Johannes Erdmann
· 31.03.2023
Damit das Trinkwasser auch über längere Zeit genießbar bleibt, ist es wichtig, der Keimbildung vorzubeugen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten
Nichts ist für uns selbstverständlicher, als den Wasserhahn aufzudrehen, auch an Bord. Schließlich sind die Tanks der meisten Boote gut dimensioniert – und notfalls besteht in fast jedem Hafen eine Möglichkeit, um direkt am Liegeplatz nachzufüllen. Für die Qualität des in der Pantry gezapften Wassers gibt es auch nichts Besseres als einen steten Durchsatz: immer wieder leeren und neu befüllen. Ist der Wasseraustausch groß, dann können sich kaum Keime bilden.
Wer allerdings sein Boot eher gelegentlich an den Wochenenden nutzt und den Tank nur alle paar Wochen oder gar Monate nachfüllt, der sollte die Qualität des Trinkwassers im Auge behalten. Denn gerade im Sommer, wenn das Boot bei hohen Temperaturen mit vollen Tanks am Steg liegt, herrschen Idealbedingungen für Keime, um sich auszubreiten und zu vermehren. Das Tankwasser sollte dann nicht länger zum Trinken oder Kochen verwendet werden. Viele Eigner haben einen kleinen 5-Liter-Kanister in der Pantry, den sie alle zwei Tage an Land nachfüllen und dessen Inhalt sie zum Kochen von Kaffee oder Tee nutzen – eine praktikable Lösung, um die Gefahr aus dem Tank zu umgehen. Doch wer ein teures Schiff am Steg liegen hat, der möchte meist den Komfort genießen, das Kaffeewasser wie zu Hause aus der Leitung zu bekommen – und nicht wie beim Zelt-Camping mit Kanistern hantieren.
Dafür sind drei Schritte wichtig: zum einen Wasser ohne Verunreinigungen zu tanken. Zweitens muss das Wasser im Tank durch Zusätze konserviert werden. Doch selbst keimfreies Wasser bereitet keine Freude, wenn es Schwebeteile in sich trägt oder "nach Tank" schmeckt, also nach Gummi, Plastik oder Blech. Deshalb ist es im dritten Schritt wichtig, das Wasser auf dem Weg zur Zapfstelle noch einmal durch einen Kohlefilter zu schicken, der nicht nur Verunreinigungen herausfiltert, sondern auch geschmackstrübende Stoffe.
Um sicherzugehen, dass das getankte Wasser (besonders aus zweifelhaften Quellen) nicht bereits verunreinigt in den Tank gelangt, ist es gut, einen Vorfilter in die Schlauchleitung einzuschleifen. Solche sind häufig im Boots- oder Campingbedarf zu bekommen. Auch wenn ihre angegebenen Filterkapazitäten von mehreren 1000 Litern für einen mehrjährigen Einsatz ausreichen sollten, sind sie spätestens nach einem Jahr zu tauschen, damit die ausgefilterten und im Filter angelagerten Stoffe nicht den Gegeneffekt erzeugen, sauberes Trinkwasser zu verunreinigen. Je nach Ausführung sollte am Filter ein Gardena-Anschlussstück befestigt sein, um ihn an in den Häfen vorhandene Schläuche zu montieren. Besser ist es jedoch, einen eigenen Schlauch mitzuführen, weil die Schläuche in den Marinas oft nicht sehr hygienisch sind und schon sonst wo "dringesteckt" haben.
Während in den Tropen und anderen warmen Ländern mit hoher Gefährdung der Wasserqualität häufig bereits vom Wasserversorger Chlor beigemengt ist, so kommt das Wasser hierzulande völlig ohne Zusätze aus der Leitung. Soll es vor Keimen geschützt längere Zeit gelagert werden, dann gibt es viele Mittel. Zusätze sind in Tabletten-, Pulver- oder Flüssigform erhältlich, aber auch als feste Einsätze. Die Wirkstoffe sind verschieden.
In Deutschland sind Silberionen (Aquaclean*, Micropur Classic*, Dr. Keddo Microsept*, Certisil Argento*) ein gängiges Mittel. Dass Silber antibakteriell wirkt, wusste man schon im Mittelalter, und Silberionen werden heute in vielen Alltagsprodukten verwendet, um Gerüche, Schimmel und Pilze zu vermeiden. Silberionen sind hoch reaktiv und bekämpfen nicht nur Bakterien, sondern auch Mikroben. Deshalb sind Konservierungsmittel mit Silberionen im Wassersport sehr beliebt. Besitzer von Booten mit Aluminiumtanks sollten allerdings nicht überdosieren, nach dem Motto "Viel hilft viel", damit sich kein Lochfraß bildet. In der richtigen Dosierung sind Silberionen jedoch auch für Alutanks recht ungefährlich.
Steht das Wasser längere Zeit im Tank oder besteht die Gefahr einer Kontaminierung, dann können Mittel mit Silberionen und Chlor (Aquaclean Quick*, Micropur Forte*, Certisil Combina*) eingesetzt werden, die neben dem lang anhaltenden Bakterienschutz durch die Ionen zusätzlich durch das Chlor eine stark desinfizierende Wirkung haben und einen ganzen Tank häufig bereits in 30 Minuten reinigen.
Ein Nachteil dieser Zusätze ist natürlich, dass sie mit dem Wasser in den menschlichen Körper aufgenommen werden. Laut Hersteller zwar völlig ungefährlich, aber dennoch nicht jedermanns Sache. Einen anderen Weg geht die Firma AE-Aqua*, die einen Filter aus Edelstahlelementen entwickelt hat, der in sauberen, desinfizierten Tanks (bis zu 50 Litern) das Wasser rein hält. Statt Silberionen oder Chlor vertraut die Firma auf einen katalytischen Prozess, bei dem sich zwischen den Edelmetall-Beschichtungen ein mikroelektrisches Feld ausbildet, das an der Oberflächenbeschichtung freie Radikale entstehen lässt, die wiederum Mikroorganismen vernichten.
Die Firma Lilie hat mit ihrem Certec-Wasserfilter* ebenfalls einen Einsatz entwickelt, der im Tank schwimmt und Negativionen abgibt, wodurch das Wasser elektro- lysiert wird und Keimbildung entgegenwirkt. Eine dritte chemiefreie Möglichkeit sind Reinigungsanlagen, in denen das Wasser mit UV-C-Stahlen desinfiziert wird. Das System von Aquatec reinigt 8 Liter pro Minute, ist kleiner als eine Kaffeemaschine und besitzt eine maximale Leistungsaufnahme von 14 Watt (1,2 Ampere).
Bevor das Wasser aus dem Tank ins Trinkwasserglas oder auf die Zahnbürste gelangt, ist es gut, wenn es noch einmal durch einen Aktivkohlefilter fließt. Denn solch ein Filter hält nicht nur Schwebstoffe und eventuell doch im Tank befindliche Bakterien zurück, sondern auch geschmacksbeeinträchtigende Stoffe, die das Wasser womöglich etwas abgestanden oder eben “nach Tank” schmecken lassen.
Werden alle drei Möglichkeiten beherzigt – die Vorfilterung, die Konservierung und das Filtern vor Entnahme –, dann steht dem Genuss auch nach längerer Zeit im Tank nichts im Wege.
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