Jochen Rieker
· 07.12.2021
Der Sailserver unterstützt auf Törn, hält Ankerwache, führt Logbuch und kann noch mehr. Wir haben ihn ausprobiert
Die Box ist anthrazitgrau, klein wie eine Zigarettenschachtel und ziemlich unscheinbar. Bis auf die NMEA-Anschlüsse an der Seite und eine dezente Funkantenne deutet nichts darauf hin, dass es sich um eines der derzeit modernsten Systeme für die Dokumentation von Törndaten handelt. Aber nichts weniger als das ist der in Dänemark entwickelte Sailserver: ein GPS-Tracker, der zugleich die Daten aus dem Bordsystem ausliest und aufzeichnet.
Besteht eine Mobilfunkverbindung, lädt er die Informationen in die Cloud hoch, wo sie gesichert und grafisch ansprechend aufbereitet werden. So lassen sich nach Törnende detaillierte Rückschlüsse auf die Entwicklung von Wind, Wetter, aber auch Wendewinkel und Segelleistung, Lage und Stampfen des Bootes ziehen. All das wird in Balkendiagrammen abgebildet, die über Smartphones, Tablets oder PCs abrufbar sind. Wer mag, kann die Werte per Link an Crewmitglieder und Segelfreunde mailen oder auf seinem Facebook-Konto teilen.
Quasi als Nebenprodukt führt Sailserver ein automatisches Logbuch, denn die Positionsdaten werden als Kursverlauf auf Google Maps angezeigt. Und der kleine Kasten lässt sich auch als Ankerwache einsetzen: Beim Überschreiten definierbarer Schwellenwerte – etwa Entfernung von einer GPS-Position, Änderung der Wassertiefe oder der Windstärke – sendet er über Funk einen Alarm aufs Handy.
Es sind aber nicht nur der Funktionsumfang und die intuitive Benutzeroberfläche im Dark-Mode-Design, die den Sailserver auszeichnen. Mindestens ebenso beeindruckend ist, wie leicht er sich in Betrieb nehmen lässt. Beim Test gelang die Integration in moderne NMEA-2000-Netzwerke von B&G und Raymarine binnen Minuten. Einzige Voraussetzung: die passenden Kabel und, falls nötig, Verteilerstücke. Eine grün blinkende LED an der Gehäuse-Oberseite zeigt an, wenn das Gerät Anschluss ans Bus-System gefunden hat. Die Verbindung stellt es nach einem Druck auf die Initialisierungstaste selbst her. Steht im Netzwerk ein GPS-Signal zur Verfügung, zeichnet der Sailserver dessen Daten auf; falls nicht, wird das eingebaute Ortungssystem aktiviert. Wegen der simplen Inbetriebnahme eignet sich Sailserver nicht nur für Eigner, sondern auch für Chartersegler, die ihre Urlaubstörns umfassend mitloggen wollen.
Jørg Ulrich Hansen, ein IT-Unternehmer aus Sønderborg, hat die Box zunächst für sich selbst entwickelt, weil ihm die existierenden Tracker nicht attraktiv genug erschienen. Jetzt vermarktet er sie professionell und denkt schon über Upgrades nach, etwa für Regattasegler. Das Gute: Künftige Zusatzfunktionen lassen sich nachträglich dazubuchen und über Funk aktivieren.
Preis: 399 Euro, inklusive Mobilfunkkarte und Datenservice für zehn Jahre, Stromverbrauch im Betrieb ca. 90 Milliampere.