Zum Traum vom perfekten Blauwassertörn gehört für die meisten Segler auch der Fang eines großen Fisches. Bilder von stolzen Jägern, die einen stattlichen Mahi Mahi in die Kamera halten, gibt es zuhauf. Die Gründe liegen auf der Hand. Zum einen ist das Hochseeangeln Teil der grenzenlosen Freiheit auf dem Ozean und zum anderen die einzige Möglichkeit, dort an frisches Fleisch zu kommen. Dazu ist es gratis, also ein Geschenk des Meeres, und gut zubereitet eine wahre Gaumenfreude.
In unseren heimischen Gewässern wie Ost- und Nordsee ist des Seglers Anglerglück ein weit selteneres Bild. Woran liegt das? Gerade die Ostsee gilt als leergefischt, was wiederum zu strengeren Regularien, Restriktionen und Kontrollen führt. Einen Angelschein braucht es in Deutschland auch. Vielleicht liegt es auch am Zeitfaktor, denn wer einen guten Liegeplatz im Hafen ergattern möchte, der darf nicht zu spät kommen. Und Fisch gibt es in jeder Ha fenstadt zu kaufen, entweder im Restaurant oder direkt vom Fischer.
Doch es gibt auch gute Gründe dafür, selbst auf Jagd zu gehen. Mit etwas Vorbereitung und dem richtigen Timing lassen sich schmackhafte Fische aus dem Wasser ziehen. Das Beste daran: Diese Fische stammen weder aus Aquakultur, noch wurden sie am anderen Ende der Welt gefangen und importiert. Nachhaltiger geht es kaum.
In deutschen Küstengewässern bedarf es eines gültigen Fischereischeins, um angeln zu dürfen. Nach bestandener Prüfung wird dieser gegen Vorlage des Prüfungszertifikats im Ordnungsamt ausgehändigt. Anerkannt wird der Angelschein in allen Bundesländern. Zusätzlich ist es erforderlich, eine Fischereiabgabe zu entrichten.
In Mecklenburg-Vorpommern ist ein Küstenfischereischein erforderlich, den es für kleines Geld bei vielen Angelläden oder auch Tankstellen zu erwerben gibt. Auch Schleswig-Holstein verlangt eine eigene Fischereigebühr. Dafür gibt es in den beiden Bundesländern eine weitere Sonderregelung: Hier kann ein Touristen-Fischereischein beantragt werden, für den es keiner weiteren Voraussetzungen bedarf. Dieser gilt vier Wochen und kostet zwischen 20 und 30 Euro. Dazu gibt es eine Broschüre, die über die wichtigsten Angelkenntnisse und den waidgerechten Umgang mit gefangenen Fischen informiert. Das klingt zugegebenermaßen insgesamt typisch deutsch und kompliziert, doch wer erst einmal seinen Fischereischein hat, für den sind die weiteren Formalitäten ein Leichtes.
Auch in dänischen Gewässern wird ein staatlicher Angelschein benötigt, der jedoch keiner vorherigen Prüfung bedarf. Der sogenannte „Fisketegn“ ist verpflichtend für Personen zwischen 18 und 67 Jahren und nur in Verbindung mit dem Personalausweis gültig. Erhältlich ist der dänische Angelschein nur noch online über die Webseite www.fisketegn.dk oder über die App „MitFisketegn“. Die Kosten betragen 6, 20 oder 29 Euro für eine Tages-, Wochen- oder Jahreskarte.
An den deutschen und dänischen Küsten müssen Mindestmaße und Schonzeiten für viele der vorkommenden Meeresfische beachtet werden. Diese regeln, ab welcher Größe ein gefangener Fisch behalten und getötet werden darf, sowie die Zeiten, in denen sie nur eingeschränkt oder gar nicht gefangen werden dürfen. Dazu können temporäre Fangquoten der EU kommen, die auch Hobbyangler betreffen. So gilt für Lachse aktuell das sogenannte Bag-Limit, welches pro Angler und Tag nur ein gefangenes Exemplar erlaubt. Nach dem ersten Fang ist das Lachsangeln einzustellen. Für den überfischten Dorsch gilt gar ein generelles Fangverbot.
Da Mindestmaße und Schonzeiten nicht nur international, sondern auch in den Bundesländern variieren und jederzeit veränderlich sind, sollten diese unbedingt vorab abgefragt werden. Für die deutschen Gewässer geht das beispielsweise auf www.fischpro.de und für die dänischen Küstengebiete auf www.fisketegn.dk, wo auch der Angelschein ausgestellt wird. Bei Nichtbeachten drohen empfindliche Geldstrafen – mit Kontrollen muss gerechnet werden.
