Vergleichstest7 Handscheinwerfer, von billig bis High-End

Torsten Moench

 · 05.06.2025

Punktgenaue Ausrichtung dank LEP-Technik:  Ledlenser PR 9.
Foto: Britta Flöring
In der Bordpraxis kommen auf Handscheinwerfer unterschiedliche Anforderungen zu.
Handscheinwerfer sollten zur Standardausrüstung jedes Bootes gehören. Doch was müssen sie leisten, wieviel Licht ist nötig und was bringen verschiedenste Zusatzausstattungen? Reichen da einfache Taschenlampen? Wir vergleichen billige No-Name-Produkte mit High-End-Lampen aus dem Profibereich.

Mindestens eine leistungsfähige Taschenlampe oder besser noch ein Suchscheinwerfer gehört auf jedes Boot. Wurden früher viele Boote und insbesondere größere Yachten für die Nachtfahrt schon werftseitig mit fest installierten Suchscheinwerfern ausgestattet, findet man sie heute nur noch selten. Der Grund: Moderne LED-Handscheinwerfer sind derart leistungsstark, dass sie die alten H3-oder H4-Scheinwerfer im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten stellen.

Möglich machen das leistungsstarke und zudem energiesparende LEDs (Light-Emitting Diodes) in Kombination mit moderner Akkutechnik, die kabelgebundene Scheinwerfer in vielen Fällen überflüssig machen. Doch das Beste: Moderne Handschweinwerfer sind kaum noch größer als die früher beliebte Stabtaschenlampe und bieten zudem viele Zusatzfunktionen wie beispielsweise eine SOS-Blinklicht-Automatik, dimmbare Lichtstärke, Rotlicht für blendfreies Licht oder Ladebuchsen fürs Handy, um nur einige zu nennen.

Die Auswahl der Handscheinwerfer

Schaut man in die einschlägigen Kataloge oder auf die Webseiten der bekannten Internet-Discounter, wird man von der Auswahl an Handscheinwerfern schier erschlagen. Die Preise für die (meist aus China stammenden) Produkte beginnen bei unter 20 Euro. So ist die Versuchung groß, eine Billiglampe zu kaufen, ohne deren Nutzen in der Praxis wirklich vorher auszuprobieren. Für uns Grund genug, eine Auswahl von No-Name-Lampen beim Online-Platzhirsch Amazon zu ordern und mit den deutlich teureren Produkten der Marktführer wie Aqua Signal, Plastimo oder Ledlenser in der Bordpraxis zu vergleichen.

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Die Kandidaten

Die Ergebnisse des Tests

Fassen wir die Einzelergebnisse der Handscheinwerfer zu einem preislich gegliederten Gesamtbild zusammen, kommen wir zu folgendem Schluss: Für den gelegentlichen Einsatz tut’s auch ein Billigscheinwerfer. Namentlich der Eray T 953 bietet für seine 38 Euro eine Vielfalt an Funktionen und eine ausreichende Beleuchtungsstärke im Bereich bis 50 Meter. Abstriche bei der Haptik und der Materialqualität sind jedoch in Kauf zu nehmen.

Besser verarbeitet, wassergeschützt und mit praktischem Aufsteller präsentieren sich die Markenprodukte von Aqua Signal und Plastimo. Der Plastimo-X-Spot zeichnet sich darüber hinaus mit der besten Beleuchtungsstärke unter den LED-Lampen im Testfeld aus. Er erreicht die Werte eines Autoscheinwerfers und liegt mit 127 Euro im preislichen Mittelfeld. Profis, wie beispielsweise Rettungsdienste, die Wasserschutzpolizei oder eben Skipper, die häufig des Nachts mit dem Boot unterwegs sind, sollten sich die unschlagbaren Vorteile der LEP-Technik nicht entgehen lassen. Mit 350 Euro ist der Ledlenser PR9 Core LEP zwar fast zehnmal so teuer wie einige der No-Name-Produkte, er bietet aber auch die beste Qualität – in jeder Hinsicht.

