BordpraxisWas tun gegen Spinnen an Bord? Test Anti-Spinnen-Spray, Spinnenfallen

Alle in Deutschland vorkommenden Spinnenarten sind für den Menschen ungefährlich
Foto: Torsten Moench
Was tun gegen Spinnen an Bord? Wie lässt sich verhindern, dass sie an Bord kommen, und wie lassen sie sich einfangen, wenn sie da sind? Praxistest von Anti-Spinnen-Mitteln

Die häufigsten Mitbewohner an Bord sind nur wenige Zentimeter groß, besitzen acht Beine und können sogar Erwachsene in Angst und Schrecken versetzen – es handelt sich um Spinnen. Trotz ihrer allgemein anerkannten Nützlichkeit und Wichtigkeit erfreuen sich Spinnen an Bord meist keiner allzu großen Beliebtheit. Auch der Hinweis, dass Spinnen die Verbreitung anderer Insekten eindämmen, tröstet nicht jeden. Besonders Bordfrauen zeigen sich manchmal verärgert, wenn sie morgens einer dieser nützlichen Kreaturen auf Augenhöhe im Gang begegnen.

Licht zieht Spinnen an

Spinnen lieben Licht. Helligkeit lockt Mücken und andere Insekten an, die als Nahrungsquelle für Spinnen dienen. Für sie ist es daher sinnvoll, ihre Netze dort zu weben, wo künstliches Licht und ein passender Lebensraum einen konstanten Nahrungsfluss gewährleisten. Dieser Effekt ist besonders an beleuchteten Stromkästen oder unter Hafenlaternen sichtbar. Wenn ein Boot beispielsweise im Lichtschein einer Laterne liegt, bieten Strukturen wie Aufbauten, Reling und Geräteträger ideale Bedingungen für ein Jagdgebiet. Zudem sind Störungen durch Menschen eher selten. Wer sein Boot nur sporadisch besucht, sollte sich nicht über Spinnennetze im Cockpit wundern.

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Spinnen lebend fangen

Die einfachste Methode, Spinnen an Bord loszuwerden, ist natürlich, sie zu erschlagen. Nur ist das eine sehr rabiate und nicht tierfreundliche Methode. Außerdem können die zerquetschten Tiere unschöne Flecken hinterlassen. Besser ist es da, die Tiere lebend zu fangen. Ganz simpel ist das mit einem Glas möglich, das über die Spinne gestülpt wird. Anschließend ein Papier oder eine dünne Pappe zwischen Glas und Untergrund schieben, ans Glas pressen und die Spinne in diesem “Käfig” außenbords befördern. Das funktioniert jedoch nur bei ebenen Untergründen und auch nicht in Ecken, außerdem wagt sich nicht jeder so dicht an die Achtbeiner heran.

Deshalb gibt es viele kleine Helferlein, mit denen sich Spinnen fangen lassen. Wir zeigen einige davon in dieser Übersicht:

Spinnen-Fang-Vorrichtungen

Klebefallen für den Innenbereich für Spinnen, Käfer und kriechende Insekten
Foto: Hersteller

Spinnen abschrecken

Eine häufig erwähnte Methode, um Spinnen fernzuhalten, ist die Anwendung ätherischer Öle wie zum Beispiel Lavendelöl. Es ist jedoch zu beachten, dass die abschreckende Wirkung dieser Öle schnell nachlässt und bereits nach einer Stunde verflogen sein kann. Daher ist diese umweltfreundliche Lösung in der Praxis oft nicht sinnvoll. Dies gilt auch für die im Handel erhältlichen akustischen Spinnenabwehrgeräte. Laut Experten des Hamburger Hygiene-Instituts werden Spinnen durch solche Schallwellen kaum beeinträchtigt.

Deutlich mehr Erfolg versprechen die Hersteller sogenannter Anti-Spinnen- oder Ungeziefer-Sprays. Je nach Mittel kommen verschiedene chemische Substanzen zum Einsatz, die man landläufig als Nervengifte bezeichnen kann. Namentlich Permethrin, Deltamethrin und das aus Chrysanthemen gewonnene Pyrethrum (Pyrethrine) machen das Boot zur ungezieferfreien Zone.

In unserer Praxiserprobung konnten wir allen getesteten Mitteln eine Wirkung auf Spinnen (und anderes Getier) attestieren. Je nach Wirkstoff und dessen Konzentration hielten die Mittel das Boot etwa vier bis sechs Wochen spinnenfrei. Die Anwendung aller Produkte ist gleich. Da sie als sogenannte Kontaktmittel wirken, muss man die betroffenen Flächen, Ecken und Winkel einfach nur einsprühen. Dabei ist darauf zu achten, den Kontakt zur Haut zu vermeiden; darüber hinaus darf man die Sprays keinesfalls einatmen.

Nach unseren Erfahrungen bieten Handschuhe und Atemschutz bei der Anwendung ausreichend Schutz, auch wenn die Hersteller dies nicht ausdrücklich fordern. Eine direkte Gefahr für den Menschen geht von diesen Giften jedoch nicht aus, da die ummantelten Nervenbahnen von uns Warmblütern dagegen immun sind.

