Motorraum-DämmungMit wenigen Schritten zu minimalem Lärm

Michael Rinck

 · 13.06.2025

Motorraum-Dämmung: Mit wenigen Schritten zu minimalem LärmFoto: Michael Rinck
Auch optisch schön: Mit neuer Dämmung erstrahlt selbst der Diesel in neuem Glanz.
Die Motorraum-Dämmung findet oft weniger Beachtung als der Antrieb selber. Schnell bröselt es neben und über der Maschine. Das kann nicht nur gefährlich werden, vor allem ist der Einbaudiesel viel lauter zu hören, als nötig wäre. Wir zeigen, wie der Schallschutz erneuert oder nachgerüstet wird.

Der Motorraum ist auf den meisten Yachten von innen mit einem Schallschutz ausgekleidet. Da die Maschine meist sehr zentral im Boot installiert ist, ist die Reduzierung der Lautstärke ein wichtiges Ziel dieser Motorraum-Dämmung. Aber nicht nur. Eine saubere Oberfläche sorgt auch dafür, dass unerwünscht austretende Stoffe wie Diesel, Öl, Kühlwasser oder starker Abrieb vom Keilriemen schneller bemerkt werden. Zudem sollte die Oberfläche glatt und geschlossen sein, sodass austretender Kraftstoff nicht in den Schaum ziehen kann. Hier könnte sonst eine Brandgefahr entstehen, wenn sich das vollgesogene Dämmmaterial entzünden sollte. Die Dämmung muss also mehrere wichtige Aufgaben erfüllen und dient dem Komfort genauso wie der Sicherheit.

Warum den Motorraum dämmen?

Es geht in erster Linie um die Schalldämmung. Wie laut etwas ist, wird in der Einheit Bel angegeben. Dabei wird der Schall (ähnlich der Beaufort-Skala) in zwölf Stufen unterteilt. Beginnend bei der Hörschwelle, die als Herabfallen einer Stecknadel in einem Meter Entfernung charakterisiert ist, bis hin zum Presslufthammer in wenigen Zentimetern Entfernung. Jede Stufe stellt eine Verdopplung der Lautstärke dar. Der Presslufthammer ist also 4.096-mal so laut wie die Stecknadel.

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Die Schallenergie steigt mit jeder Stufe um den Faktor zehn. Jede Stufe entspricht damit einem Bel oder 10 Dezibel. Mit unserem Dieselmotor bewegen wir uns beim Schallpegel in der Mitte der Skala zwischen 60 und 70 Dezibel. Der Unterschied zwischen diesen beiden Werten entspricht einer Verzehnfachung der Schallenergie und einer Verdopplung der Lautstärke. Jedes Dezibel macht also einen deutlichen Unterschied.

Hier kommt das Dämmmaterial ins Spiel. Es absorbiert die Energie der Schallwellen zu einem Teil und reduziert so die Lautstärke. Je dicker die Dämmung, desto besser funktioniert das. Hier gibt es in der Praxis aber bauliche Grenzen, die Dämmung kann nicht dicker als wenige Zentimeter ausfallen.

Wichtig ist aber auch, dass sie vollflächig angebracht ist. Denn kann sich der Schall durch Spalten ungehindert ausbreiten, hilft auch die beste Dämmung nichts. Hier können Überlappungen mit angeschrägten Kanten sinnvoll sein. Es gibt aber auch Stellen, etwa an den Verschlüssen von beweglichen Teilen, wo eine Aussparung im Dämmstoff unvermeidbar ist. Dieses Feintuning erfordert etwas zusätzliche Zeit beim Ausmessen und Zuschneiden.

Alte Motorraum-Dämmung prüfen

Dass die Motorraum-Dämmung bei uns an Bord nicht ideal war, fiel während des ersten Sommertörns mit dem gebraucht gekauften Boot auf. Bei einer längeren Motorfahrt wurde erst klar, wie laut die Maschine schon bei Marschfahrt wirklich ist. Bei einer eingehenden Betrachtung ergab sich, dass das Dämmmaterial nicht ideal angebracht war. Besonders zwischen dem Teil des Motorraums, der gleichzeitig die abnehmbare Niedergangstreppe ist, und den Seitenwänden von Achterkammer und WC-Raum klafften Lücken zwischen den Dämmplatten.