Die Technik in den Handscheinwerfern

Bevor wir zum Test kommen, zunächst ein paar Worte zur Technik der Handscheinwerfer. LED-Scheinwerfer funktionieren mit sogenannten Licht emittierenden Dioden – kurz LEDs. Mussten früher mehrere davon in einer Lampe in Arrays kombiniert werden, um auf die nötige Lichtstärke zu kommen, reicht heute in der Regel eine einzige. Die LEDs bestehen aus einem Halbleitermaterial. Wenn Strom durch dieses Material fließt, „springen“ Elektronen auf ein niedrigeres Energieniveau und geben die Energiedifferenz dabei zum Teil als Licht ab – dieser Prozess heißt Elektrolumineszenz. Im Vergleich zu klassischen Glühlampen sind LEDs deutlich effizienter, langlebiger und robuster. So können Vibrationen oder auch Schläge den LEDs nur wenig anhaben.

Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Technik ist, dass die bei herkömmlichen Glühbirnen unvermeidbare Wärmeentwicklung aufgrund des fehlenden Glühdrahtes deutlich geringer ist. Das macht sie um ein Vielfaches effizienter als Glühbirnen. Damit das Licht nicht einfach in alle Richtungen abstrahlt, wird es gebündelt. In der Regel dient dazu ein Reflektor. Seine Qualität beeinflusst die Lichtausbeute enorm.

Wegen dieser Vorteile eignen sich LEDs auch bestens für die Beleuchtung unter Deck. Worauf bei der Umrüstung zu achten ist, erklären wir in diesem Artikel.

Hochwertige Handscheinwerfer verfügen darüber hinaus noch über eine Optik (Linse), im besten Fall aus Glas, die den Lichtstrahl weiter bündelt und punktgenaue Ausrichtung, beispielsweise auf eine Hinweistafel, einen Dalben, ein Hindernis oder eine Person im Wasser, zulässt. Soll der Lichtstrahl dagegen möglichst breit sein, um beispielsweise das gesamte Vordeck oder das Umfeld des Bootes beim Anlegen auszuleuchten, kommen dazu entweder ein verstellbarer Reflektor oder zusätzliche LEDs am Scheinwerferrand zum Einsatz. Bei vielen Lampen lassen sich zudem noch verschiedene Helligkeitsstu- fen oder auch Farben wählen (in unserer Tabelle mit den Begriffen „dimmbar“ oder „Rotlicht“ gekennzeichnet).

LEP statt LED

In letzter Zeit kommen vermehrt sogenannte LEP-Lampen auf den Markt, von denen wir mit der Ledsenser PR 9 Core LEP ebenfalls eine im Testfeld der Handscheinwerfer hatten. Der größte Unterschied zwischen den beiden Technologien ist ihre Lichtleistung. Im Gegensatz zu LED-Taschenlampen verwenden LEP-Taschenlampen einen Laserstrahl, um Phosphor zum Leuchten zu bringen und so einen helleren und fokussierteren Lichtstrahl zu erzeugen.

Dieser laserähnliche Strahl führt zu einer größeren Reichweite und hohen Beleuchtungsstärken in großen Entfernungen. LEP-Taschenlampen sind auch für ihre bessere Farbwiedergabe bekannt, die im Vergleich zu LED-Taschenlampen eine natürlichere und genauere Farbdarstellung erzeugen kann. Dies liegt daran, dass der Laserstrahl in LEP-Taschenlampen einen engeren Wellenlängenbereich erzeugt, der eine bessere Farbtrennung und -wiedergabe ermöglicht. Sinnvoll ist dies beispielsweise bei der Unterscheidung verschiedenfarbiger Tonnen oder Tafeln. Dass diese neue Technik jedoch auch ihren Preis hat, zeigt unsere Tabelle. Mit rund 350 Euro ist die Ledlenser mit LEP-Technik alles andere als ein Schnäppchen.

