Mit dem Boot ist man in der Natur unterwegs, es gibt Wasser, Nahrungsmittel im Schapp, und häufig liegt die Yacht auch unbewohnt am Steg. Wirklich unbewohnt? Denn die Voraussetzungen für ungebetene Gäste sind gut: Essen und ungestörte Ecken finden sich reichlich. Besonders in tropischen Revieren kann Ungeziefer auch an Bord schnell zur Plage werden. Ob Kakerlaken, Fliegen oder Mäuse, von Ungeziefer geht auch immer die Gefahr von Infektionen aus.
Generell gibt es zwei Strategien gegen Plagegeister: Prävention und Bekämpfung. Am besten: Alle Maßnahmen werden ergriffen, um Ungeziefer gar nicht erst an Bord zu haben. Doch das hilft nicht immer, deswegen ist es gut, auch darauf vorbereitet zu sein. Fruchtfliegen, Motten und Kakerlaken sollten präventiv durch richtiges Bunkern und Stauen von Lebensmitteln, aber auch den richtigen Umgang mit Lebensmittelabfällen ferngehalten werden. Einmal an Bord, vermehren sie sich sonst explosionsartig.
Mäuse oder gar Ratten sind zum Glück seltener, besonders hoch ist hier aber die Gefahr im Winter, wenn das Boot unbewohnt ist und noch Lebensmittel in den Schapps lagern. Die Nager können beim Nestbau und mit ihren Hinterlassenschaften substanziellen Schaden anrichten. Hier hilft es, Zugänge zu versperren und Nahrungsmittel auszuräumen.
Am häufigsten und störenden sind Mücken im Sommer. In tropischen Revieren sind sie auch Krankheitsüberträger, auf Nord- und Ostsee meistens nur nervig. Am besten helfen hier Netze und spezielle Sprays. Spinnen gelten eigentlich als nützlich, allerdings stören die Netze, wenn sie etwa den Verklicker blockieren. Wir haben im Folgenden Tipps gegen Ungeziefer zusammengetragen.
Die kleinen Krabbler sind fast schon Superhelden: Sie können fliegen, verstecken sich in kleinsten Spalten und sind so gut gepanzert, dass sie fast unzerstörbar sind. An Bord will sie aber niemand haben. Deswegen sollten besonders beim Bunkern von frischen Lebensmitteln Maßnahmen ergriffen werden. Verpackungen aus Pappe kommen nicht an Bord. In Kartons mit Obst legen die Kakerlaken gerne ihre Eier ab. Und auch wenn nichts Verdächtiges zu sehen ist, schlüpfen die Kleinen dann und werden an Bord zur Plage. Also alle Kartons schon auf dem Steg ausräumen und Lebensmittel ohne Verpackung an Bord stauen.
Aber Kakerlaken können auch fliegen. Deswegen kann schon ein Ankerplatz zu dicht unter der Küste zum Verhängnis werden. Sind sie erst mal an Bord, dann ist es schwierig, sie zu fangen. Spezielle Fallen können helfen. Mit Zucker und Rum lässt sich auch eine Falle mit Bordmitteln improvisieren: Zucker und wenig Hochprozentiges ins Glas geben und offen stehen lassen. Die Kakerlake wird den Zucker essen wollen und vom Alkohol betäubt liegen bleiben. So kann sie außenbords geworfen werden.
Lebensmittel-Motten oder Fruchtfliegen können die Vorräte zerstören und auch einfach durch ihr zahlreiches Vorhandensein stören. Ein Befall mit diesem Ungeziefer ist meistens ein selbstgemachtes Problem, wenn Nahrungsquellen wie Mehl, Müsli, Obst und auch Abfall einfach zugänglich sind. Alle Lebensmittel sollten in verschließbaren Containern oder in einem Schapp gelagert werden. Wenn Obst verdirbt, schnell entsorgen und auch den Müll verschlossen lagern.
Schwirrt es schon an Bord, helfen auch hier Fallen. Die können im Fachhandel oder online gekauft werden. Zudem gibt es Möglichkeiten, mit Bordmittel zu improvisieren. Essig oder süße Getränke locken Fruchtfliegen an. Ein Tropfen Spüli reduziert die Oberflächenspannung der Flüssigkeit, sodass die Fliege beim Trinken darin versinkt. An Bord ist wichtig, dass die Falle befestigt wird, da sie sonst bei Lage ihren Inhalt im ganzen Boot verteilt.
