PraxisSegeln und schlemmen – Tipps fürs Kochen auf See

Hauke Schmidt

 · 03.07.2024

Mit offenen Schapps lässt sich auf See nur bei Flaute kochen. Besser man legt alles Nötige vor dem Kochen in der Spüle bereit
Foto: YACHT/Nico Krauss
Eine warme Mahlzeit erhöht das Wohlbefinden auf längeren Schlägen enorm. Wie sich die Pantry auch unterwegs gut zum Kochen nutzen lässt

Nach einem langen Tag auf dem Wasser an Bord zu kochen gehört für viele zum Segeln dazu. Unterwegs bleibt die Küche dagegen häufig kalt. Sprich, es gibt Müsli, belegte Brote, Kuchen oder andere vorbereitete Snacks. Damit kommt man problemlos über den Tag, und die Vorfreude aufs abendliche Essen steigt. Gleichzeitig wächst aber auch der Wunsch, nach dem Festmachen oder Vor-Anker-Gehen möglichst bald etwas Richtiges auf dem Teller zu haben. Mitunter leidet darunter auch der Törnplan, denn eine hungrige Crew segelt nur ungern weiter.

Das Gute dabei: Die Pantrys der meisten Yachten bieten die Grundvoraussetzungen, um auch beim Segeln genutzt zu werden und etwas Warmes auf den Tisch, besser gesagt den Teller zu zaubern. Denn eines ist klar, Seegang und Lage machen sich nicht nur bei der Zubereitung bemerkbar, sondern auch während des Essens selbst.

Seefeste Pantry

Optimal sind Gerichte, die wenige Töpfe benötigen und sich mit Löffel oder Gabel allein essen lassen. So bleibt immer eine Hand für den Teller frei. Denn den wird man kaum auf den Tisch stellen können. Daher sollte die Crew eher zur Schale oder einem tiefen Teller mit erhöhtem Freibord greifen. Praktisch kann auch Geschirr mit einem rutschfesten Gummifuß sein. Das gibt es beispielsweise von Brunner in Kombination mit bruchfestem Kunststoff. Rutschfeste Porzellanteller und Schalen sind dagegen meist nur im Kleinkind-Design erhältlich. Apropos Antirutsch, wer keine passende Gummimatte an Bord hat, kann einfach ein feuchtes Geschirrhandtuch unterlegen, es begrenzt auch die Schweinerei, wenn beim Einschenken etwas danebengeht. Einziger Nachteil: Das Handtuch muss nach dem Einsatz wieder getrocknet werden.

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Zurück zur Pantry. Über die Frage, welches Layout für Langfahrt am besten geeignet ist, lässt sich trefflich streiten. Jede Bauform hat Vor- und Nachteile und ihre Fans. Auf dem Sommertörn oder für eine gelegentliche Nachtfahrt spielt es keine große Rolle, ob es sich um ein l- oder u-förmiges Layout handelt oder eine Längspantry vorhanden ist. In einem u-förmigen Ausschnitt kann man sich zwar besser verkeilen und hat im Optimalfall den Herd, Spüle, Kühlschapp und Arbeitsflächen im Griffbereich. L- und Längspantrys lassen sich aber auch beim Segeln nutzen. Für zusätzlichen Halt kann ein Gurt angebracht werden. Wichtiger, weil nur schlecht nachzurüsten, sind ausreichend hohe Sülls an allen Arbeitsflächen und eine Spüle, die auch bei Lage nicht vollläuft. Denn sie ist auf See ein universeller Abstell- und Arbeitsplatz.

Zudem braucht der Kocher eine Kardanik, sie sollte 25, besser 30 Grad zu jeder Seite schwingen können. Diese vergleichsweise großen Auslenkungen sind nötig, damit Töpfe und Pfannen auch bei seegangsbedingten Krängungsspitzen stehen bleiben. Außerdem sollten sich die Töpfe auf dem Herd fixieren lassen, denn die im Hafen übliche Hand zum Festhalten braucht der Smut auf See im Zweifel für sich selbst. Bei kardanischen Gasherden gehören Topfhalter in der Regel zum Lieferumfang, für die Spirituskocher von Origo sind sie immerhin als Zubehör erhältlich. Eine andere Variante sind auch individuell angefertigte Systeme, die wie ein Rahmen auf dem Herd liegen und die Töpfe sicher umschließen. Sie sind insbesondere bei Langfahrtseglern beliebt, die täglich auf See kochen.