Der Praxistest der Handscheinwerfer

Für unseren Test der Handscheinwerfer wurden alle Lampen zunächst geladen. Mit Ausnahme des Cary von Aqua Signal erfolgt dies über handelsübliche USB-Anschlüsse. Ein entsprechendes Ladekabel liegt allen Scheinwerfern bei, das Ladegerät jedoch nicht. Je nach (hoffentlich) vorhandenem Ladegerät sind die Ladezeiten also unterschiedlich lang.

Die Aqua-Signal-Lampe verfügt dagegen über eine herkömmliche Ladebuchse, das mitgelieferte Netzteil sorgt für eine schnelle Aufladung in rund einer Stunde. Alternativ kann das Aqua Signal-Produkt auch unterwegs über einen Zigarettenanzünder-Anschluss geladen werden.

Eine andere Besonderheit findet sich am LeTour-Scheinwerfer W5166. Neben der USB-Buchse verfügt er über eine kleine Solarfläche, die den Scheinwerfer, Sonnenschein vorausgesetzt, an einem Tag vollständig aufladen soll. Ihren Ladezustand signalisieren alle Produkte über kleine LED-Anzeigen.

Verarbeitung und Funktionen der Handscheinwerfer

Im nächsten Schritt wurden alle Handscheinwerfer auf ihr Handling und den mechanischen Aufbau hin geprüft. Nicht verwunderlich, dass sich dabei die preiswerten Produkte von den Markenmodellen zum Teil deutlich unterscheiden. Die Spitze der Verarbeitung markiert die Ledlenser PR 9 LEP. Metallgehäuse, Glaslinse und Gürtelclip machen das zudem überaus handliche Gerät (17,5 x 4,5 cm, 270 g) schon allein haptisch zu etwas Besonderem. Blink- und Rotlicht sowie die Wasserdichtigkeit nach IP68 runden das Bild zum unangefochtenen Sieger in dieser Kategorie ab.

Dahinter liegen die Handscheinwerfer von Aqua Signal und Plastimo. Beide sind aus wertig anmutendem Kunststoff verarbeitet, bis 30 Minuten wasserdicht (IP67) und verfügen zudem über einen klappbaren Aufstellbügel, der sie als Arbeitsleuchte tauglich macht. Die Aqua-Signal-Lampe bietet darüber hinaus eine automatische SOS-Blinklicht-Funktion, der Plastimo X-Spot einen USB-Ladeausgang für Handys.

Von den No-Name-Produkten kommt nur die Vevor MX 6005 an die beiden vorgenannten heran Das 34-Euro-Produkt ist gut verarbeitet, nach IP67 gegen Wasser geschützt und kommt ebenfalls mit Aufstellbügel, SOS-Funktion, verschiedenfarbigen Kunststoffblenden und USB-Ladeausgang daher.

Die verbleibenden Handscheinwerfer von Luckky, Eray und LeTour müssen dahinter zurückstecken. Die Kunststoffverarbeitung wirkt durchweg billig. Gut gefallen haben uns jedoch die vielen Zusatzfunktionen der Le-Tour-Lampe: Schwenkbarer Hauptreflektor mit Streulichtlinse, mehrfarbiges Blinklicht, Solarladefläche und USB-Ladeausgang können sich sehen lassen.

