Michael Rinck
· 02.01.2024
Nicht nur Crews von Charteryachten schleppen häufig Unmengen Wasserflaschen an Bord. Auch viele Eigner trauen der Qualität des Wassers in ihren Tanks nicht über den Weg. In der Tat ist die oftmals dürftig. Meistens riecht das Tankwasser schon nicht besonders gut; der Geschmack pendelt zwischen abgestanden und Chemie. Die Ursache ist systembedingt: Schon beim Befüllen kann verunreinigtes Wasser in den Tank gelangen, wenn die Leitungen am Steg und der Schlauch am Wasserhahn nicht geeignet oder alt sind. Zudem weiß man nie, ob nicht vielleicht der Stegnachbar seinen verstopften Fäkaltank gespült und dabei den Trinkwasserschlauch etwas zu weit in die Absaugöffnung gesteckt hat.
Nach dem Befüllen steht das Wasser dann lange im Tank. Vor allem im Sommer bei höheren Temperaturen sind das ideale Bedingungen für die Vermehrung von Organismen. An Tankwänden und in den Leitungen entsteht ein schleimiger Biofilm, in dem sich Bakterien ansiedeln. Die Organismen im Wasser müssen nicht direkt gefährlich sein. Es besteht aber das Risiko, dass sich auch pathogene Keime, also Organismen mit krankmachenden Eigenschaften ansiedeln, beispielsweise Fäkalkeime oder Legionellen. Letztere treten häufig in Tankwasser auf und sind weniger gefährlich, wenn das Wasser getrunken wird. Problematisch wird es beim Duschen, dann können sie in kleinen Tröpfchen in die Lunge gelangen und bei Menschen mit schwachem Immunsystem beispielsweise eine Lungenentzündung hervorrufen.
Damit an Bord genießbares Wasser aus dem Hahn kommt, muss als wichtigste Voraussetzung schon sauberes Wasser in den Tank gefüllt werden. Zudem müssen der Tank und die Leitungen möglichst frei von Organismen sein. Und es empfiehlt sich, das Wasser vor dem Trinken zu filtern.
Jeanneau hatte schon 2019 auf der Sun Loft 47 serienmäßig ein Sterilfilterelement verdeckt unter dem Spülbecken installiert. Die Werft wollte den Seglern damit die lästige Wasserflaschenschlepperei ersparen. Solche Inline-Filter, die in die Leitung integriert werden, halten mit Hilfe einer speziellen Membran Partikel aus der Flüssigkeit zurück, die deutlich unter einem Mikrometer groß sind – also weniger als ein Millionstel eines Meters.
Die meisten Bootszubehörhändler haben zwar auch Filter im Angebot. Dabei handelt es sich aber fast immer entweder um sehr grobe Filterelemente aus Polypropylenfasern oder mit Aktivkohle. Damit lassen sich allenfalls Sand, Kalkpartikel oder andere große Schwebstoffe aus dem Wasser filtern, Bakterien indes können ungehindert passieren. Deswegen müssen solche Filter in Verbindung mit einer chemischen Reinigung des Tankwassers verwendet werden. Die Vorteile der Sterilfiltrierung gegenüber der Behandlung des Wassers mit Chemikalien sind die höhere Sicherheit und die geringere Umweltbelastung. Außerdem haben die meisten Zusätze einen eigenartigen Geschmack zur Folge.
Um einen Sterilfilter an Bord einzusetzen, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Ideal wäre die Installation direkt unter dem Wasserhahn. Dann aber müsste an jeder Zapfstelle in der Pantry und in den WC-Räumen jeweils ein separater Filter verbaut werden, was umständlich und teuer ist. Eine gute Alternative ist der Einbau vom Tank aus gesehen hinter der Druckwasserpumpe. Auf diese Weise kommt an allen Hähnen und in der Dusche gefiltertes Wasser an. Allerdings besteht in den Leitungen hinter dem Filter weiterhin das Risiko der Verkeimung.