Alternative Energiequellen auf dem Vormarsch

Dank effizienter Induktions-Technik gewinnt auch das elektrische Kochen zusehends an Bedeutung, siehe YACHT 18/22. Die entsprechende Energie-Infrastruktur vorausgesetzt, lassen sich die Kochfelder gut auf See nutzen. Unser Autor und Langfahrtsegler Frank Reinecke beispielsweise kocht fast immer elektrisch. „Unsere Töpfe und Pfannen sind alle für Induktion und Gas tauglich. Auf Passagen kochen wir elektrisch, wenn es die Bedingungen zulassen. Dabei steht die mobile Induktionsplatte auf dem Gasherd, und dieser ist kardanisch gelagert. Auf der Induktionsplatte nutzen wir einen Antirutschbelag. Diese Methode hat sich bestens bewährt und spart Gas, wenn die Bolognese lange köchelt“, so Reinecke.

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Neben dem Induktionskochfeld nutzt Reinecke gern einen elektrischen Reiskocher. Damit lassen sich auch Brot und Kuchen backen. Mit einer Antirutschmatte steht ein Reiskocher selbst bei starken Schiffsbewegungen sicher im Spülbecken. Auf Multihulls, die ohne nennenswerte Lage segeln, ist mitunter sogar der heimische Thermomix im Einsatz.

Für Spiritus- und Gaskocher hat sich der Omnia bewährt, er ist ein wahres Multifunktionsgerät. In der simpel anmutenden Aluform mit Deckel lässt sich vom Kartoffelauflauf über Brot bis zu Pizza und Pommes frites fast alles zubereiten.

Der Aufsatz verwandelt Gas- und Spirituskocher in einen Backofen und lohnt sich sogar, wenn ein Herd mit Ofen vorhanden ist. Wenn keine große Crew versorgt werden soll, benötigt der Omnia auf kleiner Flamme weniger Gas als der fest installierte Ofen. Bewährt haben sich die als Zubehör verfügbaren Silikoneinlagen. Es sollten aber mehrere an Bord sein, denn sie nehmen den Geruch an, und der nächste Kuchen soll schließlich nicht nach Lasagne schmecken.

Kochen an Bord: Gute Vorbereitung spart Zeit und Ressourcen

Einen großen Anteil am Kochen hat die Vorbereitung der Zutaten. Gemüse auf See zu waschen und zu schnippeln ist deutlich anstrengender als ohne Krängung und Bootsbewegungen. Daher empfiehlt es sich, die Zutaten am Liegeplatz vorzubereiten und in Dosen oder Zippbeuteln zwischenzulagern. Für Nachtfahrten oder vorhersehbares Schlechtwetter ist ein komplett vorbereitetes Essen Gold wert. Ideal sind beispielsweise Gulasch, Bolognese oder ähnliche Gerichte. Nudeln oder Reis als Beilage lassen sich fast immer kochen, und der Rest muss lediglich aufgewärmt werden.

Bei der Wahl der Zutaten ist Pragmatismus gefragt. Nudelgerichte beispielsweise schmecken mit Penne oder Fusilli fast genauso gut wie mit Spaghetti, lassen sich aber mit einer Hand deutlich einfacher essen. Dazu noch ein Tipp von Frank Reinecke: „Für den Hunger zwischendurch haben sich Trüffel oder Trüffelöl sehr bewährt. Diese Produkte sind konserviert, damit lange haltbar und lassen sich einfach stauen. Es werden ein paar Nudeln gekocht und abgegossen, dann kommen Trüffel mit Olivenöl in den Topf, und schon steht ein sehr schmackhafter Snack zur Verfügung.“

„Bei allzu rauen Bedingungen machen wir auch mal gern eine Büchse mit Fertiggerichten auf und verfeinern beim Warmmachen. Dann geht es eher darum, wie wir uns im Cockpit verkeilen und unfallfrei die Suppe löffeln“, so Reinecke.