Besonderheiten des LeTour-Scheinwerfers

Der drehbare Reflektor verfügt auf der Rückseite über eine praktische Streulinse.
Foto: Britta Flöring

Die Lichtleistung

Wichtigstes Testkriterium bei Handscheinwerfern ist natürlich ihre Leuchtstärke. Herstellerseitig werden, wenn überhaupt, gerne die Reichweite und die Lumenzahl angegeben. Dazu ist zu sagen, dass die Reichweitenangabe keinerlei praktischen Nutzen birgt. Licht breitet sich theoretisch unendlich aus und wäre, entsprechende Messtechnik vorausgesetzt, selbst auf dem Mond noch nachweisbar. Doch was hilft eine Reichweitenangabe von beispielsweise 1.000 Meter, wenn ich im schwachen Lichtkegel nichts mehr erkenne? Zum Vergleich: Das herkömmliche Fernlicht eines Autos leuchtet Bereiche bis zu 200 Metern zuverlässig aus. Xenon- oder modernste Laserscheinwerfer von Premiumfahrzeugen erreichen 600 Meter – danach ist Schluss.

Viel aussägekräftiger ist die technische Angabe in Lumen (lm). Sie ist die Einheit für den Lichtstrom der Quelle. Dieser Wert ist jedoch exakt nur durch aufwendige Messtechnik im Labor zu bestimmen. So erreicht beispielsweise ein Autofernlicht maximal 1.500 Lumen, eine Kerze dagegen nur 12 Lumen.

Für unseren Test der Handscheinwerfer an Bord wandten wir deshalb eine Lux-Messung an. Lux (lx) ist die Beleuchtungsstärke auf einer bestimmten Fläche. Sie lässt sich auch aus dem Lumenwert herleiten, wobei 1 Lux gleich 1 Lumen pro Quadratmeter entspricht. Zum Vergleich: In einer Vollmondnacht werden rund 0,25 Lux er- reicht, eine Straßenbeleuchtung kommt auf 20 Lux auf der Fahrbahn, und unser oben genannter Autoscheinwerfer bringt es auf 20 bis 50 Lux im Abblendbereich, je nach verwendeter Technik. Die von uns ermittelten Lux-Werte sind nicht als absolut anzusehen und können in der Praxis (Fremdlicht, Abstrahlwinkel, Dunst etc.) variieren. Sie dienen lediglich dem Vergleich der Scheinwerfer untereinander.

Zurück zur Praxis. Nachdem alle Scheinwerfer voll geladen waren, warteten wir völlige Dunkelheit ab und maßen die Beleuchtungsstärke (lx) in Abhängigkeit von der Entfernung zum Boot. Unsere Messstrecke bestand aus Pylonen in einem Abstand von 10 Metern auf einer Gesamtdistanz von 100 Metern. Auf der Minimaldistanz von 10 Metern erreichten alle Probanden voll ausreichende Werte zwischen 120 Lux (LeTour W5166) und sehr guten 1.300 Lux beim Ledlenser P9R.

Nehmen wir wiederum einen Autoscheinwerfer als Maßstab, ist der 50Meter-Bereich der interessanteste. Zur Erinnerung: Beim Auto haben wir dann noch rund 20 bis 50 Lux (mit zwei Scheinwerfern) zur Verfügung.

Diese Werte wurden von den Testprodukten von Ledlenser und Plastimo (jeweils 60 lx), Eray T 953 (28 lx) und Luckky (20 lx) erreicht. Der Grund dafür ist weniger in der Lichtstärke als in der Bündelung zu suchen. Alle vier zeichnen sich durch eine massive Fokussierung des Lichtstrahls aus. Alle anderen sind im wahrsten Sinne des Wortes breiter aufgestellt, leuchten das Umfeld des Bootes gut aus, erreichen aber eben nicht die nötige Beleuchtungsstärke eines Fahrzeugscheinwerfers.

Auf der 100-Meter-Distanz erwartungsgemäß ein ähnliches Bild. Mit 20 Lux lag das Ledlenser-Produkt klar an der Spitze – das bedeutet den Testsieg in dieser Kategorie. Der Plastimo-X-Spot lag mit 18 Lux nur knapp dahinter. Mit 8,5 Lux folgt der Eray-Scheinwerfer, gefolgt von Aqua Signal (6 lx) dem Luckky (5 lx) sowie den Geräten von Vevor und LeTour mit jeweils kurz über 3 Lux – Kerzenniveau.


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