Bröckelnder Schutz: Die Schaumstoffplatten sind noch intakt, allerdings löst sich die Folie großflächig ab. Das ist nicht schön und birgt die Gefahr, dass sich der Schaum bei Leckagen vollsaugt.
Foto: Michael Rinck

Verstopfte man die Spalten mit einem Handtuch, wurde die Geräuschentwicklung etwas gedämpft. Ein erster Hinweis, dass sich eine bessere Schalldämmung lohnen würde. Zudem bröselte die Oberflächenbeschichtung des Dämmstoffs schon erheblich und sah somit obendrein einfach nicht mehr gut aus.

Bei einer Erneuerung war zudem noch etwas Platz, um ein zehn Millimeter dickeres Material zu wählen. Also 30 statt 20 Millimeter dicke Dämmplatten. Insgesamt, so die Hoffnung, war reichlich Potenzial für Verbesserung.

Das richtige Material für die Motorraum-Dämmung

Zur Schalldämmung, etwa für Innenräume, gibt es Materialien, die durch tetraederförmige Noppen Lärm eliminieren sollen. Deren Oberfläche ist aber porös und somit für die Motorraum-Dämmung nicht geeignet. Deshalb fiel die Wahl auf einen mit Alufolie versiegelten Schaumstoff.

Ein weiterer Punkt ist der Kleber. Bei einigen Materialien muss er gesondert aufgetragen werden. Vorzuziehen sind Platten mit selbstklebender Rückseite. Dann muss zur Installation nur die Schutzfolie abgezogen werden, was die Arbeit deutlich beschleunigt. Das Material ist in 50 mal 100 Zentimeter messenden Platten von der Firma Isoflock beim Großhändler Gotthardt Yacht in Hamburg erhältlich gewesen. Laut Hersteller ist es zudem feuerhemmend. Das Material kostet pro Platte 40,50 Euro.

Für die Bestellung muss im Maschinenraum Maß genommen werden, um abzuschätzen, wie viele Platten als Ersatz nötig sind. Je nach Form kann eine Menge Verschnitt anfallen. Hier gilt es zu überlegen, ob sich einige Flächen aus kleineren Teilen zusammensetzen lassen. Dabei dürfen aber keine Lücken entstehen. Die Stöße sind mit Aluminiumtape überklebt nicht mehr zu sehen. Das Klebeband muss sowieso geordert werden, da der Hersteller empfiehlt, alle offenen Schaumkanten zu versiegeln. Die Rolle Alutape kostet knapp 10 Euro. Bei fünf Platten macht das zusammen etwa 213 Euro.

Motorraum-Dämmung erneuern Schritt für Schritt

Die alte Dämmung muss restlos entfernt werden. Die Schaumplatte geht einfach ab, ein Stecheisen hilft. Allerdings bleibt der Klebstoff auf dem Untergrund zurück.
Foto: Michael Rinck

Alte Motorraum-Dämmung entfernen

Die Dämmung wurde nur im zugänglichen Bereich des Motorraums erneuert. Direkt hinter der Maschine etwa ist das Material nur auszutauschen, wenn die Maschine ausgebaut wird. Stehen größere Arbeiten am Diesel an, kann es sinnvoll sein, die Dämmung direkt zu erneuern, wenn im Maschinenraum gerade Platz ist.

Andererseits bröselt die Beschichtung auch am meisten in den Bereichen, wo die Motorraumverkleidung bewegt wird. Und dieser vordere Bereich ist gut zugänglich für eine Erneuerung auch mit dem Diesel an seinem Platz.

Zudem zeigten sich in diesem Beispiel genau dort auch größere Lücken, die zu schließen sich am meisten lohnt.

