Als Segeln zum Sport wurde, war das Beiboot längst da. Mancher Chronist geht sogar davon aus, dass Vergnügungs- und Wettfahrten mit den besegelbaren Dingis der Berufs- und Marineschiffe selbst diesen Anfang markieren. Wie dem auch sei, sicher ist, dass Beiboote schon auf den ersten Yachten zur Ausrüstung gehörten, wie Rettungsring und Bootshaken. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Wenn der Anker fällt, Außenbordsarbeiten erledigt oder Leinen ausgefahren werden müssen, dann ist glücklich, wer ein einsatzfähiges Beiboot zur Hand hat. Unterwegs jedoch soll es das Segelvergnügen mit dem Mutterschiff nicht stören. Wer sein Dingi nicht schleppen oder in Davits hängen möchte, an Deck aber nur wenig Platz dafür hat, wird sich daher nach Exemplaren umschauen, die er nach Gebrauch verkleinern und wegstauen kann – in der Praxis auf Sportbooten der Regelfall. Sehr gut geht das mit Schlauchbooten, die den meisten ihrer Alternativen gegenüber auch einen signifikanten Gewichtsvorteil bieten. Sie heben sich von ihnen zudem durch hervorragende Fahreigenschaften unter Außenbordmotor ab, lassen sich gut schleppen, sind pflegeleicht und müssen nicht abgefendert werden. Schlauchboote dominieren aus diesen Gründen heute die Dingi-Flotte in Yachthäfen. Ihr nicht zu leugnender Nachteil ist, dass die Rümpfe aus beschichtetem Gewebe weniger robust sind als solche aus festem Material. Wer ein gut zu verstauendes Beiboot sucht, das er ohne Bedenken über Steine ziehen kann, wird über Alternativen nachdenken – Boote aus GFK oder Holz, die sich zerlegen oder zusammenklappen lassen. Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut und stellen sechs gut zu verstauende Beiboote vor. Darunter sind auch Selbstbauvarianten, die nur in Gestalt von Plänen oder Baukästen zu haben sind. Und wir präsentieren eine in Eigenarbeit modifizierte Variante des Optimisten: zerlegbar – und leicht nachzubauen. Denn ein weiterer Aspekt eint alle von uns vorgestellten Modelle, sie sind besegelbar. Mit dem Beiboot unter Segel zu gehen ist aus der Mode gekommen. Am Geräuschpegel brummender Außenborder lässt sich der Beliebtheitsgrad von Ankerplätzen messen. Denn der sportliche Ehrgeiz, die Maschine nur bei Flaute einzusetzen, endet häufig, wenn der Anker fällt. Dabei kann auch mit dem Beiboot die schönste Art der Fortbewegung jene unter Segeln sein. Denn viele der hier vorgestellten Boote haben sich als reinrassige kleine Jollen erwiesen, mit denen großer Segelspaß garantiert ist.
Das Banana-Boot besteht aus vier Kunststoffstreifen, die beweglich miteinander verbunden sind. Die Konstruktion erlaubt es, das kanuförmige Beiboot flach zusammenzulegen; so findet es Platz an der Reling. Der spezielle Kunststoff ist sehr widerstandsfähig und macht das Boot robust und langlebig, Druckverlust wie bei Schlauchbooten ist ausgeschlossen. Im Test war das Modell 325, die Zahl steht für die Rumpflänge in Zentimetern. Das gefaltete Boot ohne Duchten und Segelzubehör wiegt 23 Kilogramm und kann somit noch gut von einer Person bewegt werden. Der Aufbau ist allein zu bewältigen und dauert mit Segelzubehör etwa 25 Minuten. Der Hersteller bietet Ausstattung für den Antrieb mit Rudern, Außenborder und Segel. Das Segelzubehör besteht aus Seitenschwertern, Ruderanlage, einer Trimmplatte am Heck und dem Rigg. Mit einer möglichen Zuladung von 290 Kilogramm bietet das Banana- Boot volle Dingi-Funktionalität. Die Segeleigenschaften sind jedoch bescheiden: Die kleinen Seitenschwerter können der Abdrift nur wenig entgegensetzen, und das einem Lateinersegel nachempfundene Tuch erzeugt besonders am Wind nur wenig Vortrieb. So war nicht möglich, auf engem Raum zu kreuzen, da das Schiff zwischen den Wenden kaum Fahrt aufnahm und der Bug nur sehr schwer durch den Wind zu bekommen war. Außerdem verwindet sich schon bei leichten Böen das Boot dermaßen, dass der Bug mit dem Mast nach Lee gedrückt wird, während das Heck noch waagerecht im Wasser liegt. Abhilfe schaffen dann die Riemen, um aus der Boxengasse und dem Hafen herauszukommen. Rudern lässt sich das Banana- Boot gut. Im Schlepp der Yacht taumelte es etwas im Kielwasser umher. Doch dafür lässt es sich ja auch platzsparend zusammenlegen und an der Reling stauen. Die getestete Variante mit 3,25 Meter Länge, Segel und Riemen kommt mit 3.790 Euro nicht gerade günstig. Positiv ist jedoch, dass der Hersteller eine großzügige Garantie von 15 Jahren bietet.