In Naturschutzgebieten, die in den Seekarten ausgewiesen sind, ist das Angeln grundsätzlich nicht erlaubt.
Doch wo lohnt es sich, die Angel auszuwerfen? Eine Orientierung bieten andere Angler. Im Frühjahr, in der Heringssaison, bevölkern sie mit ihren Booten fischreiche Gewässer wie den Strelasund oder die Schlei. Sind die so erkennbar guten Stellen für Kielboote zu flach, bietet sich an, im Dingi vor Anker zu gehen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Yacht beim Schlachten und Ausnehmen des Fisches sauber bleibt. Auch Möwen, die fortlaufend ins Wasser stoßen, sind ein Indiz für mögliche Beute. Sie jagen nach kleinen Fischen, die von Raubfischen an die Oberfläche getrieben werden.
Bestens Bescheid wissen auch die Berufsfischer. Ihre aufgestellten oder ausgelegten Netze sind ein sicherer Anhaltspunkt für Fischbestand. Nur zu dicht sollte man nicht heran – das gibt genauso sicher Ärger.
Wer ganz individuell einen guten Spot finden möchte, kann sich auch mithilfe der Seekarte orientieren: Üblicherweise machen Segler einen Bogen um Untiefen, doch auf der Suche nach Fisch zum Angeln sind sie die Hotspots. An Wracks, Riffen oder Sandbänken finden Fische Schutz und Futter. Es lohnt sich auch, die Tiefenlinien genauer anzuschauen. Fällt der Grund stark ab, dann ist das ein Indiz für Strömungsänderungen und damit auch für stärkeres Fischaufkommen.
Ein gutes Beispiel dafür befindet sich in der Aarhus Bucht vor dem Leuchtturm Sletterhage. Hier fällt der Grund rapide von zwei auf bis zu fünfzig Meter ab. Hier laufen nicht nur die Containerriesen auf dem Weg zum Hafen von Aarhus vorbei, es ist auch das ganze Jahr über ein beliebter Angelspot.
Auch der strömungsstarke Öresund ist ein Eldorado für Fische aller Art. Seit einigen Jahren jagt hier im Sommer sogar ein großer Thunfischschwarm nach Hornhechten, Heringen oder Makrelen. Der imposante Jäger ist zwar geschützt, nicht aber seine Beute.
Wenn in Norddeutschland der Raps blüht, ist auch der Hornhecht da – diese Faustregel hilft dabei, den Start der Hornhecht-Saison in der Ostsee zu erkennen. Die Silberpfeile sind in den Tiefen des Atlantiks zu Hause. Sie ziehen aber, wenn im Frühjahr das Wasser wärmer wird, zum Laichen an die Küsten. In der Ostsee sind sie meist ab Anfang Mai bis Juni oder Juli zu finden.
Für die Jagd nach den Schönwetterfischen ist ruhiges, sonniges Wetter ideal, während sie bei Bewölkung, in der Dämmerung oder nachts selten aktiv sind. Da die flinken Nadelfische nach dem Laichen in den seichten Uferregionen Jagd auf Garnelen, Kleinfische oder Würmer machen, bietet hüfttiefes Wasser mit Seegraswiesen oder Sandböden ideale Angelstellen.
Der Greifswalder Bodden ist einer der traditionellen Laich und Fangorte. Fischfetzen vom Hering sind dabei die beliebtesten Köder. Einziger Nachteil dieser grüngrätigen Delikatesse: Sie hat überdurchschnittlich viele Gräten.
Neben der deutschen Anglerhochburg Fehmarn, wo Plattfische und Meerforellen im Fokus liegen, ist Rügen das Mekka für stattliche Hechte. In den westlichen und nördlichen Boddengewässern der Insel gibt es reichlich Futterfische für die gefräßigen Räuber.
In der Nordsee gehören Plattfische, Makrelen oder auch Dorsche zu den begehrten Speisefischen. Letztere dürfen im Gegensatz zur Ostsee auch gefangen werden. Vom Boot aus bieten sich naturgemäß die Hotspots fernab der Küste an – wohin es auch die vollbesetzten Angelkutter verschlägt.
Seebeine vorausgesetzt, ist die raue Nordsee ab zehn Meilen Entfernung zu den Küsten der Niederlande und Deutschlands ein hervorragendes Revier, um erfolgreich auf Makrele zu gehen. An den Wracks gibt es gute Chancen auf kapitale Dorsche oder Wittlinge – allerdings mit dem Risiko, dass sich ein Haken mal verfängt.
