, alle fünf Jahre oder nach dem Intervall in der Bedienungsanleitung einen Fachmann darauf sehen zu lassen; denn wenn plötzlich nichts mehr rollt, ist das Segelbergen fast unmöglich. Gibt es einen Kurbel-Achterstagspanner, braucht auch dieser mindestens alle fünf Jahre Pflege, dazu den Antrieb öffnen, reinigen und schmieren.


Fallen, Rollen, Umlenker

Die Fallen zum Prüfen aus dem Mast ziehen, dabei Sorgleinen nicht vergessen oder jeweils halbseitig herausziehen und auf Beschädigungen überprüfen, besonders Fallen mit Drahtvorläufern. Bei ihnen auch checken, ob sie sich irgendwo eingesägt haben, besonders an Fallführungsaugen und Fallrollen kommt das häufiger vor.

Alle Beschläge auf festen Sitz prüfen, besonders die Halteplatten der Wanten, da diese sicherheitsrelevant sind. Wenn irgend­etwas wackelt, neu vernieten oder verschrau­ben. Lümmelbeschläge neigen dazu, sich zu lockern oder am Querbolzen auszuschlagen.

Solche gebrochenen Halteplatten kosten schnell den MastFoto: Ancker YachtingSolche gebrochenen Halteplatten kosten schnell den Mast

Alle Rollen auf Gängigkeit und Verschleiß prüfen. Geschraubte Beschläge an demon­tierbaren Teilen wie die Endstücke am Groß­baum, die zur Wartung abgenommen werden können, in regelmäßigen Abständen lösen und die Schrauben fetten oder mit Trenn­mittel versehen, damit sie gängig bleiben und nicht korrodieren.

Alle Rollen auf Leichtgängigkeit prüfenFoto: YACHT/N. KraussAlle Rollen auf Leichtgängigkeit prüfen

Zu einer Inspektion gehört laut Büssen neben dem Reinigen auch das Versiegeln der Profile. Er verwendet dafür die eigene Ancker Yachting Mastenmilch, einen silikonhaltigen Spezialreiniger. Mit dem wird das Alumini­um dünn mit einem Schwamm eingerieben und nach einer kurzen Einwirkzeit mit ei­nem sauberen Lappen abgewischt. Das ver­leiht dem Mast auch einen gewissen Glanz.

Die Püttinge auf Korrosionsstellen oder Haarrisse im Decksbereich prüfen, aber viel kann man da als Laie oft nicht erkennen. Am gefährlichsten sind geschweißte Pütting­beschläge aus Rundstahl, da sollte der Fach­mann die Überprüfung übernehmen.

Besonders freut sich Büssen, wenn beim Maststellen keine Teile wie Bolzen, Toggle, ganze Salinge oder die Spanner fehlen. “Das kommt sehr oft vor und hält den ganzen Vor­gang auf, bis hin zur Verschiebung des Sai­sonstarts.”

Deshalb rät er, alles, was man abbaut, zusammen an einem Ort zu verstauen. Etwa in ein Plastikgefäß in der Spüle der Pantry. Schrauben, Splinte oder Bolzen kann man darin in extra Plastiktütchen verstauen, damit man später nicht ewig kramen muss.


Checkliste Rigg

  • Rollanlagen fetten
  • Alle Beschläge prüfen
  • Wanten- und Achterstagspanner reinigen und fetten
  • Stehendes und laufendes Gut checken
  • Spi-/Gennakerbaum prüfen
  • Püttingeisen kontrollieren
  • Mastnummer griffbereit an Bord

Zum kostenlosen Download: Checkliste Saisonstart PDF


Diese Videos zeigen, wie Mast und Rigg richtig getrimmt werden:


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