Praxistest4 Sat-Messenger, die Lebenszeichen senden

Sven M. Rutter

 · 08.03.2025

Satellitenmessenger sind klein und funktionieren weltweit auch außerhalb von Küstenngewässern
Foto: Sven M. Rutter
Es gibt eine kostengünstige Alternative für diejenigen, die keine Long-Range-Funkausstattung installieren, ein teures Satellitentelefon erwerben oder einen satellitengestützten Internetzugang nutzen möchten: einen handlichen Satellitenmessenger. Damit können Sie auch außerhalb der Handynetzabdeckung regelmäßige Lebenszeichen abgeben. Wir haben vier verschiedene Modelle getestet.

Satellitenmessenger sind nützlich, wenn man auf See unterwegs ist oder in abgelegenen Gebieten, in denen Mobilfunk keine zuverlässige Verbindung bietet. Sie sind eine kostengünstige Möglichkeit, um mit den Liebsten zu kommunizieren und sie über den Verlauf des Törns auf dem Laufenden zu halten.

Während ein outdoor-taugliches Iridium-Satellitentelefon um die 1.500 Euro kostet, ist ein Iridium-Satellitenmessenger schon ab 250 Euro zu haben. Und im Gegensatz zu Long-Range-Funkanlagen bedarf es für den Betrieb auch keiner aufwendigen Installationen oder eines Funkzeugnisses. Hinzu kommen überschaubare Monatstarife, die bei 18 bis 20 Euro beginnen.

Iridium als Goldstandard

Es gibt mittlerweile eine breite Auswahl an solchen Messengern für verschiedenste Outdooraktivitäten. Wir haben uns auf Geräte konzentriert, die das Iridium-Satellitenkommunikationssystem verwenden. Es ist mit seinen polumlaufenden Satelliten in einer niedrigen Umlaufbahn von circa 780 Kilometern geradezu prädestiniert für solche Dienste.

Zum einen besteht im Gegensatz zu geostationären Kommunikationssatelliten, die in einer Höhe von rund 36.000 Kilometern über dem Äquator stehen, keine Notwendigkeit, die Antenne genau auf den Satelliten auszurichten. Dies ist mit einem Handheld-Gerät auf einem schwankenden Boot erfahrungsgemäß schwierig. Produkte wie den Motorola Devy Satellite Link haben wir daher außen vor gelassen.

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Zum anderen deckt das Iridium-Netz lückenlos den gesamten Globus einschließlich der Polregionen ab, was es ebenso gegenüber anderen Systemen mit niedrigen Satellitenorbits wie Globalstar abhebt. Immerhin besteht gerade der Reiz eines Satellitenmessenger darin, keine Netzabdeckung mehr beachten zu müssen, weshalb wir Geräte für das lückenhafte Globalstar-Netz ebenfalls ausgeklammert haben.

Als Testkandidaten verblieben:

Die Testkandidaten

Nichts für eingeschränkte Sicht

Satellitenkommunikation setzt generell eine möglichst freie Sicht in den Himmel voraus. In einer engen Schlucht erreicht man nur Satelliten, die über einem im Zenit stehen. Hier muss man gegebenenfalls warten, bis sich dort einer einfindet. Auch auf hoher See kann der Kontakt im Wellental zwischenzeitlich abreißen. Dies führt zu Verzögerungen im Nachrichtenaustausch.

Abschirmungen ergeben sich ebenso in Häuserschluchten und in geschlossenen Räumen. Dass alle Satellitenmessenger eine Öse aufweisen, um sie bei Wanderungen außen am Rucksack oder an der Kleidung zu befestigen, hat seinen Grund – auch mit Blick auf eine ungetrübte Positionsbestimmung über das eingebaute Satellitennavigationssystem (GNSS). Auf See empfiehlt sich dementsprechend ein Betrieb an Deck.

Voraussetzung dafür ist eine wasserdichte Ausführung, die alle getesteten Geräte mitbringen. Für den InReach Mini 2 gibt es sogar eine Cockpithalterung mit 12-Volt-Stromversorgung (Marine-Bundle). Auch für den Bivy Stick sind verschiedene Halterungen verfügbar, wenn auch keine explizite Lösung auf den Bordeinsatz. Für den Zoleo-Messenger ist eine Kfz-Halterung mit Saugnapf verfügbar.


