Segel-RecyclingNicht nur schicke Taschen – was mit altem Tuch passiert

Segel-Recycling: Nicht nur schicke Taschen – was mit altem Tuch passiertFoto: lumbono GmbH
An den eigenen alten Tüchern selbst Hand anzulegen ist eine großartige Möglichkeit für individuelle Mode und Wohnaccessoires
Gebrauchte Tücher sind ein gefragter Rohstoff für individuelle Textilien oder maritime Wohnaccessoires. Aber es geht noch mehr: Eine besondere Membran kann sogar komplett und sortenrein recycelt werden, und auch neue Segel können komplett aus wiederverwerteten Materialien hergestellt werden

Was passiert eigentlich mit dem alten Segel? Es als Ersatz für den Notfall an Bord mitzuführen dürfte nur für die wenigsten eine Option sein. Ein Weiterverkauf per Kleinanzeige wird – je nach Zustand – auch nur bedingt auf Nachfrage stoßen. Also Dachboden oder Mülltonne?

Dass beides keine gute Idee ist, weiß etwa Sabine Moormann, Folkeboot-Eignerin, leidenschaftliche Seglerin und Gründerin der Modemarke 8 Beaufort. Unter dem Label stellt die Hamburgerin mit ihrer Firma Schuhe aus Segeln her, die ausrangiert wurden.

Ansätze wie jener von 8 Beaufort liegen im Trend. Es gibt europaweit Dutzende ähnlicher Initiativen, um aus alten Segeln Neues zu erschaffen. Zigtausende Quadratmeter Polyester- oder Dyneema-Gewebe sowie immer mehr Laminate entstehen Jahr für Jahr allein für den Segelsport, und nur ein geringer Teil der ausrangierten Garderobe wird bisher wiederverwertet.

Taschen aus Segeltuch sind eine Win-win-Situation

Lange bevor das Thema Nachhaltigkeit omnipräsent wurde, hat Edzard Kramer bereits damit begonnen, alten Segeln mit Hilfe seiner Nähmaschine ein zweites Leben zu schenken. Heute produziert und vertreibt er mit seiner Marke 360° Dutzende von Taschenmodellen, Rucksäcken und auch Wohnaccessoires – alle überwiegend aus alten Segeln hergestellt.

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„Das ist eine Win-win-Situation“, sagt Kramer. „Segler müssen ihre Segel nicht wegwerfen, sondern bekommen bei Abgabe ein bisschen Geld oder eine Tasche aus Segeltuch.“ Trimmfäden, Nähte oder Segelnummern werden dabei zu Hinguckern. Gleiches gilt für die Gebrauchsspuren, sie sorgen für den besonderen Charme der Recyclingtaschen und Lampen.

Doch auch funktional lassen sich einige Materialien recyceln, zwar noch nicht für wiederum neue Segel, dafür allerdings für Beschläge und andere Kunststoffteile. Einen Weg, Segel aus ausschließlich recycelten Materialien herzustellen, gibt es dennoch: aus geschredderten PET-Flaschen! Wir zeigen die spannendsten Entwicklungen rund um das Thema Segel-Recycling klassisch wie modern.


360° Taschen und Rucksäcke: treue Begleiter

Segel-RecyclingFoto: 360°

Taschen und Rucksäcke umfasst das Angebot der Marke 360°. Online kann die Tasche auch selbst gestaltet werden. Ab 130 Euro

8 Beaufort: gut zu Fuß

Segel-RecyclingFoto: 8Bft

Damen- und Herrenschuhe, Accessoires sowie Taschen gibt es vom Hamburger Label 8 Beaufort. Ein Paar Sneaker ab 150 Euro

Elvstrøm Ekko-Serie: aus der Flasche

Segel-RecyclingFoto: YACHT/J. Rieker

Mit der Ekko-Serie bietet Elvstrøm Cruising-Laminate, deren Hauptkomponenten zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Sowohl die lasttragenden Fasern, die Folie, als auch das außen aufgebrachte Taffeta-Gewebe sind aus PET-Flaschen gewonnen und damit nachhaltig produziert. Statt Rohstoffe zu verbrauchen, verringern die Segel den Berg an Plastikmüll, der seit Jahrzehnten unaufhörlich anwächst. Für den Segelsatz eines 38-Fuß-Bootes finden rund 2.000 PET-Flaschen eine neue Verwendung. Zwar verliert Polyester bei der Wiederverwertung knapp zehn Prozent an Festigkeit. Das wird aber durch einen höheren Faseranteil der Ekko-Segel kompensiert.

Beachbreak: starke Mode

Segel-RecyclingFoto: Trendbuster Beachbreak

Vom Kulturbeutel über Laptoptaschen bis zur Jacke aus Kitesegeln reicht die Beachbreak-Kollektion. Umhängetaschen ab 19 Euro

Onesails 4T-Forte-Membran: wiederverwendbare Membran

Segel-RecyclingFoto: EYOTY/L. Fruchaud

Bei Hochleistungs-Segeln kommen in der Regel Aramid und Carbonfasern zum Einsatz, oft auch Mischungen daraus. Einmal zu einem Laminat verbunden, lassen sich die Materialien nicht mehr trennen. Anders bei der 4T-Forte-Membran von Onesails. Sie besteht aus hochfesten Polyethylenfilamenten, ähnlich wie Dyneema. Der Witz dabei: Das Segel besteht ausschließlich aus Polyethylen und kommt ohne Kleber oder Folie aus, daher kann es sortenrein recycelt werden. Neue Segel lassen sich aus dem wiederverwendeten Material bisher leider nicht fertigen, wohl aber Beschläge und andere Kunststoffteile.


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