Um den Spinnen den Weg an Bord zu verbauen, behandelt man zusätzlich alle Landverbindungen wie Festmacher, Fenderleinen, Strom- und Wasserleitungen. Nur so verhindert man ungewollten „Zuzug“ aus der Nachbarschaft. Nachteil der genannten Chemikalien ist ihre nachlassende Wirkung bei steigenden Temperaturen (ab etwa 25 bis 30 Grad). Sie wirken also im Frühling und Herbst besser als im heißen Hochsommer.

Grundreinigung mit Ozon

Für eine einmalige „Grundreinigung“ eignen sich auch Ozongeneratoren. Das erzeugte Ozon tötet nicht nur Bakterien und beseitigt so unangenehme Gerüche, sondern auch Kleinstlebewesen. Ist das Ozon jedoch nach einigen Stunden verflogen, bietet es keinen weiteren Schutz vor einer „Neubesiedlung“ des Bootes.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine endgültige und dauerhafte Befreiung vom Spinnenproblem nicht gibt. Beachtet man die Maßnahmen zur Minimierung, wie beispielsweise wenig Licht, häufiges Entfernen der Netze und vorbeugende Behandlung der Landverbindungen, kann man die Anzahl jedoch im Zaum halten.

Spinnen-Sprays im Praxistest

Für unseren Praxistest wählten wir stellvertretend drei verschiedene Anti-Insekten-
Produkte, die man in jedem Bau- oder Supermarkt bekommt, aus. Zusätzlich prüften wir die Eigenschaften des speziellen Anti-Spinnen-Sprays vom Bootsausrüster Yachticon. Alle Sprays basieren auf den Eigenschaften verschiedener Gifte wie Permethrin, Deltamethrin und Pyrethrum.

Als Testort wählten wir vier beleuchtete Stromverteiler in einem Hamburger Yachthafen. Zunächst wurden die Verteilerkästen gründlich gereinigt und dann anleitungsgemäß mit den Produkten behandelt. Eine tägliche Sichtkontrolle gewährleistete die Erfolgsüberwachung.

Die mit Abstand beste Wirkung erzielte das Yachticon-Anti-Spinnen-Spray. Mit rund 18 Euro pro 500 ml ist es zwar das teuerste Produkt im Vergleich, weist mit 9,9 g/l Permethrin aber auch die höchste Wirkstoffkonzentration auf. Der mit diesem Spray behandelte Stromverteiler blieb knapp sechs Wochen spinnenfrei.

Das zweitbeste Ergebnis können wir dem Okaysi-Spray von Caesar Simon und Sohn
attestieren. Hier kommen 6,56 g/l Permethrin zum Einsatz und gewährleisten rund vier Wochen lang Schutz. Der Preis liegt, je nach Bezugsquelle, bei etwa 13 Euro pro 500 ml.

Die beiden verbleibenden Mittel sind mit 5 Euro/400 ml (Globol) und 2 Euro/
400 ml (Varena) deutlich preiswerter, fallen aber auch in der Nachhaltigkeit gegenüber den Erstgenannten ab. An den mit ihnen behandelten Flächen konnten wir nach rund zwei Wochen die ersten Spinnennetze bewundern.

Kleine Spinnen-Kunde

Zu den Gliedertieren gehörend, sind ihre weiteren Kennzeichen neben den erwähnten acht Beinen ein Körper, eine reiche Ausstattung mit Augen: meistens acht an der Zahl. Am vorderen Körperteil sitzen zwei Kieferklauen, die mit Gift bevorratet sind. Der hintere Körperteil zeigt das, was die Spinne zu einem Kunsthandwerker werden lässt: Warzen, die Spinnseide produzieren. Der Spinnenfaden fungiert als Sicherheitsleine, wie man leicht beobachten kann, und natürlich als Netzbaumaterial – so entstehen wahre Kunstwerke, die für leichtsinnige andere Insekten böse Fallen darstellen.

Wenn man in so ein Netz aus Versehen hineinlangt, stellt man fest, dass es erstens „widerwärtig klebrig“ und zweitens schlecht auseinanderzureißen ist. Das Klebrige rührt vom Eiweiß her, aus dem die Fäden bestehen, außerdem sind Spinnenfäden relativ „reißfest“, weil ungemein dehnbar. Übrigens gibt es auch Spinnen, die ihre Nahrung ohne Fangnetz erbeuten, beispielsweise durch Auflauern oder Anschleichen.

Spinnen töten ihre Beute durch Gift – für Menschen gefährlich ist von den weltweit vorkommenden Arten eine vergleichsweise geringe Zahl. Im mittleren Europa braucht man jedenfalls nichts zu befürchten.

Wen treffen wir nun am häufigsten an? Vermutlich die Hausspinne (Tegenaria atrica), die Garten-Kreuzspinne (Araneus diadematus) oder die Brückenkreuzspinne (Larinioides sclopetarius). Letztere ist vor allem in Gewässernähe unterwegs. Sie baut ihr Netz gern – nomen est omen – an Brücken und Geländern. Sind Letztere gut beleuchtet, was eine angenehme Zufuhr von Insekten bedeutet, tritt sie gehäuft auf. Die drei Spinnenarten sind in ganz Mitteleuropa heimisch.


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