Eines der absoluten Topreviere ist das Gelbe Riff vor der Küste von Nordjütland. Hierbei handelt es sich um ein Hochplateau, welches am Rande der 700 Meter tiefen norwegischen Rinne liegt. Es ist rund 80 Seemeilen lang und 11 Seemeilen breit, bei Wassertiefen von 20 bis 150 Meter.
Aufgrund der zahlreichen Wracks, Steine und Korallen meiden die meisten Fischtrawler das Gebiet, um ihre Netze zu schützen. Ganzjährig sind dort daher riesige Dorsche oder auch Seeteufel anzutreffen. Auch Köhler, Pollack, Leng und viele weitere Fische lassen sich fangen.
Trotz der hohen Erfolgschancen ist das Revier nur bedingt für Anfänger geeignet, und es bedarf einer guten Vorbereitung hinsichtlich Wetter, Ausrüstung und Köder. So ist allein wegen der starken Strömungen am Gelben Riff und der höheren Gewichte der Fische ein robusteres Angelgeschirr als in der Ostsee notwendig.
Ein Vorteil am Mittelmeer ist das meist klare Wasser. Das ermöglicht es, Angelreviere vorab mit dem Schnorchel zu erkunden. Kanten, Felsen und Seegraswiesen sind weitaus vielversprechender als eintönige Sandböden.
Mit etwas Glück lassen sich dabei schon Zielfische wie die Zweibindenbrasse entdecken. Mit ihrer silbernen Körperfarbe und den zwei schwarzen vertikalen Streifen ist sie leicht zu erkennen. Der Schermesserfisch „Raor“ genießt auf Mallorca Kultstatus und ist dort der teuerste Speisefisch. Als bester Köder für ihn gilt der Spritzwurm, den es in lokalen Angelläden gibt.
Vorsicht ist dagegen bei der Goldstrieme geboten. Dieser Fisch mit seinen charakteristischen gelben Längsstreifen ernährt sich auch von einer „Killeralge“ genannten, giftigen Grünalgenart. Deren Gift geht auf das Fischfleisch über und kann so nach dem Verzehr beim Menschen motorische Störungen und Halluzinationen wie bei einem schweren Rausch auslösen.
Viele Fische, die im Atlantik zu finden sind, lassen sich auch im Mare Mediterraneum beim Schleppangeln fangen. Während schnelle Jäger wie Thun oder Marlin bei sechs bis zehn Knoten angelockt werden können, eignet sich für Fische wie Seebarsch oder Mahi Mahi eine Geschwindigkeit von maximal drei bis vier Knoten.
Grundsätzlich braucht es in vielen Mittelmeerländern aber auch eine Angellizenz, über die es sich im Vorfeld zu informieren gilt.
Das Beste gleich vorab: Auf den Weiten der Weltmeere gelten weder Vorschriften und Lizenzen, noch braucht es teure Ausrüstung. In der Regel reichen für einen guten Fang eine einfache Spule, ein Köder, und die Angelschnur, die mindestens einen Millimeter dick und 100 Meter lang sein sollte. Beim Angeln kann die Schnur während der Fahrt auf einer Heckklampe belegt werden.
Ein Schleppköder, auf den viele Blauwassersegler schwören, ist das wiederverwendbare Imitat eines Tintenfisches. Solche Köder können in allen Farben gekauft, aber auch mit einfachsten Mitteln selbst gebaut werden: ein Kopf mit großen Augen und bunten Gummifasern dahinter, unter denen sich der Haken versteckt. Je größer der Köder, desto größer auch der Fisch.
Als Faustregel gilt, pro Knoten Fahrt zehn Meter Schnur zu geben. Zudem empfiehlt es sich, die Angelschnur über eine elastische Leine zu führen, die als Ruckdämpfer dient. Das schont die Schnur beim Anbeißen und ist zudem ein optisches Indiz für einen am Haken hängenden Fisch. Um auch ein akustisches Signal zu erhalten, kann der Ruckdämpfer zusätzlich mit einem klimpernder Gegenstand versehen werden.
Einer der Fische, der am häufigsten beißt, ist der bereits erwähnte Mahi Mahi, auch bekannt als Goldmakrele. Auch aufgrund seines exotischen Aussehens mit dem hervorstehenden Kiefer, der hohen Stirn und den leuchtenden Farben, ist er ein Sinnbild des Ozeanangelns. Schmecken tut er auch, sein Fleisch ist sehr zart und saftig.
