Michael Rinck
· 17.02.2025
Das DataHub von Predict Wind führt Over the Horizon AIS (OHA) ein. Diese Neuerung verspricht eine deutliche frühzeitigere Warnung vor möglichen Kollisionen. Im Vergleich zu herkömmlichen AIS-Systemen erweitert OHA den Erkennungsradius erheblich und gibt Seglern wertvolle zusätzliche Reaktionszeit. Zudem erstellt das DataHub Polardaten der eigenen Yacht. Diese Daten enthalten die zu erwartende Bootsgeschwindigkeit bei unterschiedlichen Windstärken und Windwinkeln und sind unverzichtbare Grundlage für ein Wetterrouting. Die Törnplanung unter Einbeziehung des Wetters ist die Kernkompetenz von Predict Wind. In der App sind schon Polardaten für viele Schiffstypen enthalten. Wenn jedoch Daten zur eigenen Yacht fehlen, dann kann die Installation des DataHub eine wichtige Ergänzung für präzises Wetterrouting darstellen.
OHA nutzt online verfügbare AIS-Daten, um AIS-Signale weit über den üblichen Horizont hinaus zu erfassen und zu interpretieren. In einem Beispielszenario mit einem Segelboot bei 10 Knoten und einem entgegenkommenden Containerschiff mit 25 Knoten verlängert sich die Warnzeit von 8,5 Minuten bei herkömmlichem AIS auf beeindruckende 8,5 Stunden mit OHA. Diese enorme Zeitspanne soll eine sicherere Routenplanung ermöglichen.
Die Integration von OHA in bestehende Navigationssysteme gestaltet sich unkompliziert. Nutzer können die erweiterten AIS-Daten direkt auf ihrem Kartenplotter oder in Navigations-Apps anzeigen lassen.
Für die Nutzung von OHA ist ein aktives Predict-Wind-Pro-Abonnement erforderlich. Dieses kostet je nach gewähltem Paket zwischen 249 und 499 US Dollar pro Jahr. Die Polardaten-Funktion ist nur im teuersten Abo für 499 US Dollar im Jahr enthalten. Zusätzlich benötigen Nutzer eine stabile Internetverbindung auf See. Hier bietet sich insbesondere Starlink mini an, das mit monatlichen Kosten von etwa 150 Euro auch in küstenfernen Gebieten zuverlässigen Empfang gewährleistet.
Es ist zu beachten, dass OHA nicht mit dem Iridium GO! kompatibel ist. Segler, die dieses System nutzen, müssen auf alternative Kommunikationslösungen umsteigen, um von den Vorteilen des OHA zu profitieren.
Zudem ist fraglich, wie nützlich die sehr lange Vorwarnzeit des Over Horizon AIS in Küstengewässern wirklich ist. Denn die Schifffahrtwege sind in Küstennähe kaum so schnurgerade, dass ein AIS-Ziel und ein mögliches Zusammentreffen über zehn Stunden im Voraus genau zu berechnen wäre. Auf langen Offshore-Passagen kann es allerdings eine sinnvolle Ergänzung sein.
Neben der verbesserten AIS-Funktionalität bietet Predict Wind nun auch die Erstellung von Polardaten an. Diese sind besonders wertvoll für eine genaue Routenplanung. Segler können damit die theoretische Geschwindigkeit ihres Bootes unter verschiedenen Wind- und Seegangsbedingungen präziser einschätzen. Dies ermöglicht eine genauere Berechnung von Ankunftszeiten und hilft beim Trimm.
Die Integration von Polardaten in die Routenplanung führt zu effizienteren und sichereren Törns. Besonders bei Langstreckenfahrten oder Regatten kann dies einen entscheidenden Vorteil darstellen. Die Kombination aus OHA und Polardaten macht Predict Wind zu einem umfassenden Werkzeug für anspruchsvolle Segler.
Die Investition in ein Predict-Wind-Pro-Abonnement und gegebenenfalls in Starlink mini will gut überlegt sein. In küstennahen Gewässern mag der Mehrwert begrenzt sein. Offshore-Segler und Regatta-Teilnehmer hingegen profitieren erheblich von der erweiterten Sicherheit und den Optimierungsmöglichkeiten.
Die Kosten sind hoch, denn zum monatlichen Abo für Predict Wind kommen noch die Kosten für eine stabile Internetverbindung. Offshore kommt hier nur ein sattelitengestütztes System in Frage. Wenn Satteliteninternet schon installiert ist, relativiert das die Kosten. Hier muss auch das Energiemanagement an Bord stimmen, denn die ständige Internetverbindung braucht viel Strom.