Wichtig ist zudem eine kräftige Pumpe, denn der Filter stellt einen erheblichen Widerstand dar. Pumpen, die bis zu drei Bar Druck schaffen, sind ideal. Leitungen und Anschlüsse müssen dem höheren Druck dann natürlich standhalten.
Ideal ist eine Kombination aus einem gründlich gereinigten Tank und einem Leitungssystem, in das per Befüllfilter, der an den Schlauch am Steg angeschlossen werden kann, schon sauberes Wasser gebunkert wird. Dieses wird vor dem Gebrauch – wenn der Hahn aufgedreht wird – automatisch von einem Sterilfilter in der Leitung nochmals gereinigt. Um etwa beim Duschen ganz sicherzugehen, dass sich keine Legionellen im Wasserdampf befinden, gibt es zudem spezielle Duschköpfe, in deren Griff ein Filter integriert ist. Auch hier ist ausreichender Druck Voraussetzung für eine gute Funktion.
Einige Systeme kombinieren Steril- und Aktivkohlefilter. Dann muss der Aktivkohlefilter vor dem Sterilfilter sitzen, damit zunächst die gröberen Schwebstoffe hängen bleiben. Außerdem kann die Zahl der Keime hinter dem Aktivkohlefilter durchaus höher sein als davor, und genau die filtert dann der Sterilfilter aus dem Wasser.
Das Hamburger Unternehmen Aqua free bietet Sterilfilter-Systeme nicht nur für den medizinischen Bereich an, sondern auch für den Einsatz im Boot: Das AS-Fill-Season-Basic-Set ist dabei speziell für die Filterung beim Befüllen des Tanks gedacht. Das Filterelement wird mit passenden Gardena-Anschlüssen in einem Koffer geliefert, es kostet 149 Euro. Für den Ersatzfilter – ein Wechsel muss jährlich erfolgen – werden 80 Euro fällig. Der AS Tube, ein Sterilfilterbehälter zur Installation in der Wasserleitung, kostet ebenfalls 149 Euro, der zugehörige jährlich zu wechselnde Filter 80 Euro. Um das Tankwasser also beim Befüllen und vor der Entnahme am Wasserhahn zu reinigen, ist mit den Produkten von Aqua free eine Investition von fast 380 Euro verbunden; in der darauffolgenden Saison fallen 160 Euro für neue Filter an. Wer dann auch die Dusche mit einem Legionellenfilter nachrüsten möchte, muss weitere 85 Euro zusätzlich einplanen. Außerdem kommen gegebenenfalls Kosten von rund 300 bis 400 Euro für eine kräftigere Druckwasserpumpe hinzu.
Alles in allem ist das recht kostspielig, langfristig und vor allem unter ökologischen Aspekten betrachtet aber eine lohnende Investition.
Die Sterilfilter sind für die Aufbereitung von Trinkwasser konzipiert. Regen- oder Flusswasser kann damit nicht gereinigt werden, da die Membran rasch verstopfen würde
Mit dem Basis-Set AS Fill Season von Aqua free wird das Wasser beim Bunkern filtriert. Mit dabei sind Gardena-Adapter für den Schlauch. Preis: 149 Euro einmalig fürs Set, 80 Euro jährlich für den Wechselfilter.
Auf der Jeanneau Sun Loft 47 ist ein Sterilfilter unter der Spüle eingebaut. So soll das Tankwasser bedenkenlos trinkbar sein, und Chartergäste müssen keine PET-Flaschen mehr schleppen.
Der Wasserfilter stellt mit seiner Membran einen erheblichen Widerstand dar. Die Pumpe muss also ausreichend hohen Druck erzeugen. Der Testsieger aus YACHT 6/2014, der Aquajet Flowmaster 5.0 von Johnson (Preis: ca. 360 Euro), schafft das ohne Probleme.
Aktivkohlefilter können zwar größere Partikel und schlechten Geschmack wegfiltern, Bakterien allerdings nicht. Vielmehr kann die Kohle sogar zur Vermehrung der Organismen beitragen.