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Nuancen in der Verbindungsqualität

Im Outdoor-Einsatz bereitete der Nachrichtenversand via Satellit mit keinem der getesteten Geräte nennenswerte Probleme. Auch im Auto unter der Windschutzscheibe klappte er bei allen Testkandidaten. Unterschiede zeigten sich lediglich in schwierigen Empfangssituationen mit eingeschränktem Blick zum Himmel.

Hier musste der Zoleo-Messenger mitunter passen, während der Bivy Stick zumindest noch gelegentlich Nachrichten auf den Weg brachte. Auch die Garmin-Geräte ließen sich nicht so leicht unterkriegen. Diese Nuancen könnten aber auch den jeweiligen Testsituationen geschuldet sein.

Ein schönes Feature der Garmin-Geräte besteht in der Möglichkeit, nach dem Einschalten erstmal eine Testnachricht zu versenden, auf die man bei erfolgreicher Übermittlung eine Bestätigung erhält. So lässt sich jederzeit überprüfen, ob die Satellitenkommunikation vor Ort funktioniert.

Smartphone als Benutzeroberfläche

Um die Größe und Kosten der Geräte in Grenzen zu halten, nutzen sie das Smartphone als Interface zum Verfassen und Lesen von Nachrichten sowie zur Gerätkonfiguration. Dafür muss auf dem Smartphone zunächst die zugehörige Android- beziehungsweise iOS-App installiert werden, an welche der Satellitenmessenger per Bluetooth gekoppelt wird.

Für die Kommunikation stehen drei Wege zur Auswahl: Mitteillungen können an eine Handynummer (SMS) oder an eine E-Mail-Adresse versendet werden. Hinzu kommen Direktnachrichten an andere Nutzer der jeweiligen App (App-to-App-Messages). Erlaubt man der App den Zugriff auf die im Telefon gespeicherten Kontakte, lassen sich diese direkt auswählen.

Telefonieren kann man mit einem Satellitenmessenger nicht. Auch kann man damit keine Bilder und keine Sprachnachrichten oder gar Dateianhänge verschicken. Die Geräte unterstützen lediglich reine Textnachrichten mit begrenzter Zeichenzahl (siehe Tabelle). Eine Ausnahme bildet der InReach Messenger Plus, doch dazu später noch mehr.

Mit dem Satellitenmessenger zeigen, wo man ist

Eine weitere Funktion besteht im Teilen des aktuellen Standorts. Bei Einbettung des Standorts in eine Nachricht wird ein Link mitgeschickt, der eine Kartenansicht im Browser öffnet. Auch automatisierte Standortaktualisierungen sind möglich. Für das Tracking können jedoch zusätzliche Kosten anfallen (siehe Tariftabelle). Das Trackingintervall lässt sich einstellen (siehe Produkttabelle).

Eine Standortmeldung kann ebenso in Gestalt einer sogenannten Check-In-Message abgesetzt werden. Diese enthält zudem eine kurze Statusmeldung, zum Beispiel „I‘m OK“ (Zoleo). Check-In-Messages dürfen in allen Tarifen in unbegrenzter Anzahl versendet werden. Sie erreichen allerdings nur sogenannte Check-In-Kontakte, die zuvor festgelegt werden müssen.

Bei ACR und Zoleo ist die Zahl der Check-In-Kontakte auf fünf beschränkt. Zoleo erlaubt deren Konfiguration nur über das Online-Benutzerkonto, wofür eine mobile Internetverbindung erforderlich ist. Bei ACR und Garmin geht dies direkt in der App. Ferner ist der Text der Statusmeldung bei Zoleo vorgegeben. Bei ACR lässt er sich individuell gestalten, bei Garmin zwischen mehreren Texten wählen.

Anderweitige Kurzmitteilungen und Nachrichten an andere Empfänger können wahlweise mit oder ohne Standort versendet werden. Sie gehen wiederum zulasten des Budgets.

