Trailer-SpecialWartung – so bleibt der Bootsanhänger technisch fit

Jochen Rieker

 · 31.03.2024

Trailer-Special: Wartung – so bleibt der Bootsanhänger technisch fitFoto: YACHT/B. Scheurer
Trailer-Wartung: So bleiben Bootsanhänger technisch fit
Viele Eigner von Trailerbooten schenken ihrem Bootsanhänger kaum Beachtung. Dabei unterliegt er ähnlichen Wartungsintervallen wie das Zugfahrzeug. Worauf es beim Service ankommt, warum er sich lohnt

Oft werden sie nur zweimal im Jahr überhaupt bewegt – zum Ein- und Auswassern. Mitunter kommt noch eine längere Urlaubsfahrt hinzu. Und nur in seltenen Fällen werden Bootsanhänger mehrfach pro Saison an- und abgekuppelt. Während das Transportgut, das obenauf liegt, fast schon wie ein Familienmitglied geliebt und entsprechend behandelt wird, gilt das für den fahrbaren Untersatz nur höchst selten.

Kein Wunder: Wer selten einen Trailer im Schlepp hat, wird kaum je warm mit ihm. Wer ihn häufig am Haken hat, verfügt zwar über die nötige Routine und Rangierpraxis, fühlt sich gleichwohl vom Tempolimit auf Langstrecken arg gebremst. So ist die Beziehung von Bootseignern zu ihren Trailern manchmal bestenfalls ambivalent, kaum jedoch innig.

Das sieht man vielen denn auch an, die sich sommers auf den Abstellplätzen reihen. Rostläufer an den Bremstrommeln, fest­gebackenes Fett an den Stützen, poröse Reifenflanken, zersplitterte Rückstrahler, längst abgelaufene Plaketten für die Haupt­unter­suchung auf gern verbogenen Kennzeichen – ein trauriger Anblick, der durchaus Besorgnis erregen kann. Denn die Leiterrahmen, die da vor sich hin gammeln, müssen in Fahrt Hunderte Kilogramm Last sicher tragen und verzögern, bei Klein­kreu­zern auch ein bis zwei Tonnen.

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Führende Hersteller wie Brenderup, Harbeck, Ohlmeier und Vanclaes schreiben zwar teils enge Wartungsintervalle vor, Brenderup etwa alle drei, sechs und zwölf Mo­nate. Sie liefern mit den Fahrzeug­papieren sogar dezidierte Prüflisten mit. Doch in der Realität denken viele Eigner oft nur alle zwei Jahre vor der Hauptunter­suchung über den technischen Zustand ihres Hängers nach. Motto: Was soll schon sein?!

Dieser Artikel ist Teil eines Trailer-Specials:

Da Trailer kaum bewegliche Teile und schon gar keinen Antrieb haben, gelten sie als vermeintlich simple Technik, was sie im Wesentlichen auch sind. Doch anders als bei einem reinen Lagerbock wirken auf sie beachtliche dynamische Kräfte; und diese sind im Ernstfall allemal in der Lage, das Zugfahrzeug samt Besatzung in die Bredouille zu bringen, wenn auf der Autobahn etwa der Dämpfer der Auflaufbremse versagt, die Kugelkupplung an der Deichsel öffnet oder nach dem Winterlager die Bremsbeläge an der Bremstrommel festsitzen.

Ein Teil der nötigen Prüf- und Wartungspunkte lässt sich gut in Eigenregie erledigen, etwa die Überprüfung der Kupplungsstecker oder der Ersatz defekter Glühlampen. Wer über eine Fettpumpe verfügt, kann auch die Deichsel abschmieren. Einige Arbeiten aber sind sicherheitskritisch und sollten im Zweifel nur vom Fachmann durchgeführt werden, darunter die Einstellung der Bremsen.


Kupplung und Bremsen

Nichts für Novizen! Diese Komponenten gehören in kundige Hände, denn von ihnen hängt Ihre eigene Sicherheit und die Ihres Bootes ab. Der zeitliche Aufwand ist überschaubar, und ein Austausch von Komponenten kommt meist nicht teuer, sollten Brems­beläge, -gestänge, -züge oder die Kugelkupplung verschlissen sein. Die meisten Anhängerhersteller schreiben die Kontrolle und gegebenenfalls Wartung alle zwölf Monate vor. Spätestens vor jeder Haupt­untersuchung aber ist ein Check unerlässlich. Um das Festrosten der Bremsbeläge zu vermeiden, den Trailer nach dem Wassern trockenfahren und nie lange mit gezogener Handbremse abstellen.

Kugelkupplungen haben oben oder wie hier seitlich eine Verschleißanzeige. Weicht diese aus dem grünen Sollbereich ab, muss sie ersetzt werden. Bolzen wenn nötig nachziehen
Foto: YACHT/B. Scheurer

Räder und Reifen

Zu den wichtigsten Prüfpunkten am Fahrwerk, die man dem Profi überlassen sollte, zählen Radlager, Radnaben und – wenn vorhanden – die Federungs­elemente. Das übliche Wartungsintervall dafür beträgt in der Regel zwölf Monate oder 10.000 Kilometer. Dagegen ist die Kontrolle von Rädern und Reifen alle drei Monate fällig und kann auch von Laien vorgenommen werden. Achten Sie dabei auf das Laufbild im Reifenprofil; bei einseitigem Verschleiß sollten Sie vor der nächsten längeren Fahrt einen Servicetermin in der Werkstatt vereinbaren.