Mäuse und Ratten sind in der Saison an Bord normalerweise kein Thema. Hier kann nur die Liegeplatzwahl für böse Überraschungen sorgen. Wird neben einem Restaurant festgemacht und es stehen die Müllcontainer mit Lebensmittelabfällen direkt neben dem Liegeplatz, dann können auch die Nager den Weg an Bord finden. Das ist zwar unwahrscheinlich, dennoch bietet der Zubehörhandel sogenannte Rattenteller. Diese runden Abweiser werden über die Festmacherleine gezogen und blockieren den Weg an Bord.
Schon eher zum Problem können Mäuse und Ratten in den Wintermonaten werden, wenn das Boot länger unbewohnt ist. Doch hier gibt es zwei effektive Maßnahmen: alle Lebensmittel von Bord räumen, auch verpackte Dinge wie Nudeln oder Schokoriegel. Außerdem keine Festmacher auf den Boden hängen lassen. Das wäre ein willkommener Weg für die Nager. Haben sie sich erst mal an Bord eingerichtet, werden auch Polster zerstört (Material für den Nestbau). Deswegen Nahrungsquellen und Zugänge entfernen. Haben es Mäuse an Bord geschafft, helfen nur noch Fallen. Hier gibt es verschiedene Varianten.
Besonders bei leichtem Wind und dicht am Ufer vermögen die Blutsauger den schönsten Abend jäh zu beenden. Die Flucht unter Deck kann helfen, doch mit geschlossenen Schotten und Luken wird es im Sommer schnell unerträglich warm – ein Horror. Meistens bleibt es nicht beim Ärger über den unerfreulichen Abend, auch am nächsten Tag können die juckenden Stiche noch stören. Als Gegenmittel kommen einem als Erstes Sprays wie Autan und Co. in den Sinn. Sie sind nicht nur wirksam gegen Mücken, sondern auch andere stechende Insekten und sogar Zecken. Auf die Haut gesprüht, vertreibt ein spezieller Duftstoff die Blutsauger, der Schutz hält über mehrere Stunden an. Die sogenannten Repellents enthalten häufig Icaridin (Autan) oder DEET (Anti Brumm). Letzteres steht im Ruf der besseren Wirksamkeit, allerdings kann DEET (Diethyltoluamid) zu Hautreizungen führen. Es wird deswegen eher für tropische Gegenden empfohlen.
Im Mittelmeerraum oder in der Karibik gibt es Mücken, die Malaria oder Dengue-Fieber übertragen können. Deswegen überwiegt dort der Nutzen die eventuellen Nebenwirkungen deutlich. Im Nord- und Ostseeraum sind bisher keine Übertragungen von gefährlichen Viruserkrankungen durch Mückenstiche bekannt. Allerdings kann dieses Thema als Folge des Klimawandels künftig in Nordeuropa an Bedeutung gewinnen. Es gibt auch ätherische Öle, zum Beispiel vom Teebaum, die insektenvertreibend wirken sollen. Sie zielen wie die anderen Repellents auch auf den Geruchssinn der Mücken. Diese werden besonders vom Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft und Abbauprodukten aus dem Körperschweiß angelockt. Werden diese Gerüche überdeckt durch Aromen, die die Mücken nicht mögen, kann dies den Unterschied zwischen dem angenehmen Sundowner im Cockpit oder vollkommen zerstochenen Beinen bedeuten. Experten empfehlen deshalb eine Dusche, um den Schweiß abzuwaschen.
Bei Mückensprays sollte generell auch der Sonnenschutz nicht vergessen werden. Die richtige Reihenfolge: erst die Sonnencreme; nachdem diese eingezogen ist, das Mückenspray.
Sehr effektiv sind Netze für Niedergang und Luken. Auch im Cockpit kann mit großen Moskitonetzen eine mückenfreie Zone geschaffen werden. Netze helfen zudem gegen Wespen.
Spinnen sind keine Schädlinge, ganz im Gegenteil, Schädlinge wie Mücken und Fliegen sind ihre Beute. Dennoch sind Spinnen meist nicht willkommen. Besonders ihre Netze stören und können etwa den Verklicker blockieren. Besonders betroffen sind Eigner von Jollen oder Daysailern, die ihr Boot mit einer Vollpersenning schützen. Darunter sind ideale Bedingungen für Spinnen, und diese krabbeln bei jedem Entfernen der Persenning in großer Zahl darunter hervor. Unter Deck auf Yachten gibt es meist keine Probleme, wenn alle Luken während der unbewohnten Liegezeit im Hafen verschlossen sind. Um Spinnen im Rigg oder unter einer Persenning vorzubeugen gibt es Sprays, die Spinnen fernhalten sollen.