Ein SUP-Board kann das Bordleben bereichern. Es ermöglicht, irgendwo auf dem Board liegend auf kleinen Wellen zu schaukeln, in der Abendsonne ein paar Yoga-Übungen zu machen, mit den Kindern darauf herumzutollen oder auch zwei, drei Kilometer unbekannter Ufer zu erkunden. Die Auswahl an Boards, die dafür zur Verfügung stehen, ist allerdings riesig. Hunderte Marken und vermutlich über tausend Modelle lassen das Angebot für Laien als unüberschaubaren Bretterwald erscheinen. Unterschiedliche Bauweisen, Längen, Breiten und Dicken sorgen für nahezu unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten.
Doch keine Sorge, SUP-Boards lassen sich auf eine überschaubare Auswahl an Typen reduzieren, wenn man auf die Extreme für Racing oder Wildwasser verzichtet. Ein SUP für den Bordgebrauch – als Ersatz oder Ergänzung zum Dingi oder einfach nur als zusätzliches Spaßgerät für den Sommer – unterliegt den gleichen Auswahlkriterien wie eines für den heimischen Baggersee. In beiden Fällen wird zwischen schnittigen Touringboards, gemütlichen Badeinseln und robusten Familientransportern unterschieden.
Lediglich die Frage nach der Bauart, also ob man sich für ein aufblasbares Board oder eins in GFK-Bauweise entscheidet, dürfte für den Einsatz an Bord noch schneller beantwortet sein: Boards aus einem Schaumkern, mit Glasfaser und Carbongewebe laminiert, sind schon für den Autotransport unhandlich. Erst recht sind sie auf einem Schiff zu sperrig, zu schwer und zu anfällig für Beschädigungen – am Board und am Schiff.
Während das Gewicht von iSUPs, also aufblasbaren Boards, nur sechseinhalb bis etwa zwölf Kilogramm beträgt, wiegen Hardboards bis zu 16 Kilogramm und mehr. Die Paddeleigenschaften mögen geringfügig besser sein, die Nachteile bei Lagerung und Transport – und teilweise sogar auf dem Wasser – überwiegen aber deutlich. Daher stellen laminierte Boards lediglich einen einstelligen Prozentanteil unter allen verkauften SUP-Boards.
Die Preise für Hardboards, die bei etwa 1.200 Euro beginnen und für Touring- oder Race-Modelle auch über 3.000 Euro liegen können, sind darüber hinaus kaum ein Kaufanreiz. Ein aufblasbares Board lässt sich dagegen auf dem Schiff sehr gut mitnehmen, entweder aufgerollt in der Backskiste verstaut oder aber jederzeit startklar an der Reling verzurrt.
Mehr Board-Modelle benötigen nur Spezialisten für ganz besondere Anforderungen. Dabei wirken die Unterschiede zwischen den fünf Board-Typen in den wichtigsten Eckdaten wie Länge und Breite auf den ersten Blick eher geringfügig. Vor allem, weil Länge und Breite im SUP-Sport bevorzugt in Fuß (1 Fuß = 30,5 cm) und Inch (1 Inch = 2,54 cm) angegeben werden. Die Maßeinheit wurde in den Anfängen des Stand-up-Paddelns von den Wellenreitern, die begannen, im Stehen zu paddeln, übernommen und hat sich international in der SUP-Szene etabliert. Kaum ein Paddler kennt die Länge oder Breite seines Boards in Zentimetern.
Für die wichtigste Größe, die Board-Breite, bekommt man aber auch im angloamerikanischen System schnell ein Gefühl: Während Profi-Rennbretter im SUP häufig nur 23 Inch oder schmaler ausfallen, sollten selbst leichte und sportlich ambitionierte Hobbypaddler etwa 28 Inch als unteres Limit anerkennen, wenn man nicht auf einem schwimmenden Schwebebalken seine Ankernachbarn amüsieren möchte.
