NachhaltigkeitRecyclingmaterial für Segel von UK-Sails und North Sails

X-Drive Carbon Segel mit recyceltem Film auf einer BM49
Foto: UK-Sails / Irk Boockoff
Neben Elvström setzen auch North Sails und UK-Sails auf wiederverwertete Materialien bei der Segelproduktion. Je nach Anspruch kommen recycelte Folien, Fasern oder Garne zum Einsatz, um den CO2-Ausstoß in der Segelherstellung zu senken, teils mit positiven Nebeneffekten

Wiederverwendetes Material kommt inzwischen bei vielen textilen Produkten zum Einsatz, häufig gehen damit leichte Veränderungen der Produkteigenschaften wie ein höheres Gewicht oder eine etwas geringere Festigkeit einher. Dass es auch anders geht, demonstrieren die X-Drive-Segel von UK-Sails. Bei diesen kommt jetzt eine zu 100 Prozent recycelte Folienbasis von Challenge-Segeltuch zum Einsatz. Das Besondere dabei: Die Folie hat nicht nur einen kleineren CO2-Abdruck, sie besitzt auch eine höhere UV-Beständigkeit als Folien aus neuen Rohstoffen. Damit verlängert sich die Lebensdauer der ohnehin schon als langlebig geltenden X-Drive-Segel. Der Umstieg von klassischem Mylar auf das recycelte Material ist also doppelt nachhaltig. Das ist umso erfreulicher, da die längere Nutzung der Segel auch weniger Abfall entstehen lässt.

North Sails stellt mit Renew ein Recycling-Tuch vor

Noch einen Schritt weiter geht Noth Sails. Das Tuch namens Renew wurde auf der boot Düsseldorf erstmals präsentiert. North-Sails-Präsident Ken Read und Produkt-Chef Tom Davis ließen es sich nicht nehmen, das neue Material persönlich zusammen mit Deutschland-Geschäftsführer Stefan Matschuck vorzustellen. Die Rohmaterialien des Renew-Laminates bestehen zu 90 Prozent aus recycelten oder biobasierten Materialien. Für die Laminate kommen Filme und Garne aus wiederverwertetem Polyester, beispielsweise aus Kunststoffflaschen, und biobasiertes Dyneema zum Einsatz. Biobasiertes Dyneema wird bereits von Taukwerkherstellern wie Gleistein verwendet. Die Zulieferer von North Sails sind zertifiziert (Bluesign und ISCC), was die Bezugsquellen und die Herstellungsprozesse transparent macht, die Umweltverträglichkeit sichert und den ökologischen Fußabdruck dokumentiert.

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Renew ist für Großsegel und Genuas auf Fahrtenyachten von 25 bis 45 Fuß gedacht sowie in mehreren Tuchgewichten, Faserausrichtungen und Komponenten erhältlich. Grundsätzlich stehen zwei Ausführungen zur Wahl: Standard und High Modulus. Die Standard-Variante besteht aus recyceltem Polyester und ist für kleinere Boote gedacht. High Modulus ist zusätzlich mit biobasiertem Dyneema ausgestattet und soll für die größeren Yachten zum Einsatz kommen. Die Laminate aus North Sails’ eigener Tuchfabrikation in Sri Lanka werden im Triradial-Schnitt konventionell verarbeitet. Optisch kommen sie wie handelsübliches Dacron daher, sie sind weiß.

Renew ist erst der Anfang der Initiative

Segel aus Renew-Laminat sollen eine lange mechanische Haltbarkeit aufweisen, wie Tom Davies betont: “Wir sind zuversichtlich, dass ein Renew-Segel dieselbe unschlagbare Haltbarkeit und Profiltreue bietet, die unsere Kunden gewohnt sind.” Das Tuch sei in den konzerneigenen Laboren in den USA und Sri Lanka ausführlich getestet worden und wurde auf sieben Yachten an verschiedenen Orten intensiv in der Praxis erprobt. Renew werde etwa fünf Prozent teurer als vergleichbare Materialien sein. North-Sails-Präsident Ken Read ergänzt: “Renew ist ein cooles Produkt, und man fühlt sich damit auch besser, es hilft den Planeten zu retten. Wir haben die Authentizität von Aussagen zur Nachhaltigkeit sehr bewusst und vollumfänglich überprüft und die Materialien getestet, bevor wir ein so wichtiges neues Produkt am Markt platzieren. Wir wollten zu 100 Prozent sicher sein, dass North Sails hinter dem Nachhaltigkeitsanspruch von Renew stehen kann, auch was die Reduktion des CO2-Fußabdrucks des Segeltuchs betrifft.”

Auch 3Di soll nachhaltig werden

Man sei nicht nur entschlossen, die Produkte fortlaufend zu verbessern, sondern auch nachhaltige Lösungen in größerem Umfang in die Industrie zu tragen. Renew solle dabei nur einen ersten Schritt darstellen, es werde nicht bei Panel-Laminaten bleiben. North Sails arbeite bereits daran, nachhaltige Rohmaterialien in größerem Umfang in unterschiedliche Produkte zu integrieren. Obendrein forsche man an neuen Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen, auch für die Membransegel-Technologie 3Di, so Ken Read, der als Segler auf eine immense Erfahrung inklusive mehrerer Teilnahmen im America’s Cup sowie im Ocean Race zurückblicken kann und als einer der erfolgreichsten Hochseesegler weltweit gilt.


Weitere nachhaltige Segel auf dem Markt

Mit der Ekko-Serie bietet Elvstrøm Cruising-Laminate, deren Hauptkomponenten aus recyceltem Plastik bestehen. Sowohl die lasttragenden Fasern, die Folie als auch das außen aufgebrachte Taffeta-Gewebe sind aus PET-Flaschen gewonnen und damit nachhaltig produziert. Statt Rohstoffe zu verbrauchen, verringern die Segel den Berg an Plastikmüll, der seit Jahrzehnten unaufhörlich anwächst. Für den Segelsatz eines 38-Fuß-Bootes finden rund 2.000 PET-Flaschen eine neue Verwendung. Zwar verliert Polyester bei der Wiederverwertung knapp zehn Prozent an Festigkeit. Das wird aber durch einen höheren Faseranteil der Ekko-Segel kompensiert.

Bei Hochleistungs-Segeln kommen in der Regel Aramid und Carbonfasern zum Einsatz, oft auch Mischungen daraus. Einmal zu einem Laminat verbunden, lassen sich die Materialien nicht mehr trennen. Anders bei der 4T-Forte-Membran von Onesails. Sie besteht aus hochfesten Polyethylenfilamenten, ähnlich wie Dyneema. Der Witz dabei: Das Segel besteht ausschließlich aus Polyethylen und kommt ohne Kleber oder Folie aus, daher kann es sortenrein recycelt werden. Neue Segel lassen sich aus dem wiederverwendeten Material bisher leider nicht fertigen, wohl aber Beschläge und andere Kunststoffteile.


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