Ankern ist herrlich, viel schöner, als dicht an dicht mit anderen Yachten im Hafen zu liegen. Wenn das Grundgeschirr dann allerdings wieder zurück an Bord kommen muss, ist Arbeit gefordert. Handelt es sich um ein auf das Schiffsgewicht abgestimmtes Eisen – und nicht gerade um einen „Kaffeeanker“ –, kommen schon bei einem zehn Meter langen Schiff etwa 100 Kilogramm zusammen, die Hand über Hand eingeholt werden müssen. Hat sich der Anker dann auch noch gut eingegraben oder nimmt der Wind zu, wird zum Zerren und Reißen an der Kette auch noch Motorunterstützung nötig. Denn von Hand wird der Haken dann kaum noch einzuholen sein.
Eine elektrische Ankerwinde leistet an dieser Stelle großartige Dienste. Von manchen Seglern wird sie als Luxusgut angesehen – völlig zu Unrecht jedoch. Neben der Erleichterung der Einholarbeit bewirkt sie nämlich vor allem eines: Sie erleichtert die Entscheidung, gegebenenfalls neu zu ankern. Ohne Winsch wird die Crew optimistischer sein, dass der ausgeworfene Haken „schon noch halten“ wird.
Ist ein elektrisches Modell an Bord, spricht nichts dagegen, das Manöver per Knopfdruck noch einmal zu wiederholen und den Haken ein weiteres Mal auszubringen. Somit ist die Winsch durchaus auch ein Sicherheitsfaktor.
Das Angebot an Winden ist sehr groß. Zwei Modellarten sind am häufigsten vertreten: horizontale und vertikale Ankerwinschen. Während der horizontale Typ an Deck werkelt und die Kette durch eine Klüse in den Ankerkasten fallen lässt, sitzt der Antrieb der vertikalen Winde wasserdicht unter Deck. Nur die Kettennuss arbeitet oben und befördert die Kette in den Kasten.
Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Vorteil der horizontalen Winde ist vor allem die einfache Aufputzmontage an Deck oder im Ankerkasten. Nachteilig sind die ungeschützte Positionierung in Wind und Wetter auf dem Vordeck. Außerdem läuft die Kette nur etwa 90 Grad um den Zahnkranz herum und kann deshalb leichter abspringen als bei der anderen Bauart.
Die vertikale Winsch bietet mit einem 180-Grad-Kettenumlauf mehr Haltekraft für die Kette. Nachteil ist, dass die Kette waagerecht aus der Winsch über Deck zur Ankerrolle laufen muss, was bei Schiffen mit hohem Süll – wie in unserem Beispielfall – nicht ohne Umlenkung möglich ist. Umlenkrollen an Deck schaffen aber Reibungspunkte und können als Stolperfallen wirken. Außerdem ragen Motor und Getriebe der unter Deck montierten Winsch je nach Bootstyp und Größe möglicherweise weit in die Vorschiffskabine hinein.
Auf dem Beispielschiff war zuvor eine manuelle Ankerwinsch montiert, die allerdings in die Jahre gekommen war. Als Ersatz wurde wieder eine horizontale Ankerwinde gewählt.
Die meisten Winden können mit verschieden großen Kettennüssen und in verschiedenen Leistungsstärken geliefert werden. Die Dimensionierung für ein Schiff erfolgt anhand zweier Messgrößen: der Leistung in Watt und der Zugkraft. Für Letztere sind wiederum zwei Werte angegeben: die Arbeitslast und die mögliche Höchstkraft. Während die Winde beim Einholen lediglich mit dem Gewicht von Anker und Kette klarzukommen hat, muss sie beim Ausbrechen viel größere Kraft aufbringen.
Die Ankerwinsch sollte ferner so gewählt werden, dass die Arbeits-Zugkraft noch etwas Spiel zum Anker- und Kettengewicht aufweist, denn mit der Kette wird häufig Schlamm an die Oberfläche geholt, der das Gewicht erhöht. Die Spitzenzugleistung der Winsch sollte weit über dem Gewicht des Grundgeschirrs liegen.
Die gewählte Ankerwinsch vom Typ Quick Genius GP2 wird auf vielen Charterbooten verbaut und hat sich dabei als wenig anfällig erwiesen. Vier Modelle zwischen 150 und 800 Watt sind erhältlich. Das größte Modell 2000 hat eine angegebene Arbeitslast von 120 Kilogramm, kommt jedoch auch mit Arbeitslasten bis 360 Kilogramm klar. Die maximale Zugkraft beim Ausbrechen ist mit 900 Kilogramm vermerkt, womit die Winsch für das zehn Meter lange Schiff mit seinem 100-Kilogramm-Geschirr mehr als ausreichend dimensioniert sein dürfte.
Die Leistung einer solchen Ankerwinsch entspricht in etwa der eines Anlassermotors für die Dieselmaschine. Deshalb ist der Stromfluss sehr hoch, und die Kabel müssen entsprechend stark dimensioniert werden.
Für die Quick Genius GP2 sind bei Betrieb unter Arbeitslast 96 Ampere Stromfluss angegeben. Es sind also Kabelquerschnitte von 35 Quadratmillimetern nötig, die vom Vorschiff in den Maschinenraum gelegt werden. Die Ankerwinsch direkt von der Verbraucherbatterie zu speisen ist wenig ratsam – meist ist es besser, den Dieselmotor zusätzlich anzuwerfen, der durch die Lichtmaschine Strom erzeugt.
Die zumeist verbaute Lichtmaschine eines Bootsdiesels leistet um die 70 bis 80 Ampere Ladestrom, was für den Arbeitsbetrieb der Winde nicht ganz ausreicht. Deshalb wird die Verbraucherbatterie als Puffer in Anspruch genommen. Dabei kann es vorkommen, dass das Licht im Salon bei Betrieb der Winsch zu flimmern beginnt. Um dies zu verhindern, ist es ratsam, eine eigene Batterie für die Ankerwinsch zu montieren, die idealerweise ihren Platz im Vorschiff findet.
Die Automatik-Sicherung für die Winsch sollte im Vorschiff gut erreichbar angebracht werden. Nach der Montage einer Fernbedienung oder zweier versenkter Bedienknöpfe im Deck steht der entspannten Ankerfreude dann nichts mehr im Wege.