Stets auf günstigstem Weg

Dies gilt allerdings nur für die Übermittlung via Satellit. Innerhalb des Mobilfunknetztes nutzen die Messenger-Apps die Hardware des Smartphones. Dort funktionierte das Versenden von Kurzmitteilungen und Standortmeldungen bei allen Apps auch ohne Verbindung zum Messenger.

Für den Empfänger ist hingegen nicht ersichtlich, über welches Netz eine Nachricht versendet wurde. Als Absenderkennung erscheint grundsätzlich die Telefonnummer beziehungsweise E-Mail-Adresse des Messengers. So bleibt gewährleistet, dass man etwaige Antworten auch außerhalb des Mobilfunknetzes über den Messenger erhält.

Die gerätespezifische Telefonnummer und E-Mail-Adresse helfen, den Kreis derer einzuschränken, die einem Mitteilungen über den Messenger senden können. Schließlich werden im Satellitentarif empfangene Nachrichten genauso gewertet wie gesendete.

Besonderheiten beim Nachrichtenempfang

Außerhalb des Mobilfunknetztes wird der Nachrichtenempfang immer nur in bestimmten Intervallen überprüft. Bei den InReach-Messengern lässt sich zwischen einem Performance- und einem Stromsparmodus wählen, beim Zoleo-Gerät zwischen Intervallen von 12, 24 und 60 Minuten sowie „immer an“.

Nur die Bivy-App verlangt für den Nachrichtenabruf auch innerhalb des Handynetztes nach einer Anbindung des Messengers. Das ist etwas nervig, da er sich beim Öffnen der App nicht wie die anderen Testkandidaten automatisch mit dem Smartphone koppelt.

Bei E-Mails von einem InReach-Messenger erscheint als Absender eine Noreply-Adresse, wenn der Empfänger einen Standard-E-Mail-Client wie zum Beispiel Outlook nutzt. Zum Antworten muss man auf den mitgesendeten Link klicken, der im Browser die Garmin-Explore-Seite des Absenders öffnet. Dort findet sich ein Eingabefenster für eine Textantwort.

Dies mag umständlich anmuten, zwingt den Empfänger aber, bei seiner Antwort die Restriktionen der Satellitenkommunikation wie beispielsweise die Zeichenzahl zu beachten.

Breite Spanne in der Akkulaufzeit

Wie lange der Akku des Messengers durchhält, hängt unter anderem vom Nachrichtenabruf- und Trackingintervall ab. Hinzu kommt die Genauigkeit der Positionsermittlung, die sich bei den Geräten von ACR und Garmin ebenfalls einstellen lässt.

Im Test gab der Bivy Stick mit seiner obendrein sehr simpel gehaltenen Akkuanzeige als erster auf. Bei einem 10-minütigen Trackingintervall mit moderater Positionsgenauigkeit hielt er im Mittel gerade einmal 40 Stunden durch, was einem Kapazitätsrückgang um 2,5 % pro Stunde entspricht.

Besser schlug sich der Messenger von Zoleo, dessen Kapazität im Testbetrieb mit vergleichbaren Einstellungen durchschnittlich nur um 1,5 % pro Stunde abnahm (Nachrichtenabruf: alle 12 Minuten). Daraus ergibt sich eine Standzeit von gut zweieinhalb Tagen.

Am besten schnitten die beiden Garmin-Geräte ab. Mit dem InReach Messenger Plus konnten wir trotz Multi-GNSS und leistungsoptimierter Nachrichtenabfrage (Trackingintervall: 10 Minuten) auch nach vollen vier Tagen noch eine Statusmeldung verschicken. Noch genügsamer gab sich der InReach Mini 2.

Lightshows, Knöpfe und Displays

In der Praxis dürfte aber eher der Handyakku zum Nadelöhr werden, an dem permanent im Hintergrund die Messenger-App und die Bluetooth-Verbindung saugen. Eine Alternative besteht in einer autarken Nutzung des Messengers. Immerhin lassen sich zumindest Check-In-Messages bei allen Kandidaten direkt am Gerät absetzen. Wobei ohne Smartphone-App allerdings auch alles per Satellit übertragen werden muss.