Das DinghyGo ist ein Schlauchboot mit festem Heckspiegel, an dem sich ein Außenborder befestigen lässt und in dem sich eine Lenzklappe befindet, die das Boot auch im Schlepp trocken hält. Der Clou ist eine funktionale Segelausstattung und ein Schwertkasten in der Mitte, der bei Bedarf mit Klett unter der Ruderducht befestigt wird. Ruder, Schwert und der unverstagte Mast mit übergeschobenem Segel sind im Handumdrehen installiert. Ganze 15 Minuten reichen aus, bis aus den zwei Packtaschen ein segelklares Boot entstanden ist. Das DinghyGo ist bis 6 PS motorisierbar, lässt sich gut rudern und schleppen und ist insoweit mit herkömmlichen Schlauchbooten dieser Größe vergleichbar. Seine Stärke aber ist die Segelausstattung. Mit wenigen Handgriffen entsteht eine richtige kleine Jolle, die unkompliziert und wendig ist, dabei äußerst stabil im Wasser liegt und auf allen Kursen ausgesprochen gut segelt. Lediglich an der Kreuz zeigte sich der Opti erkennbar überlegen. Rigg und Ausrüstung erfüllen eher Jollen- als Beiboot-Standard. Schwert und Klappruder sind profiliert, das ausgestellte Segel ist gut geschnitten und wird von drei Latten in Form gehalten. Es wird einfach über den Mast gestülpt und an Hals und Horn mit angenähten Klett-Laschings am Baum befestigt. Das Unterliek lässt sich strecken, ansonsten gibt es nur die Schot. Im Detail sind viele gute Ideen umgesetzt worden, etwa die beiden achteren Handgriffe innen, sodass eine Person beide fassen kann. Die Duchten wurden gewichtsoptimiert im Sandwich-Verfahren hergestellt, die mittlere lässt sich herausnehmen, was mehr Platz ergibt, wenn das DinghyGo unter Motor als Tender verwendet werden soll. Das Boot ist in drei Größen zu haben. Die von uns gesegelte 2,75-Meter-Version wird nicht mehr hergestellt. Es ist eine vergleichbare Variante mit 2,80 Meter messendem Rumpf erhältlich. Das einen Meter längere DinghyGo Orca 375 kostet 5.015 Euro.
Der Optimist ist nicht nur weitverbreitete Einsteigerjolle für Kinder und Jugendliche, sondern findet auch als Beiboot Verwendung. Er eignet sich dank seiner stabilen Lage im Wasser, die auch mit erwachsenen Passagieren sicheres Manövrieren erlaubt. Außerdem gibt es den Opti günstig auf dem Gebrauchtmarkt; auch Ersatzteile wie Ruderanlage, Schwert oder Rigg sind einfach und kostensparend zu beschaffen. Optimisten aus Sperrholz können obendrein für ein geringeres Packmaß modifiziert werden: wurden zwei Schotten mit 5 Millimeter Abstand vor dem Schwertkasten eingeklebt und dann die vordere Partie zwischen den neuen Schotten abgesägt. So kann der Bug im achteren Teil gelagert werden, und statt 2,30 Meter ist die zu stauende Kiste nur noch 1,45 Meter lang. Die beiden Teile werden mit vier Schrauben zusammengesetzt, der Mast gestellt, und schon ist das segelnde Beiboot einsatzbereit. Das dauert 10 Minuten. Für den Opti sind um 500 Euro zu zahlen. Der Umbau nimmt etwa 40 Stunden in Anspruch und kostete etwa 400 Euro. In diesem Preis sind neben Sperrholz und Harz auch Lacke für die Aufarbeitung enthalten. Auf die Segeleigenschaften hat der Umbau zum Nesting- Dingi keinen Einfluss: Der Opti segelt vorzüglich, lässt sich hervorragend steuern und driftet dank zentralem Schwert nicht stark ab. Durch den Wind geht er zügig, und das Aufkreuzen der Boxengasse im Hafen war kein Problem. Die zusätzlichen Schotten schmälern lediglich den nutzbaren Raum an Bord. Zwei Personen finden aber Platz, wenn auch etwas knapp. Auch ein Außenborder (3 PS) als Antrieb ist möglich, allerdings nicht ideal: Der Opti ist dann sehr hecklastig und saugt sich achtern fest. Er ist als Beiboot nutzbar, aber mehr als segelndes Spaßgerät denn als reines Transportmittel. Für diese Nutzung empfiehlt sich die Anbringung einer Wieling aus einem umlaufenden dicken Tauwerk, um die Yacht vor Kratzern zu bewahren. Der Opti ließ sich auch gut schleppen, dann ist eine Persenning empfehlenswert.
