Propeller sind sehr empfindliche Komponenten. Bereits geringfügige Schäden können ihre Effizienz erheblich mindern. Dies führt zu schlechteren Fahreigenschaften und einem erhöhten Kraftstoffverbrauch.
Bei einer Unwucht – etwa durch beschädigte Propellerflügel oder Muschelbewuchs – können Wellen, Lager und Getriebe ernsthaften Schaden nehmen. Auch starke Verunreinigungen haben ähnliche Auswirkungen. Sie verursachen zwar nicht unbedingt Schäden, erhöhen jedoch den Wasserwiderstand und verringern dadurch die Effizienz des Propellers, die ohnehin nicht optimal ist. Um Bewuchs am Propeller und die damit verbundenen Probleme zu vermeiden, gibt es spezielle Antifouling-Beschichtungen für Propeller.
Zur Einordnung: Die Spitze eines 14-Zoll-Propellers der hinter einem mit 2:1 übersetzten Getriebe werkelt, bewegt sich beispielsweise bei 2000 Motorumdrehungen in der Minute mit 67 km/h durch das Wasser. Dabei verhält sich diese Geschwindigkeit je nach Getriebeübersetzung linear zur Drehzahl. In diesem Beispiel bedeutet die Verdopplung der Motorumdrehungen somit schon gut 130 km/h durchs Wasser.
Bei eher langsam drehenden Verdrängerdieseln ist das weniger relevant, bei schnell laufenden Aussenbordern oder Z-Antrieben jedoch durchaus. Denn: „Je glatter die Oberfläche des Propellers ist, desto höher ist sein Wirkungsgrad“, weiß Jens Dohrand, Vertriebsleiter beim Propellerhersteller SPW. Und hier beginnt das Problem: Auf einem so schnell bewegenden Gegenstand mit glatter Oberfläche in einem abrasiven Medium wie mit Sand versetztem Seewasser einen Propeller-Bewuchsschutz dauerhaft zum Halten zu bekommen, ist nicht einfach. Zugleich ist genau diese schnelle Bewegung eine Eigenschaft, die sich einige Produkte zu Nutze machen, doch dazu später mehr.
Wie bei den Produkten für den Rumpf gibt es auch beim Propeller-Bewuchsschutz verschiedene Wirkprinzipien: Biozidhaltig jeweils als Hart- oder Weichantifouling, sowie biozidfrei. Diese Anstriche verfügen dann meist über sehr glatte Oberflächen, von denen bei der schnellen Bewegung der Bewuchs schlicht abgleitet. Alternativ gibt der Hersteller Hempel an, dass sein Silic One eine Oberfläche erzeugt, die von Wasserlebewesen und Bewuchs als Wasser angesehen wird. Darauf lassen sie sich jedoch logischerweise nicht nieder.
Bei den biozidhaltigen Produkten gilt es zu prüfen, ob diese im jeweiligen Heimatrevier erlaubt sind. In den Niederlanden etwa gelten sehr strenge Zulassungsvorschriften für den Propeller-Bewuchsschutz. Darunter fallen auch die für die Propeller. Produkte ohne Zulassungsnummer dürfen nicht verwendet und verarbeitet werden, spezielle biozidhaltige Propellerantifoulings mit NL-Zulassungsnummer gibt es nicht, sodass hier eigentlich immer auf biozidfreie Produkte zurückgegriffen werden muss. Alternativ kann auch ein zugelassenes Antifouling für den Rumpf ausprobiert werden.
Ob ein biozidhaltiges Produkt überhaupt erforderlich ist, ist eine Frage des Reviers. Der Bewuchsdruck etwa auf Süsswasserrevieren ist meist deutlich geringer als auf Salzwasser. Dort wiederum wächst in strömenden Bereichen weniger als in stehendem Wasser. „Die Bewuchslage ist aber sehr komplex. Das kann sich Jahr für Jahr ändern, es ist eben Natur. Mal blühen die Pocken und alles ist zugewachsen, mal ist das Wasser eher zu kalt und der Bewuchs ist deutlich schwächer. Auch der Röhrenwurm ist immer weiter auf dem Vormarsch“, berichtet Dohrand aus Gesprächen mit vielen seiner Kunden. So gilt es also ein Gefühl zu entwickeln, wie sich der Bewuchs auf dem Heimatrevier verhält. Als Faustregel gilt aber: Was als System auf dem Rumpf funktioniert, wird auch auf dem Propeller wirksam sein. Natürlich hilft es bei einem Revierwechsel auch immer, die ortsansässigen Wassersportler nach ihren Erfahrungen zu fragen.