Den Gerätestatus und eine erfolgreiche Übermittlung zeigen der Bivy Stick und der Zoleo-Messenger über mehrfarbige LEDs an. Beim Zoleo liefern die hektisch nacheinander aufblitzenden Lichter jedoch eine Show, die schnell auf die Nerven geht – so etwas möchte man nachts nicht im Cockpit haben.

Die beiden Garmin-Geräte setzen stattdessen auf ein Display, dessen Hintergrundbeleuchtung auch erst auf Knopfdruck anspringt. Es handelt sich um monochrome, transflektive MIP-Displays, die tagesüber das Umgebungslicht zur Beleuchtung nutzen, und auch immer nur die Pixel ansteuern, die sich verändern.

Beide Anzeigen sind sehr gut ablesbar. Eingehende Textnachrichten werden direkt angezeigt. Allerdings gestaltet sich die Texteingabe über die wenigen Bedientasten mühselig. Andere Standardfunktionen wie der Nachrichtenabruf, der Versand von Statusmitteilungen sowie das Vornehmen von Einstellungen gehen jedoch flott von der Hand.

Ergänzende Notruffunktion und Wetterabruf

Alle getesteten Geräte weisen zudem eine „SOS“-Taste für Notfälle auf. Bei ACR und Zoleo werden Messenger-Notrufe von Global Rescue bearbeitet, einem 2004 gegründeten US-amerikanischen Unternehmen. Notrufe von InReach-Messengern werden ans International Emergency Response Coordination Center weitergeleitet. Das IERCC wurde 2020 von Garmin übernommen. Über die Garmin Insurance Services LLC bietet der Hersteller sogar SAR-Versicherungen an.

Ein Drücken der „SOS-Taste“ am Messenger ersetzt jedoch keinen Seefunk-Notruf, zumal nur dieser auch Schiffe in der Nähe erreicht. Und ein Satellitenmessenger vermag auch keine EPIRB zu ersetzen (schiffsbezogen registrierter Satellitennotsender des COSPAS/SARSAT-Systems), die wiederum ins weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem GMDSS eingebunden ist. Der Messenger-Notruf geht dafür auch an private Notfallkontakte.

Die Messenger bieten darüber hinaus die Möglichkeit zum Abruf einer standortbezogenen Wettervorhersage – bei ACR nur für den aktuellen, bei Garmin und Zoleo alternativ auch für einen anderen Standort. Dabei handelt es sich jedoch um keinen Seewetterbericht. Nur bei Garmin lässt sich der Wetterabruf auf „Marine“ umschalten, wobei dann auch Seegangs- und Strömungsangaben enthalten sind.

Fazit zum Satellitenmessenger-Praxistest

Der Hauptnutzen von Satellitenmessengern liegt auf See im handynetzunabhängigen Austausch von Kurznachrichten und Standortdaten. Diesbezüglich erwiesen sich im Test alle Kandidaten als funktionale Lösung.

Zoleo lockt mit einem günstigen Preisgefüge, während die Produkte der maritimen Experten ACR und Garmin mehr für den Betrieb an Bord optimiert erscheinen. Wobei die InReach-Geräte mit ihrem eigenen Display und erweiterten Features deutlich herausragen.

So können bei den Garmin-Messengern auch kompatible Plotter und Smartwatches des Herstellers als Bedieninterface eingesetzt werden. Ferner unterstützen sie eine autarke Wegpunkt- und Track-Back-Navigation, wofür ein elektronischer Kompass integriert wurde. Landseitige Routen lassen sich über die Garmin Explore App erstellen. Mit dem Garmin GPSMAP 86i gibt es aber auch einen Handheld-Seekartenplotter mit eingebautem InReach-Messenger.

Der InReach Messenger Plus erlaubt sogar das Verschicken von Fotos und Sprachnachrichten per Satellit. Das geht aber nur an Mobiltelefonnummern, wobei der Empfänger zum Ansehen und hören obendrein die Garmin Messenger App installieren muss. Zugleich kostet die Plus-Version das Doppelte des regulären InReach Messengers – das sollte man sich gut überlegen.


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