Michael Good
· 03.10.2015
Kommt bald das selbstständig segelnde Schiff? Jeanneau und Harken stellen ein System vor, welches das Fahrtensegeln revolutionieren kann
Was gibt es schon Erholsameres? Rausfahren, Segel hochziehen, Kurs bestimmen und den Autopiloten betätigen. Zuverlässig steuert er das Schiff in Richtung Ziel oder sonstwohin. Wenn doch aber nur das lästige Segeltrimmen nicht wäre. Änderungen der Windrichtung und der Windstärke verlangen nach Arbeit an den Winschen, es muss dauerhaft gefiert, getrimmt und nachgestellt werden. Die erhoffte Erholung ist bald kein Thema mehr.
In Zusammenarbeit mit dem US-Beschläge-Hersteller Harken haben die Franzosen von Jeanneau jetzt ein System entwickelt, bei dem der Computer das Trimmen der Segel übernimmt. Es kommt unter dem Namen Assisted Sail Trim (AST) auf den Markt und wird vorerst exklusiv für alle Modelle der 2015er Sun-Odyssey-Reihe von Jeanneau als Option angeboten.
Und so funktioniert das System: Einmal vom Skipper festgelegt, speichert der Rechner die Leistungsdaten (Speed, scheinbarer Windwinkel, Krängung) bei gewissen Windstärken und stellt die Segel auf Wunsch automatisch ein, je nachdem, auf welchem Kurs das Boot segelt und woher der Wind weht. Voraussetzung dafür ist die Ausstatttung mit Rewind-Winschen von Harken, die die Schot elektrisch dichtholen, aber aber auch fieren können.
AST kann aber auch auf Windböen reagieren. Krängt das Boot über einen definierten Winkel hinaus, wird automatisch die Großschot abgefiert. Wenn das Boot dann wieder aufrechter segelt, nimmt das System die Schot automatisch wieder dicht. Auch hilft AST beim Aus- und Einrollen des Vorsegels sowie beim Setzen und Bergen des Großsegels. Bei diesen Arbeiten reguliert AST ebenso selbstständig die Führung der Fallen und Schoten. Für die Segler bleibt lediglich des Drücken des entsprechenden Knopfes auf der Steuereinheit.
Eine weitere interessante Funktion von AST ist das automatische Wenden und Halsen. Dabei braucht der Segler nichts weiter zu tun als am Rad zu drehen. Der Computer registriert die Kursänderung, fiert eine Schot, während die Winsch auf der anderen Seite schon wieder dichtholt. Ganz neu ist dies freilich nicht – Bavaria Yachtbau hatte in Zusammenarbeit mit Lewmar schon 2012 mit dem System Trim-Control eine ähnliche Funktion präsentiert. Die YACHT hatte die Anlage von Bavaria mit dem Test der Vision 46 (Ausgabe 11/2012) vorgestellt.