Wer sie sieht, will sie haben. Wer sie segelt, will nicht mehr aussteigen. Doch wer sich näher mit der elf Fuß langen PT 11 vom Boots-Baukasten-Hersteller Chesapeake Light Craft befasst, weiß auch, dass es ein vergleichsweise umständlicher Weg ist, bis das Vergnügen beginnt. Es sei denn, der Bau zählt bereits dazu. Dann ist das vom Anbieter als Dingi entwickelte Gefährt in die engste Auswahl zu nehmen. Aus den zwei fertigen Hälften und dem in einer Tasche verstauten Segelkit ein Boot zusammenzusetzen gelingt dagegen auch ohne Vorkenntnisse binnen weniger Minuten. Das Vorführmodell entstand bei von der Linden streng nach Plan in West-System-Bauweise. Herausgekommen ist ein Kleinod aus hochwertigstem Material, auch das Zubehör ist erstklassig. Schwert und Ruder sind profiliert, Mast und Baum bestehen aus Kohlefaser. Die beiden Rumpfteile sind leicht, passen exakt ineinander und lassen sich ruckzuck mit massiven Knäufen zusammenschrauben. Nachdem Schwert, Ruder und der unverstagte Mast eingesteckt worden sind, ist das Boot einsatzbereit. Im Wasser erinnert die PT 11 trotz ihres konventionellen Äußeren eher an eine moderne Einmannjolle als an ein typisches Yacht-Dingi. Als Leichtgewicht und nicht eben breit im Bereich der Wasserlinie ist sie erst unter Segeln richtig stabil. Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Die ausgereifte Konstruktion ermöglicht massiven Segelspaß. Mit etwas Wind kann Gleitfahrt erreicht werden. Will die Familie mit Grillausrüstung von der ankernden Yacht aus an Land übersetzen, ist die PT 11 jedoch nicht die erste Wahl. Eltern und zwei Kinder finden zwar Platz an Bord, müssen aber sehr vorsichtig ein- und aussteigen, um nicht zu kentern. Im Schlepp ist das Boot überaus spurtreu, bei Welle allerdings hüpft der leichte Rumpf stark und ruckt dementsprechend ein. Rudern mit der PT 11 macht konstruktionsbedingt großen Spaß. Mit langen leichten Riemen aus Holz ist das schmale Boot schnell auf Geschwindigkeit gebracht. Der Bausatz kann in den USA bei Chesapeake Light Craft geordert werden: Die Teile für den Rumpf kosten 3.995, die Segelkomponenten 1.935 Dollar.