Ähnlich wie beim die Anstrichen für den Rumpf gibt es auch für den Antrieb keine dauerhafte Lösung. Einige Produkte, besonders die auf Silikonbasis, versprechen mehrjährige Wirksamkeit, andere können in mehreren Lagen aufgetragen werden und halten so länger. Wenn das Boot jedoch regelmäßig an Land ins Winterlager geht, spielt die Haltbarkeit freilich eine untergeordnete Rolle.
Zuletzt spielt bei der Auswahl des geeigneten Propeller-Bewuchsschutzes noch das Material des Propellers und des Antriebs eine Rolle. Wie beim Rumpf kann auf einem Aluminiumpropeller nicht jede Farbe verwendet werden. Kupferhaltige Produkte können zu elektrolytischer Korrosion führen, sie sollten nicht verwendet werden. Einige Hersteller geben an, dass das bei Verwendung eines Primers dennoch möglich ist. Das stimmt, so lange alle Oberflächen vollständig mit dem Voranstrich bedeckt sind. Ist das nicht mehr der Fall, etwa durch eine Beschädigung durch Treibgut oder Grundkontakt mit dem Antrieb, können Schäden durch Elektrolyse die Folge sein.
Das Aufbringen von Propeller-Bewuchsschutz gestaltet sich bei allen Systemen zumindest ähnlich. Um eine gute Haftung auf dem glatten, sich schnell bewegenden Untergrund zu erzielen, ist zunächst eine sehr gute Vorbereitung der Oberfläche erforderlich. Metallisch blank bei Propellern aus Bronze oder eine gute haftende Beschichtung auf dem Antrieb oder auf Aluminiumpropellern sind die Voraussetzung. Dann zuerst entfetten. Bei einigen Produkten darf dies nicht mit Aceton erfolgen, sondern muss mit Spiritus erledigt werden. Dann sollte der Untergrund angeschliffen werden. Die Körnung ist je nach Produkt verschieden. Manchmal reicht auch die Vorbereitung mit einem Scotchbrite-Fließ.
Im Anschluss reinigen und erneut entfetten. Im Propspeed-Kit sind sogar eigens Tücher hierfür enthalten, um einen optimalen Untergrund für die erste Lage zu erhalten. Dieser Primer sorgt einerseits für eine gute Haftung auf dem Propeller und erzeugt seinerseits eine Oberfläche, auf der das eigentliche Antifouling gut haftet. Das ist nicht anders, als beim Schichtaufbau am restlichen Rumpf. Bei Hempels Silic One ist zwischen Primer und Deckschicht eine dritte Lage namens Tie Coat erforderlich. Die Primer sind oft zweikomponentig und basieren auf Epoxidharz. Deshalb haben sie bestimmte Temperatur und Verarbeitungfenster, die genau eingehalten werden müssen. Auch die Überstreichintervalle sind je nach Produkt unterschiedlich. So muss etwa Hempels Ecopower Spray in den noch klebrigen Primer aufgebracht werden.
Guten Rat geben auch die Datenblätter der Hersteller, in denen die Verarbeitung genau erklärt ist. Diese sollte man vor der Verarbeitung genau lesen und einen Plan machen, wie der Schichtaufbau optimal gelingt. Dabei spielt auch das Wetter eine Rolle: Die Luftfeuchtigkeit darf nicht zu hoch, die Temperaturen nicht zu niedrig sein. Die Überarbeitungsintervalle verändern sich je nach Temperatur, wer also vermeiden will, mitten in der Nacht den nächsten Anstrich aufbringen zu müssen, braucht einen guten Plan. Anders als bei der Beschichtung des gesamten Rumpfes, gibt es beim Propeller einen Vorteil: Er kann abgebaut und mitgenommen in die heimische Werkstatt werden. Dort kann man bei kontrollierten Umgebungsbedingungen und mit kurzen Wegen zur Arbeit die Beschichtung aufbringen.
