SegeltechnikEasy Furl: gut gerollter Raumschots-Turbo

Hauke Schmidt

 · 02.11.2017

Segeltechnik: Easy Furl: gut gerollter Raumschots-TurboFoto: Hauke Schmidt
Easy Furl: gut gerollter Raumschots-Turbo

Mit einem speziellen Segeldesign will UK Sails die Vorzüge von Code Zero und Gennaker vereinen. Wir haben den Loop-Akku-Furler von Kohlhoff ausprobiert

Wer raumschots schnell segeln will, setzt auf Gennaker und Code Zero. Doch für kleine Crews sind beide Segel nicht ideal. Der Code lässt sich zwar gut mit einer Rollanlage kombinieren und sicher setzen und bergen, ist aber ein Am-Wind-Segel und steht nur auf Kursen zwischen 40 und 80 Grad scheinbarem Windeinfall gut.

Gennaker bringen auch auf tieferen Kursen den gewünschten Vortrieb, lassen sich aber mehr schlecht als recht mit einer Rollanlage kombinieren. Selbst aufwendige Top-Down-Technik erfordert eine derart feine Abstimmung zwischen Windeinfall, Wickelgeschwindigkeit und Schotzug, dass sich schnell Probleme einstellen – mit zum Teil verheerenden Folgen. Im schlimmsten Fall lässt sich das Segel weder ein- noch auswickeln. Und das geschieht in aller Regel genau dann, wenn es mal schnell gehen muss.

  Easy Furl am Wind. Bis etwa 80 Grad scheinbarem Einfallswinkel kann man hochluvenFoto: Hauke Schmidt
Easy Furl am Wind. Bis etwa 80 Grad scheinbarem Einfallswinkel kann man hochluven

Grades Vorliek, breite Schulter

Mit dem Easy Furl genannten Zwitter bietet UK Sails eine Sorglos-Alternative zum Aufrollen an. Das Vorliek des Segels ist wie bei einem Code Zero gerade geschnitten und fest mit der Antitorsionsleine verbunden, daher lässt es sich mit jedem Endlosfurler aufwickeln. Top-Down-typische Blasen oder das Backspin genannte Rückdrehen der Torsionsleine sind damit ausgeschlossen. Das Segelprofil ist jedoch wesentlich tiefer und der Kopfwinkel stumpfer als bei einem Code Zero. Damit wächst nicht nur die Fläche, sondern das Segel steht auch auf tiefen Kursen besser.

  Raumschots steht das Segel selbst bei 160 Grad Windeinfall noch stabil. Es ist deutlich breiter als ein Code ZeroFoto: Hauke Schmidt
Raumschots steht das Segel selbst bei 160 Grad Windeinfall noch stabil. Es ist deutlich breiter als ein Code Zero

Tatsächlich ist es erstaunlich, wie gut das Segel bei der Erprobung auf der LA 28 von Dirk Manno auch auf tiefen Kursen funktionierte. Trotz des geraden Vorlieks steht es bei 160 Grad scheinbarem Windeinfall noch und liefert guten Vortrieb – und es kann bis etwa 80 Grad an den Wind gegangen werden. Somit entspricht das Einsatzspektrum in etwa dem eines Gennakers – nur dass der Easy Furl seinem Namen beim Bergen alle Ehre macht: Egal ob mit einer manuellen Standard-Rollanlage von Seldén oder per Knopfdruck mit dem Loop EF1500 von Kohlhoff, das Manöver gelang schnell und störungssicher, fast wie bei einer Genua.

Kosten soll das Easy-Furl-Segel in etwa so viel wie ein hochwertiger Gennaker gleicher Größe zuzüglich der nötigen Antitorsionsleine.

Komfort auf Knopfdruck

  Elegant: Der E-Antrieb steckt im Rüssel. Das Vorliek beziehungsweise die Antitorsionsleine wird an der Gabel eingeschäkeltFoto: Hauke Schmidt
Elegant: Der E-Antrieb steckt im Rüssel. Das Vorliek beziehungsweise die Antitorsionsleine wird an der Gabel eingeschäkelt

Neben dem neuen Segel konnten wir die überarbeitete Variante des Loop EF 1500 Akku-Furlers von Kohlhoff ausprobieren. Die neue Version arbeitet mit einem externen 18-Volt-Lithiumakku, daher muss das System zum Laden nicht mehr aus dem Rüssel gezogen werden, und Drehmoment steigt auf 120 Newtonmeter an. Zudem wurde der Außendurchmesser verringert, sodass der Furler nun auch in dünnere Rohre bis 63 Millimeter Innendurchmesser passt.

  Zwei Knöpfe genügen: Die Funkfernbedienung steuert den FurlerFoto: Hauke Schmidt
Zwei Knöpfe genügen: Die Funkfernbedienung steuert den Furler

Zum Ausrollen des Segels genügt ein Druck auf die Funkfernbedienung. Beim getesteten Prototypen wurde dadurch noch die Kupplung freigegeben, und das Tuch konnte wie gewohnt per Schotzug abgewickelt werden. Inzwischen wird das Segel komplett elektrisch ausgewickelt.

Das Einrollen funktioniert fast schon spektakulär unspektakulär. Bei etwas loser Schot wickelt der E-Motor das Segel in nicht einmal 14 Sekunden ums Stag, wobei eine sehr kompakte Rolle entsteht. Einziger Wermutstropfen des eleganten Systems: Die Antriebseinheit samt Akku und Fernbedienung soll 2500 Euro kosten.

Weitere Infos zum Easy Furl gibt es bei UK Sails. Die EF1500-Akku-Rollanlage ist bei Kohlhoff erhältlich.

Einen ausführlichen Bericht zum Easy Furl Segel und der Rollanlage finden Sie in YACHT 25/2017. Das Heft ist an 29. November am Kiosk, oder kann sofort hier heruntergelade werden.