Dabei gilt für die Geschwindigkeit – wie für alle Verdrängerrümpfe im Paddelsport –, dass eine große Länge einen theoretisch ebenfalls hohen Topspeed ermöglicht und eine geringe Breite für geringen Widerstand beim Paddeln sorgt. Wegen des höheren Schwerpunkts auf dem SUP benötigt man dabei aber mehr Breite für die nötige Stabilität als beispielsweise sitzend in einem Kanu. Und bei unruhigem Wasser oder bei den ersten SUP-Versuchen bringt Hinknien ein erstaunliches Plus an Sicherheit auf dem SUP-Board. Entscheidend für die Kippstabilität bleibt die Board-Breite. Wer hier das richtige Maß findet, hat zur Hälfte schon die richtige Kaufentscheidung getroffen.
Abweichungen von ein bis zwei Inch sind vernachlässigbar, sie fallen in der Praxis kaum ins Gewicht. Die drei Klassen:
Die Board-Breite lässt sich grob in fünf Kategorien unterschiedlicher Eignung einteilen:
Achtung, Boards mit einer insgesamt sehr runden Outline, die also einen spitzen Bug und ein schmales Heck haben, können hinsichtlich der Breitenkategorie wie ein etwa ein bis zwei Inch schmaleres Modell wirken. Sie sind eher sportlichem Paddeltraining vorbehalten. Wer unsicher ist, wählt bei gleicher Maximalbreite lieber ein etwas bulligeres Board, das nicht allzu schmal zuläuft.
Daraus resultiert dann schnell eine Bananenform. Vor allem im Billigsegment wurden zeitweilig viele Boards in vier Inch Dicke verkauft – was seriös betrachtet nur für sehr leichte Personen unter 60 Kilogramm überhaupt geeignet erscheint. Ein solides Maß für die Board-Dicke in allen Klassen sind hingegen sechs Inch (15 cm). Physikalisch betrachtet wirkt sich die Dicke überproportional, nämlich in der dritten Potenz, auf die Steifigkeit aus. Schon ein nur fünf Inch dickes Board ist gegenüber einer Sechs-Inch-Standardbauweise deutlich benachteiligt, spätestens, wenn höhere Traglasten ins Spiel kommen.
Beim Verstauen eines Boards gibt es einige Kniffe, um Mühen und Platz zu sparen und obendrein das Material zu schonen. Der erste besteht im Zerlegen der Ausrüstung. Denn so lässig wie sich der mitgelieferte, geräumige SUP-Rucksack mit womöglich richtig großen Offroad-Rollen aus dem Shop trailern lässt – nachdem er zuvor noch Pumpe, Paddel und alles mögliche Zubehör im weit öffnenden Schlund mühelos verschluckt hat –, umso sperriger gebärden sich manche dieser textilen Panzerschränke bereits im Pkw-Kofferraum und erst recht an Bord. Die Rucksackgurte bleiben ständig irgendwo hängen, die Rollen zerschrammen das Interieur.
Dabei nimmt das Board allein kaum mehr Platz ein als ein Sommerschlafsack. Besonders Kompaktmodelle wie von Starboard, Fanatic oder Indiana punkten in dieser Hinsicht (Foto Seite 81 unten). Gerade mal 6,5 Kilo wiegen das „Pocket“ und das „Feather“. Das Starboard „Roll“ 10’6’’ wiegt ebenfalls nur 7,6 Kilogramm und hat lediglich 25 Zentimeter maximalen Durchmesser bei 80 Zentimeter Länge. Es lässt sich in der hintersten Ecke der Backskiste stauen. Ein ausgedienter Segelsack als Schutzhülle reicht dabei völlig aus.
Pumpe und Paddel werden separat verstaut. Wer ein höherwertiges Paddel als die häufig mitgelieferten Aluschaufeln aus dem Baumarkt-Set in Betracht zieht, bekommt dies bestenfalls in einem Futteral geliefert und kann es so klapperfrei lagern.