Das Entfernen des alten Dämmmaterials geht einfach per Hand. Ein Stecheisen oder Spachtel kann helfen. Es zeigte sich, dass der alte Kleber noch sehr gut hielt und zusammen mit einem netzartigen Trägermaterial an den Wänden des Motorraums zurückblieb. Dies lässt sich beim Abreißen des Schaumstoffs aber nicht vermeiden.

Die gesamte Erneuerung der Motorraum-Dämmung war mit zwei Personen an einem Tag erledigt. Über die Hälfte der Zeit muss für das Entfernen der alten Dämmung eingeplant werden. Diese Arbeit ist später zwar nicht mehr sichtbar, ist aber wichtige Voraussetzung für den Halt des neuen Dämmmaterials.

Das benötigte Werkzeug ist simpel und meist schon vorhanden. Beim Messer ist eine scharfe, glatte Klinge am besten geeignet.Foto: Michael RinckDas benötigte Werkzeug ist simpel und meist schon vorhanden. Beim Messer ist eine scharfe, glatte Klinge am besten geeignet.

Kleberreste entfernen

Die Kleberreste müssen entfernt werden, um sicherzustellen, dass die neuen Platten auch gut halten. Abschaben mit einem Stecheisen ist extrem mühsam, da der Kleber das Werkzeug nach nur wenigen Zentimetern umhüllt und völlig stumpf macht. Deswegen empfiehlt es sich, mit einem Tuch und Lösungsmittel die Kleberreste anzulösen. Dann lassen sich Gewebe, Kleber und anhaftende Schaumkrümel mit dem Stecheisen abkratzen.

Nach dem recht mühevollen Durchgang ist die Oberfläche aber noch bei Weitem nicht vollständig von Kleberrückständen befreit. Ein weiterer Durchgang mit Lösungsmittel ist angeraten. Hier eignet sich etwa Aceton. Bei Teilen der Motorraumverkleidung, die abgebaut werden können, empfiehlt es sich, diese Arbeit im Freien zu erledigen. Im Boot selber muss für möglichst gute Durchlüftung gesorgt werden und eine Atemschutzmaske ist Pflicht.

Ist der Kleber ein zweites Mal mit Lösungsmittel benetzt, kann jetzt auch mit einem breiteren Spachtel gearbeitet werden. Die Kleberreste lassen sich schon leichter von der Oberfläche lösen. Dennoch ist es hilfreich, den Spachtel regelmäßig mit Lösungsmittel zu reinigen.

Der Arbeitsbereich sollte zudem vorher mit Folie abgedeckt werden, denn die eventuell herunterfallenden Kleberreste sind extrem hartnäckig auf Bodenbrettern oder in der Motorbilge. Außerdem ist es hilfreich, ein großes Sperrholzbrett als Arbeitsfläche vorzubereiten. Das hilft spätestens beim Zuschneiden der Dämmplatten.

Maß nehmen und Schaumplatten zuschneiden

Das Ausmessen und Zuschneiden geht recht einfach vonstatten und erfordert nur bei beweglichen Teilen wie Klappen etwas mehr Überlegung. Hier muss alles möglichst dicht abschließen, aber dennoch leicht zu öffnen und zu schließen sein.

Außerdem sind die vorher bestehenden Lücken zu berücksichtigen und entsprechend großzügiger einzuplanen. Besonders die Stellen, an denen der wegnehmbare Teil des Niedergangs ansetzt, kann eine Überlappung sinnvoll sein. Dazu wird der überstehende Teil schräg angeschäftet. Hier ist genaues Messen und auch etwas Augenmaß gefragt. Mit einem wasserfesten Marker anzeichnen. Es hat sich gezeigt, dass dafür die Oberseite mit der Alufolie am besten geeignet ist. Keine Sorge: Wenn etwas falsch angezeichnet wurde, können die Striche ganz einfach mit dem Lösungsmittel weggewischt werden.

