Seemannschaft3 Methoden zum gezielten Werfen von Tauwerk

Lars Bolle

 · 23.07.2023

Seemannschaft: 3 Methoden zum gezielten Werfen von TauwerkFoto: YACHT/N. Günter
Wenn der Pfahl beim Anlegemanöver verpasst wurde, muss der Festmacher irgendwie zu ihm hin. Wer dann in bewährter Cowboy-Manier das Lasso schwingen kann, ist klar im Vorteil

Es gibt einige denkbare Szenarien, in denen Leinen geworfen werden. So etwa beim Anlegen zu einer Person an Land. Oder aber es wird versucht, eine Leine um einen Pfahl zu werfen, wenn dieser beim Anlegemanöver verpasst wurde. Auch eine Schlepptrosse wird bei Seegang eher geworfen als per Hand übergeben.

Bei Hafenmanövern sollte der Leinenwurf aber nicht einkalkuliert, sondern eher als letzte Chance einer Landverbindung betrachtet werden. Denn allzu häufig misslingt er und damit auch das Manöver, wenn es mit Wurf geplant wurde.

Dennoch kann das Beherrschen des Leinenwurfes nützlich sein. Wurde etwa beim Anlegen der Pfahl in Lee verpasst, kann nach dem Belegen der Festmacher in Luv versucht werden, den Pfahl per Wurf zu treffen. Ansonsten müsste die Yacht nach achtern verholt werden, bis der Pfahl per Hand erreichbar ist, und anschließend wieder nach vorn an den Anleger.

Tipps zum Leinenwerfen:

  • Ist das Tauwerkbündel zu schwer, kann eine dünne Sorgleine mit einem Gewicht zu der aufnehmenden Person geworfen werden und an dieser dann der Festmacher gezogen werden
  • Man schafft meist weniger Meter, als man denkt, also nicht zu viel vornehmen
  • Nicht auf den Wurf verlassen, er kann schiefgehen
  • Sich selbst gut sichern, um nicht mit Schwung über Bord zu gehen

Für den Fall mit dem Pfahl eignen sich zwei Wurfarten. Und da die Yacht ja schon mit den Luv-Festmachern fest liegt, hat man unendlich viele Versuche. Der Versuch jedoch, ein Auge, hergestellt mittels Palstek, über den Pfahl zu schleudern, wird meist nicht gelingen. Besser ist es, die gesamte Leine zu schleudern, als ein einziges, großes Auge. Das erhöht die Treffergenauigkeit enorm. Dazu muss der Festmacher aber lang genug sein, er läuft ja anschließend auf Slip, also doppelt.

Der Lasso-Wurf

Beim sogenannten Lasso-Wurf wird nur eine Part geworfen.

Die feste Part auf der Klampe sichern, die lose Part in die Hand nehmen oder ebenfalls an Bord sichern. Etwas lose Leine an Bord fallen lassen. Dann die Leine in der Wurfhand ein paar Buchten aufschießen
Foto: YACHT/N. Günter

Beidhändiger Wurf

Bei dieser Methode wird die Leine mit beiden Händen gleichzeitig geworfen. Das erhöht die Treffsicherheit, verringert jedoch die überbrückbare Distanz, da man weniger Schwung in das Tauwerk bekommt als bei einem einhändig ausgeführten Wurf.

Zunächst einige Buchten der Wurfleine aufschießen und dann jeweils gleich viele in jede Hand nehmen. Die lose Part in einer Hand, die feste an Bord sichern
Foto: YACHT/N. Günter

Die Leine übergeben

Die Leine soll einer anderen Person zugeworfen werden, etwa an Land oder beim Herstellen einer Schleppverbindung. Mit dieser Methode lassen sich sehr große Strecken von bis zu zwei Bootslängen oder mehr überbrücken. Die Vorbereitung ist dieselbe wie beim beidhändigen Wurf.

In beiden Händen befinden sich mehrere aufgeschossene Buchten und in der Hand, die schleudert, auch die lose Part
Foto: YACHT/A. Lindlahr

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