Der Erfinder des Banana-Bootes Nicolaas F. Tjebbes hat mit Sailbird ein kluges und funktionales Patent auf den Markt gebracht. Schlauchboote mit festem Spiegel und festem Boden (Holzlatten-, Sperrholz-, Alu-, Hochdruck- und Festrumpfböden) können damit unter Segel gehen. Zur Vorbereitung ist eine Grundplatte mit Mastfuß fest mit dem Boden des Bootes zu verbinden. Dann werden zwei Ruderdollenbeschläge auf den Rumpf geklebt, an denen später der Holm für die Seitenschwerter montiert wird. Am Spiegel werden außerdem die Ruderbeschläge festgeschraubt. Nach dieser Vorbereitung kann das Boot aufgetakelt werden. Das dauerte in unserem Vergleich eine halbe Stunde und damit am längsten. Auch was die Menge an Einzelteilen angeht, hat Sailbird die Nase vorn. Doch das ist der Preis für das sehr kompakte Staumaß. Und alle Teile sind hochwertig, gut verarbeitet und passgenau. Der unverstagte Mast, die Spriet und der Baum werden aus Einzelteilen zusammengesetzt, die mit innenlaufenden Gummiseilen zusammenhalten. Wenn sämtliches Zubehör am Platz ist, kann das Lateinersegel gesetzt werden. Es ist in zwei Größen zu haben, für Schlauchboote von 2,20 bis 2,50 Meter empfiehlt der Hersteller das 3,4 Quadratmeter große Segel, von 2,50 bis 3,90 Meter Länge ein Segel von 4,2 Quadratmetern. Die Konstruktion sitzt sehr fest auf dem Boot. Die Seitenschwerter haben eine große Fläche, ebenso das stark vorbalancierte Ruderblatt. Wenn erst mal alles montiert ist, lassen sich sämtliche Beschläge aufgrund ihrer Dimensionen auch gut mit klammen Fingern bedienen. Das vorgeführte 2,30-Meter-Boot ließ sich mit Sailbird sehr ordentlich segeln. Auf allen Kursen kam es gut voran, auch bei etwas kabbeliger Welle. Es lässt sich gut manövrieren und ist äußerst wendig. Was die Geschwindigkeit angeht, waren die meisten der anderen Boote bei wenig Wind im Vorteil. Wenn es etwas aufbriste, konnte Sailbird mit dem kleinen 2,30-Meter-Schlauchboot aber durchaus mithalten. Das Sailbird-Set für Schlauchboote von 2,20 bis 2,50 Meter Länge kostet 1.149 Euro.
Das Stasha gibt es nicht fertig zu kaufen, vertrieben wird eine Bauanleitung. Die beiden Hälften des Nesting-Dingis werden als Gerippe aus Leisten über Mallen gebaut und mit einem speziellen Dacron bespannt. Dieses wird durch Erhitzen mit einem Bügeleisen schließlich so stramm, dass kleine Falten verschwinden und die Konstruktion nach einer Lackierung stabil auf dem Wasser schwimmt. Verstärkt wird die Festigkeit von netzartig geführten Kevlarfäden, die die bespannte Holzkonstruktion aussteifen. Das klappbare Seitenschwert wird ebenfalls in Eigenarbeit ausgesägt, zum Steuern kann auf eine Opti-Ruderanlage zurückgegriffen werden. Gleiches gilt für die Besegelung, auch sie stammt vom Optimisten. Als Bauzeit werden vom Hersteller 50 Stunden angegeben. Diese Zeit ist möglicherweise realistisch, wenn das Bauvorhaben an einigen aufeinanderfolgenden Tagen konzentriert angegangen wird. Wenn ihm jedoch, wie hier geschehen, alle Abende mal ein bis zwei Stunden Aufmerksamkeit zukommen, dann fließt jedesmal aufs Neue viel Zeit in das Studium des Bauplans und des Abgleichs des aktuellen Standes. So wurden es insgesamt etwa 75 Stunden. Ist die recht lange Bauphase geschafft, muss fortan nur noch mit etwa 10 Minuten Aufbauzeit gerechnet werden, wenn das Boot einsatzklar gemacht werden soll – ein sehr guter Wert. Der Bauplan kostet 40 Euro, die Materialien etwa 700 Euro. Damit gehört das Stasha neben dem Opti zu den günstigsten besegelbaren Beibooten im Vergleich. Das Gefährt ist mit 10 Kilogramm Gewicht ohne Segel extrem leicht und wirkt recht zerbrechlich. Beim Test und auch bei späteren Ausfahrten des Erbauers und YACHT-Redakteurs Lasse Johannsen hielt aber alles; auch wenn die Konstruktion manchmal bedenklich federte, brach oder riss nichts. Die Segeleigenschaften sind gut, das Stasha nimmt schnell Fahrt auf und manövriert sich agil. Aufkreuzen in der engen Boxengasse war kein Problem, das kleine Boot ging sehr gut durch den Wind, ohne viel Geschwindigkeit zu verlieren.