Um die SUP-Rolle vor dem Verstauen möglichst eng zu wickeln, helfen zwei Maßnahmen: Zum einem rollt sich ein Board, das zuvor einige Minuten auf dem Steg in der Sonne „erwärmt“ wurde, deutlich weicher und enger als ein steifes PVC-Brett im Morgengrauen. Und was die wenigsten Paddler nutzen: Mit der SUP-Pumpe lässt sich ein Board nicht nur füllen, sondern auch entlüften. Mit dem Schlauch an den „Deflate“-Anschluss der Pumpe geflanscht, wird die Luft abgesaugt wie bei einem Vakuumpaket Bohnenkaffee.
Auf größeren Schiffen bleibt einem das häufige Aufpumpen und Luftablassen sogar erspart. Das Board kann einfach dauerhaft an Deck lagern. Dünner, schmaler und vor allem viel leichter als jedes Dingi, ist es schnell an der Reling festgezurrt. Dabei schränkt es die Sicht für den Rudergänger kaum ein.
Jedes Modell hat einen zentralen Tragegriff, allerdings sind nicht alle weich gepolstert. Einige Hersteller sparen hier ein paar Cent und verwenden lediglich ein Stück eng angenähtes, starres Gurtband, das die Finger schon auf recht kurzen Tragepassagen unangenehm einschnüren kann. Daher auf eine weiche Griffpolsterung achten.
Weitere Tragegriffe an Heck und Bug erleichtern es auch Kindern, die das Board am Mittelgriff nicht allein tragen können, sich zumindest zu zweit mit dem SUP selbstständig zu machen. Und wer auf Touren mit Gepäck – auf einem Fluss beispielsweise – mal eine nicht paddelbare Stelle an Land umtragen muss, wird ebenfalls dankbar über mehrere Greifmöglichkeiten sein.
Auch am Gepäcknetz wird teilweise gespart. Manche Spanngurte nehmen nicht mehr als eine kleine Kosmetiktasche auf. Ein fehlendes Netz lässt sich gegebenenfalls nachrüsten: Mit einem der zahlreich erhältlichen Sets aus Ösen, Kleber und Spanngummis lässt es sich in 15 Minuten selbst anbringen.
Mit einer Abschleppöse unter dem Bug lässt sich das Board wiederum gut festmachen oder auch mal kürzere Strecken hinterm Boot nachschleppen. Wer es hingegen nicht nur zum Paddeln, sondern auch als Sonnenliege nutzen möchte, ist mit einem der sogenannten Yoga-Boards gut beraten. Prinzipiell handelt es sich dabei um breite, kippstabile Allrounder (z. B. 10’6’’ x 33’’), bei denen das Deck ordentlich aufgeräumt wurde: ohne große Netze, stattdessen mit einem besonders großen, weichen Belag bezogen. An Tagen ohne Yoga-Aspiration sind diese Modelle prima zu paddelnde Allround- und Familienboards.
Eine zusätzliche Finne gegen Abdrift etwa in Boardmitte sowie eine Mastfußbefestigung an Deck ermöglichen dagegen ganz andere Erlebnisse. Damit lässt sich sogar das angesagte Wing-Surfen – ohne Foil – ausprobieren, und zum Windsurfen lernen sind solche Boards ebenfalls gut geeignet. Die Länge sollte dann nicht über 11’2’’ und die Breite nicht unter 32 Inch liegen.
Bei der Verarbeitung schließlich sind verschweißte Kanten eine hochwertige Alternative zur Verklebung. Gern wird auch die Fusion Technology beworben, bei der allerdings nicht die Kanten, sondern lediglich das innen liegende Drop-Stitch-Material mit der äußeren PVC-Hülle verschweißt statt verklebt wurde (Grafik oben rechts).Das spart zwar Gewicht, verbessert aber nicht die Haltbarkeit des Boards.