Beim Schneiden des Materials ist es aber ein entscheidender Vorteil, von oben hineinzuschneiden, denn sobald das Messer mit dem Kleber auf der Rückseite in Berührung kommt, verklebt die Klinge. In der Folge schneidet das Messer nicht mehr, weil die Klinge hängen bleibt. Dann ist es hilfreich, regelmäßig die Klinge mit Lösungsmittel zu reinigen. Es vereinfacht den Zuschnitt, von oben und nicht ganz durchzuschneiden, dann das Material an der Schnittkante umzuklappen und den letzten Millimeter mit dem Kleber gesondert zu durchtrennen.

Schaumstoff aufkleben

Ist ein Segment zugeschnitten, nicht direkt die Schutzfolie von der Klebfläche ziehen, sondern zuerst anhalten und schauen, ob die Ecken genau passen oder Aussparungen nötig sind. Passt alles, kann aufgeklebt werden. Der Klebstoff haftet stark, deswegen empfiehlt es sich bei größeren Segmenten, nur einen Teil der Schutzfolie abzuziehen, die Ecke auszurichten, anzudrücken, dann erst Stück für Stück die Folie weiter abzuziehen und derweil die Platte weiter anzukleben. So kann man nicht versehentlich irgendwo festkleben. Bleibt noch, die Platte auf der ganzen Fläche und an den Rändern ordentlich anzudrücken.

Bei komplizierteren Formen kann ein schrittweises Vorgehen sinnvoll sein, also: ein Segment ausmessen, zuschneiden, ankleben und dann das nächste ausmessen und fortfahren.

Kanten und Stöße abkleben

Dazu wird das spezielle Aluminiumtape verwendet. Es ist auf der Klebefläche ebenfalls mit Schutzfolie ausgestattet. So kann es einfach angehalten und passend zugeschnitten werden, bevor die Folie entfernt wird. Bei den unteren Kanten kann es einfacher sein, das Tape schon vor dem Ankleben der Schaumstoffsegmente aufzukleben. Die Stellen sind danach schwer zugänglich.

Das ist definitiv der schönste Teil der Arbeit. Auch wenn eine Schnittkante etwas gezackt war – jetzt mit dem Tape wird sie silberglänzend und schier. Optisch macht der Maschinenraum jetzt schon einen sehr guten Eindruck.

Lohnt sich eine neue Motorraum-Dämmung?

Aber was hat die Erneuerung der Motorraum-Dämmung für den Schallschutz gebracht? Haben zehn Millimeter mehr Materialstärke und geschlossene Lücken bei Motorfahrt einen positiven Einfluss auf die Geräuschentwicklung unter Deck? Wir haben vor dem Entfernen der alten Dämmung den Schalldruck gemessen.

Die Schallmessung wurde vor und nach der Erneuerung der Dämmung am Kartentisch und mit unterschiedlichen Drehzahlen durchgeführt.Foto: Michael RinckDie Schallmessung wurde vor und nach der Erneuerung der Dämmung am Kartentisch und mit unterschiedlichen Drehzahlen durchgeführt.

Die Messung ergab, dass das Motorengeräusch unter Deck wie erwartet leiser geworden ist. Die größte Änderung zeigte sich bei 1.500 Umdrehungen mit vier Dezibel und 2.500 mit zwei Dezibel weniger Schalldruck. Die Schallenergie wurde um 75 Prozent und die Lautstärke um etwa 25 Prozent reduziert.

Das sind tolle Werte, dennoch ist der Motor bei Marschfahrt im Salon noch deutlich hörbar, nur eben nicht mehr ganz so laut wie vorher. Außerdem erstrahlt der Motorraum in neuem Glanz, es macht jetzt richtig Spaß, an der Maschine zu arbeiten, und man kann sich sogar auf die nächsten Wartungsarbeiten freuen. Hier erfahren Sie welche Wartungsarbeiten zu jeder Saison nötig sind. Außerdem haben wir für Sie eine Übersicht, während der Saison regelmäßig geprüft werden sollte.

Natürlich segelt man im besten Fall die meiste Zeit, doch wenn der Wind einmal schwächelt und in der Flaute doch die Maschine für einige Stunden laufen muss, lässt es sich auch unter Deck besser aushalten.


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