Selbst in nördlichen Breiten wird die UV-Strahlung immer stärker. Experten gehen von einer jährlichen Zunahme um etwa ein Prozent aus. Das klingt gering, hat aber durchaus spürbare Folgen, auch für Yachten, Jollen und deren Ausrüstung: Kunststoffe verspröden, Lacke verwittern, Stoffe altern schneller. Zehn Prozent mehr Strahlung pro Jahrzehnt bedeuten: An sonnigen Sommertagen ist die Belastung in Nordeuropa inzwischen mit der früher im Mittelmeerraum üblichen vergleichbar. Eigner dort kennen die Folgen der UV-Strahlung. Persenninge, Schoten, Holzteile, das Gelcoat oder auch Schlauchboote verlieren Farbe, Glanz und Kraft.
Dementsprechend gewinnt auch der Lichtschutz an Bedeutung. Das fängt schon bei den Segeln an. Die UV-Strahlen greifen das Tuch an, lassen es schneller altern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Dacron- oder Laminatsegel handelt. Die Materialien büßen Bruchlast, Weichmacher und Beschichtungen ein, sie verlieren ihre Form. Am Ende des Tages muss früher als nötig eine neue Garderobe her.
Händler wie SVB oder auch Decathlon bieten die günstigsten Persenninge für Groß- oder Vorsegel von der Stange an. Wie gut diese Einheitsware tatsächlich passt, ist fraglich. Nur die Länge des Schutzes ist wählbar, nicht der Umfang. Ist der Sonnenschutz zu groß, flattert er im Wind, ist er zu klein, ist die Wirkung nicht ausreichend oder er lässt sich gar nicht erst montieren.
Das kann bei einer individuell angefertigten Persenning kaum passieren. Diese ist zwar häufig etwas teurer, aber die Investition lohnt sich meist. Als Beispiel haben wir eine Dehler 34 und eine X-79 gewählt. Die Dehler hat eine Vorstagslänge von 13,29 Metern, die X-79 kommt auf neun Meter.
Bei der Baumlänge liegt die Dehler bei 4,95 Metern, die X-79 bei 3,50 Metern. Entsprechend unterschiedlich sind die Preise für die Tücher der beiden Boote. SVB bietet für die Dehler keine passende Baumpersenning mehr an. Die maximale Länge beträgt hier 4,75 Meter. Da das Segel meist nicht bis zum Ende des Baumes reicht, nehmen wir es trotzdem als Referenz. Die günstige Version würde für die Dehler 295 Euro und für die kleine X 248 Euro kosten. Decathlon hat nur drei Größen im Programm. Diese passen weder auf die X-Yacht noch auf die Dehler. Hier müsste nachgearbeitet werden, ein Aufwand, der sich angesichts der hohen Lohnkosten kaum rechnet.
Zum Vergleich haben wir stellvertretend Angebote für beide Persenninge beim Kieler Verdeck-Spezialisten Segelmacherei Molkentin angefragt. Dort würde die maßgeschneiderte Baumpersenning für die Dehler etwa 520 Euro und für die X-79 rund 415 Euro kosten. Dafür stimmen Länge und Umfang auf den Millimeter. Außerdem sind Sonderwünsche wie Namen, Segelzeichen und Farben oder unterschiedliche Materialien kein Problem. Auf Wunsch kann die Baumpersenning auch gleich als Lazy-Bag ausgeführt werden.
Ähnlich sieht es bei der Vorsegelpersenning aus. Viele Rollsegel haben bereits einen eingenähten UV-Schutzstreifen, der allein genügt aber auf Dauer kaum und schützt das Tuch nicht vor Verschmutzungen. Eine Persenning ist die bessere Lösung.
Beim Angebot von SVB kostet der Tuchschlauch für die Dehler 570 Euro. Die Persenning ist dann allerdings etwas zu lang und muss gekürzt werden. Für die X-79 sind es noch 326 Euro. Immerhin würde die Länge gut passen. Der Umfang beider Modelle kann mit einer Leine reduziert werden. So vermeidet man lästiges Schlagen, das im schlimmsten Fall zu Schäden am Rigg führen kann.