Touren-Paddeln folgt einem flotten Takt. Bereits bei gemächlichem Tempo kommt man auf über 2.000 Schläge in einer Stunde, im Sportmodus auch auf gut die doppelte Schlagzahl. Aufsummiert wirken sich daher schon 100 Gramm Gewichtsunterschied beim Paddel spürbar aus. Ein Alupaddel aus dem Komplett-Set kann bei einem Kilo liegen, einige schwimmen gar nur mit zusätzlichem Auftriebskörper. Die leichtesten Carbonpaddel wiegen dagegen die Hälfte. Dann bewegt man sich aber oft bereits im Preissegment eines neuen Boards. Doch auch den Unterschied zwischen einem Paddel von 950 oder 750 Gramm spürt jeder Neuling sofort – vermutlich sogar deutlich stärker als den zwischen einem teuren und günstigen Board.
Schon ab etwa 180 Euro sind dreiteilige Paddel unter 700 Gramm erhältlich. Wenn dann die Größe noch passt, ist ein gutes Paddel so wie gutes Werkzeug eine Anschaffung für ein Jahrzehnt und länger.
Besonders die Blattgröße hat sich seit den SUP-Anfängen von großen hin zu immer kleineren Flächen entwickelt. Bratpfannen-große Paddelblätter muss heute niemand mehr martialisch durchs Wasser ziehen. Der Paddelstil ist auf diese Weise flotter, leichthändiger und kraftsparender geworden. Analog zu den Boardmaßen wird auch die Blattfläche bei nahezu allen Marken in Square Inch angegeben.
Zwischen 80 und maximal 95 Inch2 Fläche erstreckt sich die Spanne für einen sehr leichthändigen bis hin zu einem wirklich kraftvollen Paddelstil. Zwischen 82er- und 86er-Paddelblättern liegt meistens ein guter Kompromiss für die ganze Familie.
Sehr preiswerte Kunststoffblätter stammen hingegen auch aktuell noch häufig aus veralteten Formen und messen 100 Inch2 oder mehr, was – zusammen mit dem hohen Gewicht – schon bei mittellangen Strecken einen kraftraubenden und schweren Eindruck vermittelt. Mühen, die man sich ersparen kann.
Üblicherweise zählt eine Pumpe zum Lieferumfang jedes Boards. Bei günstigen Komplett-Sets findet man aber häufig sehr einfache Modelle. Eine gute Pumpe hat hingegen zwei „Gänge“: Zu Beginn wird beim Ziehen und Drücken ordentlich Volumen ins Board befördert. Bei steigendem Widerstand und nach Umlegen eines Hebels wird anschließend nur noch beim Drücken Druck aufgebaut, bis zu den meist angegebenen 15 psi. Leichtere Personen kommen erfahrungsgemäß mit deutlich weniger Pumparbeit aus: Einfach mal 12 oder 13 psi ausprobieren.
Für begrenzten Stauraum an Bord oder auch für längere SUP-Touren steht mit besonders kompakten Pumpen eine clevere Ergänzung zur Verfügung. Die erforderliche Kraft, die überwiegend durch den Pumpendurchmesser bestimmt wird, bleibt gleich. Das Aufpumpen dauert wegen des kürzeren Hubs aber länger.
Als letzte Maßnahme zur Arbeitserleichterung bleiben SUP-Elektropumpen. Modelle ohne Akku laufen auf 12 Volt und sind ab etwa 70 Euro erhältlich. Rund zehn Minuten benötigt nahezu jede Pumpe mindestens für ein mittelgroßes Board, eine ordentliche Kompressorbeschallung inklusive. Aber der Komfort ist unschlagbar.
Zu allen hier aufgeführten SUP-Themen (Boards, Paddel und auch zahlreiche Elektro-Pumpen) finden sich ausführliche Testberichte von aktuell verfügbaren Produkten auf der Delius-Klasing-Webseite unter sup-mag.de.