Welches Produkt sollte man also wählen, wenn es Probleme mit Bewuchs gibt? Zunächst einmal: Wenn es keine gravierenden Probleme mit Bewuchs gibt: Gar keins. Denn auch schon die Beschichtung selbst vermindere, so der Experte, wenn auch nur in geringem Umfang den Wirkungsgrad. Auf Revieren mit schwachem Bewuchsdruck, muss nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden. Eine jährliche Reinigung samt Politur, eventuell auf Teflonbasis, kann schon ausreichen, um den Prop bewuchsfrei durch die Saison zu bringen. Gut bewährt hat sich auch so genanntes Propellerfett als Propeller-Bewuchsschutz.
Wer jedoch auf einem Revier liegt, in dem sich Pocken oder Röhrenwürmer schnell an exponierten Stellen festsetzen, muss handeln. Bestehen Antrieb und Propeller aus Aluminium, scheiden dann kupferhaltige Produkte aus. Zu groß die Gefahr, dass es bei Beschädigungen im Primer zu elektrolytischer Korrosion kommt. Dann stehen nur biozidfreie Farben oder Produkte auf Silkonbasis zur Auswahl. Besteht der Antrieb aus Welle und Schraube aus Bronze, so können auch biozidhaltige Farben verwendet werden. Hierbei auf die Zulassung im Heimatrevier achten. Ein selbstpolierendes Antifouling auf dem sich schnell bewegenden Propeller erscheint nur sinnvoll, wenn sehr wenige Motorstunden zu erwarten sind, denn dann ist der Verschleiß in etwa identisch zu dem auf dem Rumpf. Soll viel gefahren werden, ist die Farbe alsbald verschlissen und die Wirkung dahin. Dann bleiben nur Hartantifoulings die wiederum nur wirken dank ihres Biozidgehaltes.
Was auf allen Antriebsarten und Revieren aufgebracht werden kann, sind Antihaft-Beschichtungen, meist auf Silikonbasis. Sie sind biozidfrei, Zulassungs- oder Korrosionsprobleme gibt es damit nicht. Die Idee dieser Farben erscheint besonders geeignet auf Propellern: Die Oberfläche bietet Bewuchs kaum eine Möglichkeit sich an ihr zu verankern, weil sie sehr glatt ist. Kommt da dann noch die schnelle Rotation hinzu, kann man sich gut vorstellen, wie sich die Oberfläche quasi von selbst von Bewuchs befreit, sobald sich der Propeller dreht.
Eine breit angelegte Studie in den Niederlanden im Jahr 2020 hat gezeigt, dass Silic One von Hempel auch auf strömenden Salzwasserrevieren recht gute Ergebnisse erzielte. Leider zeigte es auf stehendem Salzwasser kaum Wirkung. Getestet wurde jedoch auf Platten, die im Wasser hingen, im Vergleich zu den sich bewegenden Propelleroberflächen also eine ganz andere Anwendung. Dennoch: Herrscht Bewegung entlang der Oberfläche, konnte das Produkt seine Wirksamkeit unter Beweis stellen.
Nachteil der Silikonprodukte: Sollte die Wirksamkeit auf dem eigenen Boot, warum auch immer, ausbleiben, ist ein Wechsel auf andere Produkte schwierig, da Silikon auch nach Entfernung, für Probleme bei einer Neubeschichtung sorgt.
Was die Studie in den Niederlanden jedoch sehr klar zeigte: Besonders auf Süsswasserrevieren war schon Melkfett auf den Testplatten ausreichend, um Bewuchs zu verhindern. Will sagen: Es gibt Reviere mit sehr geringem Bewuchsdruck, die man dann auch nicht mit Bioziden unnötig belasten sollte.
Eines besagen die detaillierten Anweisungen der Hersteller jedoch eindrücklich: Wenn man sich für eine bewuchsabwehrende Beschichtung für den Propeller entscheidet, dann ist bei deren Applikation größte Sorgfalt erforderlich. Richtig angewendet aber sollte die Schutzschicht für guten Wirkungsgrad unter Maschine sorgen und dabei auch noch Kraftstoff sparen und den Verschleiß reduzieren.