Die Kieler Segelmacherei würde 757 Euro für die Dehler und 495 Euro für die X-Yacht berechnen. Firmenchef Nils Molkentin rät dazu: „Wenn die Segel keinen UV-Schutz haben, sollten Baum- und Rollfockpersenning möglichst eingesetzt werden, sobald man wieder im Hafen ist. Jede UV-Stunde schadet dem Segel.“ Wer eine maßgeschneiderte Baumpersenning oder einen Lazy-Bag möchte, ist beim Segelmacher vor Ort am besten aufgehoben. Die vom Profi ausgemessene Persenning passt oder aber wird passend gemacht.
Auch der Mensch braucht Schutz. Den gewährleisten Sonnensegel im Hafen. Unterwegs spenden aufwändige Modelle Schatten. Während die meisten Sonnensegel nur bei eingeholtem Großsegel montiert werden können, gibt es einzelne Produkte, die während des Segelns oben bleiben können und dann teilweise optisch mehr oder weniger an einen Regenschirm erinnern.
Aber ein kleiner Abzug bei der Stilnote ist sicher besser als ein Hitzeschlag oder Sonnenbrand. Einfache Schirme auf einer Yacht haben offensichtliche Vorteile: Sie brauchen – bei Flaute – keine Abspannung, können in Richtung Sonne positioniert werden, und die Kosten sind überschaubar.
Ein Beispiel ist der frei hängende Sonnenschutz von Watski, den es unter anderem bei Compass gibt. Er ist ein Mittelding zwischen Sonnenschirm und Sonnendach und kann unter dem Großbaum oder am Großfall aufgehängt werden. Der Schirm ist in drei verschiedenen Größen erhältlich. Mit knapp 70 Euro für die 1,45 mal 1,45 Meter messende Version gehört er zu den günstigeren Produkten.
Alternativ kann natürlich auch ein handelsüblicher Sonnenschirm zum Einsatz kommen. Dafür gibt es spezielle Montagehilfen, die am Heckkorb oder der Winsch zu befestigen sind. Sie werden mit einem Klemmmechanismus fixiert und haben eine Öffnung für die Schirmstange. Letzteres ist besonders empfehlenswert für Boote ohne Reling. Um den Schirm aufstellen zu können, muss die Spitze der unteren Teleskopstange entfernt werden, die sonst das Einbohren in den Sand erleichtert.
Große Zeltdächer mit Spreizstäben sind effektiver als Sonnenschirme und benötigen keine weitere Stange. Ohne die störenden Masten bleibt mehr Platz, außerdem sind die Konstruktionen luftiger als die frei schwebenden Lösungen, die nach unten zur Reling gespannt werden müssen.
Das Sunsave der Yachtagentur Zengerle gehört zu den Sonnendächern, die auch während der Fahrt gespannt bleiben können. Das Dach schmiegt sich um das geteilte Achterstag und wird mit eingenähten Reißverschlüssen geschlossen. Die Abspannung erfolgt mit Clamcleats, die Spannung der elliptischen Form verhindert das Killen, sodass der Sonnenschutz auch bei etwas mehr Wind gesetzt bleiben kann. Optional können seitliche Tücher als Schutz bei tief stehender Sonne angebracht werden.
Das Spannen von Sonnensegeln über den Großbaum ist ebenfalls möglich. Passende Tücher gibt es zum Beispiel von Oleu. Auch speziellere Produkte wie der Overhead in Form eines riesigen Frisbees oder das aufblasbare Decktent bieten gute Lösungen. In beiden Fällen ist eine Abspannung über mehrere Schlaufen nach unten erforderlich.
Das Decktent besteht aus einer Dacron-Außenhaut, einer Hitzeschutzschicht aus PE und einem Schlauch aus TPU. Es benötigt weder ein Bimini-Gestänge noch spezielle Halterungen. Das Decktent ist in den Größen XS, S, M und L erhältlich. XS und S werden mit vier Spanngurten geliefert, während M und L mit zwei höhenverstellbaren Gurten pro Bein ausgestattet sind. Das Zelt soll Windgeschwindigkeiten bis 20 Knoten standhalten.