Für einen reibungsarmen Ablauf in der Pantry sorgt schon das Stauen der Zutaten und Kochutensilien, und zwar am besten vor der Abfahrt. Dazu gehören auch Mülleimer, Topflappen und Handtuch. Sind die Sachen so organisiert, dass sie auch im Betrieb erreichbar sind? Schapps hinter dem Herd lassen sich schon im Hafen schlecht nutzen, sobald ein Topf auf den Flammen steht, kommt noch die Schiffsbewegung hinzu, steigt das Verbrennungsrisiko. Besonders ungünstig ist es, wenn die Schapps in Luv liegen und sich der Inhalt beim Öffnen in die Pantry ergießt. Daher sollte man alle zum Kochen nötigen Gewürze so stauen, dass sie mit einer Hand erreichbar sind und nicht über den Herd gegriffen werden muss. Dabei können beispielsweise magnetische Gewürzdosen hilfreich sein. Ebenfalls praktisch ist ein sicherer Lagerort für die Küchenmesser.


Lesertipps zum Thema Kochen an Bord

Griffbereite Gewürze: Gewürzdosen mit Magnetboden sorgen für Ordnung und sind griffbereit. Als Gegenpol dient ein verchromtes Blech. Durch das Sichtfenster im Deckel ist leicht erkennbar, welche Zutat sich im Gefäß befindet | Zeichnung: YACHT/Jochen Peschke

Verletzungs- und Unfallrisiko beim Kochen minimieren

Egal ob mit dem Messer geschnippelt oder auf der offenen Flamme gebrutzelt wird: Mit der Schiffsbewegung steigt das Verletzungs- und Unfallrisiko, daher sollte man auch die Sicherheit im Auge behalten. Dazu zählt ein stabiler Stand für den Smut, der durch den eingangs erwähnten Beckengurt verbessert werden kann. Als Gegenspieler zum Gurt sollte zudem ein solider Bügel vor dem Herd vorhanden sein, damit man sich nicht am schwingenden Kocher abstützen muss, falls der Seegang das Gleichgewicht aushebelt. Außerdem sollte eine Löschdecke griffbereit sein, aber das gilt auch für das Kochen am Liegeplatz.

Der wichtigste Tipp zum Kochen auf See ist, es einfach auszuprobieren. Vorteil für den Smut : Einer hungrigen Crew schmeckt eine Portion Rührei oder Nudeln mit Tomatensoße auf See meist mindestens so gut wie ein aufwändig gekochtes Essen im Hafen. Oder wie es Profi-Schiffskoch und Buchautor Ulli Krause gesagt hat: „Finesse ist dabei nicht unbedingt angeraten.“ Die warme Mahlzeit hebt auf jeden Fall die Stimmung und setzt neue Energie frei, sei es zum Weitersegeln oder nur für einen entspannten Landgang.


Buchtipps für die Bordküche

Einfach, köstlich: Clevere Bordrezepte, die mit einer geringen Anzahl an Utensilien nachgekocht werden können. Die vorgestellten Rezepte stammen aus diesem Buch. „5 Zutaten“, 19,90 Euro. <a href="http://Delius-Klasing.de" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">Delius-Klasing.de</a>Foto: Delius KlasingEinfach, köstlich: Clevere Bordrezepte, die mit einer geringen Anzahl an Utensilien nachgekocht werden können. Die vorgestellten Rezepte stammen aus diesem Buch. „5 Zutaten“, 19,90 Euro. Delius-Klasing.deReise-Rezepte: Von Stockbrot bis Fisch: 140 Rezepte von Ernährungsanthropologin Ulrike Richter für Outdoor-Fans wie Camper oder Segler. „Kochen ohne Küche“, 12,99 Euro. <a href="http://Delius-Klasing.de" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">Delius-Klasing.de</a>Foto: Delius KlasingReise-Rezepte: Von Stockbrot bis Fisch: 140 Rezepte von Ernährungsanthropologin Ulrike Richter für Outdoor-Fans wie Camper oder Segler. „Kochen ohne Küche“, 12,99 Euro. Delius-Klasing.deProviant-Bibel: Seglerin Claudia Kirchberger gibt umfangreiche Tipps zu Ernährung und Verproviantierung auf Fahrtenyachten. „Bordversorgung heute“, ab 8,50 Euro (Amazon).<a href="http:// Fortgeblasen.at" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow"> Fortgeblasen.at</a>Foto: Claudia KirchbergerProviant-Bibel: Seglerin Claudia Kirchberger gibt umfangreiche Tipps zu Ernährung und Verproviantierung auf Fahrtenyachten. „Bordversorgung heute“, ab 8,50 Euro (Amazon). Fortgeblasen.at

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