Auch der Bonito, oft verwechselt mit dem Blauflossen-Thunfisch, wird häufig geangelt. Er schmeckt gut, jedoch ist sein Fleisch qualitativ weniger hochwertig als das seiner begehrten Verwandten. Kein Wunder, dass der Bonito oft als Dosen-Thunfisch verkauft wird.
Ist ein Fisch an der Angel, gilt es zu verhindern, dass sich das Tier quält. Mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf wird es daher sofort betäubt. Danach kommt ein spitzes Messer zum Einsatz, mit dem entweder bauchseitig zwischen den Brustflossen direkt ins Herz gestochen oder ein Kiemenschnitt durchgeführt wird. In beiden Fällen blutet der Fisch aus und stirbt.
Da es problematisch sein kann, einen panisch zappelnden Fisch zu bändigen, sollten die Werkzeuge griffbereit sein sowie Schuhe und Arbeitshandschuhe getragen werden – denn Schnitt- und Bisswunden können zu schwerwiegenden Infektionen führen. Vor allem bei hohen Temperaturen sollte der frische Fang schnell ausgenommen und verarbeitet werden. Die Fischabfälle können bedenkenlos über Bord geworfen werden.
In manchen küstennahen Gewässern, etwa den karibischen Inseln, kommt auch das Speerfischen infrage. Ein faszinierender Jagdsport mit Suchtpotenzial, bei dem allerdings gute Kondition und ein langer Atem vonnöten sind.
Mit einer mechanischen Harpune wird dabei ohne Pressluft getaucht. Im Jagd- und Tauchfieber kann es jedoch schnell vorkommen, dass der Apnoetaucher seine Fähigkeiten überschätzt, was wiederum zu tödlichen Unfällen führen kann.
Ansonsten gilt das Speerfischen als ressourcenschonend, da gezielt und ohne Beifang gejagt wird. Trotzdem ist diese spezielle Art des Fischens in den meisten Ländern mit Restriktionen wie Mindestgröße oder mit Abschussverboten einzelner Arten belegt.
In einigen Ländern, so etwa in Frankreich, wird für das Speerfischen eine Lizenz verlangt, in anderen, beispielsweise bei uns in Deutschland, herrscht gar ein generelles Verbot.
Modernes Angelgerät kann meist auch Salzwasser gut ab, hier gibt es oft kaum Unterschiede zwischen Salz- und Süßwasser-Geschirr. Für die Langlebigkeit kann ein wenig Pflege jedoch nicht schaden. Am besten nach dem Angeln Rute und Rolle mit Süßwasser abspülen und trocknen lassen. Nach dem Törn die Rolle fetten und auch Haken und Kunstköder gründlich auswaschen und trocknen.
Blut geleckt? Dann steht dem nächsten Segel- und Angeltörn nicht mehr viel im Wege. Und ja, auch wenn es Regionen gibt, wo kein zertifizierter Angelschein gefordert wird, so ist es trotzdem ratsam, diesen zu machen. Der Kurs vermittelt viel über Fangtechniken, Köder und Fischkunde. Petri Heil!
Ciguatera wird durch den Giftstoff Ciguatoxin verursacht. Algen, die an Korallenriffen vorkommen, können dieses Toxin bilden. Kleine Fische verzehren diese Algen und werden wiederum von größeren Raubfischen gefressen. Je größer und älter das Tier, desto höher die Konzentration. Die Toxine schaden den Fischen selbst nicht und sind sowohl geschmacklos als auch hitzebeständig. Es wird geschätzt, dass jährlich weltweit mindestens 50.000 Fälle dieser Vergiftung auftreten.
Für Menschen ist Ciguatoxin ein starkes Gift, das vor allem das Nervensystem angreift. Innerhalb von 48 Stunden nach dem Verzehr des kontaminierten Fisches können Symptome wie Hautrötungen, Taubheitsgefühl an Lippen und Mundschleimhaut, Übelkeit und Durchfall auftreten. Das Gift wirkt jedoch nur selten tödlich. Langfristige Symptome wie Schwindel, Kribbelgefühl, Sehstörungen, Muskelkrämpfe und ein brennendes Gefühl bei Kältereiz können über Monate anhalten.
Die Vergiftung kommt hauptsächlich in tropischen und subtropischen Meeresgebieten zwischen 35° nördlicher und 35° südlicher Breite vor – vor allem Regionen mit Korallenriffen sind betroffen. Daher ist es sicherer, Fisch aus der offenen See zu konsumieren.
Praxisorientierter Ratgeber für Einsteiger und fortgeschrittene Angler an Nord- und Ostsee. Marcus Krall, Delius Klasing, 19,90 Euro.