Darüber hinaus bietet der Markt verschiedene freitragende Lösungen an. Das dreieckige Sonnensegel von Seaeq wurde komplett für den Einsatz an Bord entwickelt, daher gibt es keine Metallteile, die rosten, scheuern oder im Wind flattern könnten. Die dreieckige Form kann entweder als senkrechter Heckschutz oder waagerecht über dem Vordeck angebracht werden. Dazu muss das J-Maß vom Mast bis zur Vorstagbefestigung mindestens drei Meter betragen. Das Modell ist wasserdicht.
Als Sonnenschutz eignet sich neben einem herkömmlichen festen Bimini natürlich auch eine Kuchenbude. Diese können vom Segelmacher des Vertrauens an das jeweilige Boot angepasst werden und passen so perfekt. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt: Mit Fenstern im Dach kann man sie sogar beim Segeln stehen lassen, wenn sie dem Baum nicht im Weg sind, und trotzdem ins Groß schauen. Belüftungen mit Fliegengittern sind umsetzbar, ebenso Verdunkelungen und zu öffnende Seitenteile, vieles ist möglich, je nach Wunsch. Tipp: Wer sich einen Reißverschluss an der Sprayhood anbringen lässt, kann die Kuchenbude problem- und lückenlos daran anschließen.
Auch die von Motorbooten und Segelyachten im Mittelmeer bekannten Biminis werden bei Seglern im Norden immer beliebter. Sie sollten ebenfalls vom Persenningbauer oder Segelmacher individuell angepasst werden.
Rigg und Crew lassen sich somit gut schützen. Zudem sind Abdeckungen für Räder sinnvoll, besonders solche aus Carbon oder GFK. Instrumente verspröden mit Abdeckungen ebenfalls langsamer. Oder man schützt das gesamte Deck. Gerade bei kleineren Holzbooten liegen Vollpersenninge im Trend. Sie decken das ganze Boot ab und schützen es komplett vor Regen, Sonneneinstrahlung und Staub oder Sand in der Luft. Auch hier sind fast keine Grenzen gesetzt. Fenstersegmente zum Aufrollen oder komplett abnehmbar mit Reißverschlüssen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Davon profitiert in jedem Fall auch das Deck, egal ob Teak oder Kunststoff. Für Holzdecks gelten ohnehin eigene Regeln. Ein unlackiertes, trockenes und schmutzfreies Stabdeck wird zwar grau, kann jedoch nicht durch Sonneneinstrahlung zerstört werden. Aber es kann sich verfärben.
Komplizierter wird es, wenn das Holz behandelt ist, mit Lacken, Ölen oder Harzen. Dann kann die Sonne durchaus zerstörerische Kräfte entfalten, Lacke abblättern und Epoxide vergilben lassen. Deshalb gilt: Wer große Holzflächen an Bord hat, erspart sich viel Pflegeaufwand, wenn er diese Bereiche mit einer Persenning abdeckt. Nils Molkentin rät zu hellen Stoffen bei einer Vollpersenning. Bei dunklen Stoffen sei die Wärmeentwicklung um ein Vielfaches höher, so der Verdeckprofi.
Kunststoffe verlieren mit der Zeit durch UV-Strahlung ihre Weichmacher und werden spröde. Dann brechen schon mal die Griffe der Hebelklemmen, oder ein Block verliert seine Scheibe. Ähnlich ergeht es Bootsfenstern, die meist aus Acrylglas bestehen. Auch dieser Kunststoff wird mit der Zeit spröde und bildet Haarrisse oder wird brüchig. Um das zu verhindern, gibt es Abdeckungen. Sie werden mit Druckknöpfen oder Gummibändern von außen am Fenster befestigt und schützen so vor der Sonne. Und wer die Sonne wie zu Hause aussperren möchte, nutzt Rollos.