Hauke Schmidt
· 29.11.2019
Automatikwesten der 275-Newton-Klasse sind erste Wahl, wenn es um Ausrüstung für Hochseetörns geht. 15 aktuelle Modelle im Test, jetzt im PDF-Download
Rettungswesten der verbreiteten 150-Newton-Klasse funktionieren gut, wie der Test in YACHT 18/2019 gezeigt hat. Jedoch haben sie einen Makel: Sobald ein Segler ohnmächtig ist und Ölzeug trägt, wird er nicht mehr zuverlässig in Rückenlage gedreht. Modelle der 275-Newton-Klasse besitzen etwa doppelt so viel Auftrieb und versprechen, das Problem zu lösen.
In der Amtssprache gemäß ISO 12402, Teil 2 liest sich der Einsatzbereich der Westen wie folgt: "Hochsee unter extremen Bedingungen sowie in Kombination mit Bekleidung, in der sich Luft ansammeln kann." Tatsächlich bedeutet das: Jeder Segler, der Ölzeug trägt, sollte über eine Weste im Maxiformat nachdenken. Denn sobald die Bekleidung dauerhaft wasserdicht ist, besteht die Gefahr, dass die in Jacke und Hose gefangene Luft nicht oder zumindest nicht schnell entweichen kann. Heikel daran ist der zusätzliche Auftrieb. Dieser verteilt sich zwar über den gesamten Körper; es bilden sich aber Blasen im Schulter-, Rücken- und Gesäßbereich.
Vor allem bei weit geschnittener Bekleidung verfügen diese Schwimmringe über ähnlich viel oder sogar mehr Volumen als Rettungswesten der 150-Newton-Klasse. Der Segler trägt quasi eine zweite Weste auf dem Rücken. Ohnmachtssicherheit ist aber nur gewährleistet, wenn die Rettungsweste gegen die Luftpolster arbeiten kann und eine reglos mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibende Person in die Rückenlage dreht, und zwar ohne Unterstützung durch den Seegang.
Die Herstellerangabe ist dabei wenig hilfreich, sie bezieht sich auf den Normtest, und der findet praxisfern in Badebekleidung statt. Daher verwundert es kaum, dass ein mit Ölzeug bekleideter Proband nicht von jeder Weste in Rückenlage gebracht wurde – mehr als die Hälfte der Testwesten scheiterte an dieser Übung.