KollisionsschutzSichere Navigation mit Ausguck per KI

Michael Rinck

 · 27.09.2023

Kollisionsschutz: Sichere Navigation mit Ausguck per KIFoto: Sea.AI
Im Bild ist die Variante Sea.AI Competition für Regattayachten
Sea.AI soll im Wasser treibende Objekte erkennen und die Crew rechtzeitig vor einer Kollision warnen. Das KI-System kommt jetzt auch in einer Variante für Fahrtenyachten auf den Markt

Das vom französischen Unternehmen BSB-Marine ursprünglich entwickelte Oscar-System firmiert jetzt unter dem Namen Sea.AI und ist mittlerweile auch in einer Variante für Cruiser erhältlich. Die Unternehmen Pixel sur Mer, Sea.AI und Ensta Bretagne entwickeln das Kamerasystem für die Open-60-Monohull-Klasse weiter, um bei der kommenden Vendée Globe die Skipper vor Treibgut zu warnen. Schon bei der vergangenen Vendée war das System bei einigen Imocas im Masttopp installiert. Die Hardware hat sich seitdem nur geringfügig verändert, Herzstück sind Wärmebild- und Tagelichtkameras. In der neuen Zusammenarbeit der französischen Tech-Unternehmen wurde jetzt besonders an der Datenverarbeitung, speziell dem Training der künstlichen Intelligenz gearbeitet.

Die Sensoren und Software von Sea.AI sind mit der Technik für autonomes Fahren im Automobilbereich verwandt. Das Kamerasystem wird im Masttopp montiert, die eigentliche Leistung findet aber bei der Echtzeitauswertung der Bilddaten statt. Hier soll das System Schiffe ohne AIS, Personen im Wasser, aber besonders Treibgut, sogenannte Ufos (Unknown Floating Objects), erkennen und gezielt davor warnen. Bisher war das System nur in der Ausführung für Regattayachten erhältlich und mit 24.000 Euro sehr teuer. Mittlerweile gibt es drei Varianten: Sea.AI Competition für Racer, Sea.AI Sentry für die Berufsschifffahrt und mit Sea.AI Offshore eine Variante für Fahrtenboote. Auch innerhalb dieser Kategorien gibt es weitere Abstufungen, die günstigste heißt Offshore One und kostet 10.990 Euro. 2019 war das angestrebte Ziel, eine Cruisingvariante für 5.000 Euro zu entwickeln, also etwa den Preis eines Radarsystems. Das Ziel ist noch nicht erreicht, immerhin hat sich der Preis aber seitdem mehr als halbiert.

Offshore One soll Frachtschiffe schon am Horizont erkennen, Yachten ab 1.000 Meter Entfernung, kleine Boote ab 250 Meter und Personen, Bojen und kleineres Treibgut ab 100 Meter vorm Bug. Das Gerät wiegt 900 Gramm und wird per NMEA 2000 mit dem Bordnetzwerk verbunden. Es ist kompatibel mit iOS, Android, B&G, Furuno, Garmin, Raymarine und Simrad.

Die Werft X-Yachts und Sea.AI haben zudem kürzlich eine Partnerschaft bekannt gegeben. Demnach soll das intelligente Kollisionsvermeidungssystem jetzt auf Kundenwunsch auch werftseitig bei den Dänen als Option verfügbar sein.

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