Anhängerreifen sind oft höher belastet  als die des Zugfahrzeugs. Deshalb ist der korrekte Druck wichtig, er beträgt bis zu 4 bar. Prüfen Sie auch den Druck des Reserverads.
Foto: YACHT/B. Scheurer

Stützrad

Die Stütze, die das Bugrad führt, lässt sich in der Höhe justieren, um das Ankuppeln zu erleichtern. Dazu verfügt sie über einen Spindeltrieb. Der trägt zwar nur 25 bis 100 Kilo Gewicht, je nach Anhängelast, sollte sich aber dennoch leicht drehen lassen. Deshalb und zum Schutz vor Korrosion ist die Spindel reichlich mit Fett geschmiert. Dieses verteilt sich bei jedem Kurbelvorgang etwas auf Stütze und Führungsrohr; zudem kann es bei langen Regenfahrten partiell ausgewaschen werden. Daher auf eine ausreichende Füllung mit frischem Fett achten. Die Arbeit erfordert keine Spezial­kenntnisse und kann auch vom Eigner erledigt werden. Sie ist einmal alle zwei Jahre fällig und dauert nur fünf Minuten.

Wer kein Zugfahrzeug zur Verfügung hat, muss zum Entlasten des Anhänger-Stützrades einen Wagenheber zu Hilfe nehmen. Auf ausreichende Hubhöhe achten
Foto: YACHT/B. Scheurer

Lampen und Leuchtmittel

Die häufigsten Defekte an Bootsanhängern gibt es im Bereich der Elektrik. Zum einen setzt ihr beim Slippen Wasser zu, zum anderen leiden die Lampen und Reflektoren unter Steinschlag und Vibrationen bei der Fahrt – zumal die Qualität der Komponenten selbst bei namhaften Trailerherstellern zu wünschen übrig lassen kann. Plastik­gehäuse und Streuscheiben brechen schon beim leichten Touchieren, und oft stammen die eingesetzten Leuchtmittel aus minderwertiger Produktion – denn langlebige, wasserdicht vergossene LED-Lampen kosten ein Vielfaches der Billigware. Da der Hänger für ein 25-Fuß-Boot in der Regel acht Reflektoren und sechs Lampen mit insgesamt 16 Glühbirnen spazieren fährt, sind Ausfälle programmiert. Das können und sollten Sie vor jeder längeren Fahrt tun: Leuchten auf Funktion prüfen, Gehäuse auf Risse und Undichtigkeiten, Fassungen mit Kontaktspray einsprühen, defekte Lampen sofort tauschen.

Typischer Steinschlagschaden am Reflektor des Radkastens. Ein Ersatzteil für kaum mehr als einen Euro, das bei der Hauptunter­suchung jedoch die Plakette kosten kann
Foto: YACHT/B. Scheurer

Kabel und Stecker

Fast genauso anfällig wie die Lampen sind die notwendigen Steckverbindungen und Kabel. Insbesondere die heute meist 13-polig ausgeführten Stecker für die Stromversorgung durch das Zugfahrzeug sowie die Kupplungsdose für die abnehmbare Lichtleiste am Heck des Hängers leiden beim Einwassern über die Slipbahn. Das gilt auch für nicht fachgerecht ausgeführte Kabelverbindungen, etwa zu den permanent am Rahmen vernieteten Seiten­markierungsleuchten. Dringt hier Salzwasser ein, kommt es unweigerlich zu Korrosions­schäden. Auch das im Bereich der Hängerkupplung frei fliegende Kabel kann zum Ausfall der Hängerbeleuchtung führen – etwa durch Schamfilen am Rahmen. Ein Scheuerschutz sollte hier Standard sein; fehlt er, lässt er sich in Form einer Kunststoffspirale passenden Durchmessers leicht und kostengünstig nachrüsten.

Erst zwei Jahre alt, immer mit Kontaktspray geschützt – und schon ein Patient. Dieser Kupplungsstecker zur Lichtleiste sollte beim nächsten Service getauscht werden
Foto: YACHT/B. Scheurer

Sonstiges

Bei der Hauptuntersuchung werden vor allem Fahrwerk, Kupplung, Bremsen, Reifen und Elektrik überprüft. Es gibt jedoch andere Komponenten, die ebenfalls sicherheitsrelevant sind und zwingend eine Reparatur erfordern. Am YACHT-Trailer etwa fiel beim Wartungs­termin ein Ermüdungsbruch an der Schweißnaht der Maststütze auf. Unbemerkt hätte er beim Transport zum Verlust des Riggs und anderen schweren Folgeschäden führen können.

Unzureichende Fixierung des Führungsrohrs der Maststütze. Hier drohte durch Windlast und Vibrationen ein Totalabriss
Foto: YACHT/B. Scheurer


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