Mineralölprodukte sind in der Herstellung von Beschlägen, Tauwerk oder Bekleidung allgegenwärtig. Entweder als Rohstoff, als Energieträger in der Produktion oder bei der Verpackung und Auslieferung. Das ist weder klima- noch umweltfreundlich, zeigt aber auch die möglichen Stellschrauben auf, um den CO2-Ausstoß zu senken. Beispielsweise, indem Werkstoffe durch recycelte Materialien ersetzt werden, was besonders mit Aluminium oder Polyester gut funktioniert und die Klimabilanz deutlich verbessert.
Ein anderer Ansatz besteht darin, den fossilen Anteil in den Produkten zu verringern, dafür nachwachsende Quellen zu nutzen. Das kennt man von der Tankstelle als Beimischung von Biosprit. Anders als beim Biodiesel müssen die nachwachsenden Anteile aber keinen negativen Einfluss auf die Produkteigenschaften haben, wie Bio-based Dyneema deutlich macht. Obwohl ein Teil der Rohstoffe aus Abfällen der Papierherstellung stammt, besitzt die Faser exakt die gleichen Leistungswerte und Verarbeitungseigenschaften wie die erdölbasierte Variante. Ähnlich sieht es bei Bio-Epoxid aus. Das Harz weist zwar etwas andere Verarbeitungseigenschaften auf, ist technisch aber auf Augenhöhe mit den besten Standardprodukten.
Einen weiteren positiven Effekt hat die Umstellung der Fertigung auf erneuerbare Energien. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Tauwerkshersteller. Liros kann die Flechtmaschinen an sonnigen Tagen CO2-neutral über die eigene Solaranlage mit Strom versorgen und nutzt zur Heizung die Abwärme eines Biogaskraftwerks. Gleistein versorgt den Hauptstandort in Bremen bereits seit 2014 vollständig mit Ökostrom. Selbst bei nachwachsenden Rohstoffen wie Holz lässt sich etwas verbessern, wie das Beispiel Kork zeigt. Als Decksbelag ist das Material zwar kein reines Naturprodukt mehr. Der größte Teil besteht aber nach wie vor aus der Rinde der Korkeichen. Da sie nur geschält und nicht gefällt werden, ist die Ökobilanz besonders gut.
Pro Tonne Dyneema-Seil werden rund neun Tonnen Kohlendioxid freigesetzt, das sind fast 60 Prozent mehr, als bei einer Polyester-Leine anfallen. Um die Klimaschäden zu begrenzen, setzen viele Seilereien inzwischen auf sogenanntes Bio-based Dyneema. Die Faser ist technisch identisch, bei der Produktion wird aber ein Teil der sonst erdölbasierten Rohstoffe aus Abfällen der Papierherstellung gewonnen. Das mindert die CO2-Bilanz des fertigen Tauwerks um satte 52 Prozent.
Tauwerk aus recycelten PET-Flaschen, sogenanntem rPET, haben inzwischen fast alle Hersteller im Programm. Meist als Festmacher, teilweise aber auch als Schot. Das Material besitzt beinahe die gleichen Eigenschaften wie herkömmliches Polyester, verringert den CO2-Ausstoß bei der Seilproduktion aber um rund 57 Prozent. Anders als mit Bio-Dyneema erfordert rPET Anpassungen im Flechtprozess, daher sind noch nicht alle Kern-Mantel-Kombinationen mit Recyclingpolyester erhältlich.
Die Lukenrahmen der Magic-Hatch-Serie des französischen Beschlagherstellers Goiot bestehen aus recyceltem Aluminium. Zudem wird auch die Scheibe aus wiederverwendetem Material hergestellt. Das PMMA dafür liefert Greencast, einer der wenigen Produzenten von recyceltem Acrylglas. Das Besondere: Im Wiederverwendungsprozess wird das Material in seine Grundbestandteile zerlegt und kann beliebig oft erneuert werden, ohne die optischen Eigenschaften zu verlieren.
Bei der Produktion von Kunststoffteilen fallen zwangsläufig Reste an, die oft nur thermisch weiterverwendet werden – sprich, sie werden verheizt. Hersteller Allen nutzt die Kunststoffabfälle aus der eigenen Produktion, um die Scheiben der Gleitlager-Blöcke zu fertigen. Da es sich bei den Abfällen um sortenreinen Kunststoff handelt, sind die technischen Daten der Recyclingblöcke auf dem Niveau der Vorgängermodelle aus frischem Material.
Green Concept nennt Polyform seine Fender aus recyceltem Vinyl. Das Material besteht zwar nur zu einem Drittel aus wiederverwendeten Kunststoff, dafür kommt es aber ohne phthalathaltige Weichmacher aus. Eine weitere Besonderheit ist die Oberfläche, sie soll außergewöhnlich abrieb- und UV-beständig sein, um so wenig Mikroplastik wie möglich ans Meer abzugeben.
Die Grundidee bei Epoxid-Systemen wie Entropy oder Greenpoxy: Statt aus Erdöl werden die Kohlenstoffkomponenten aus Biomasse gewonnen, beispielsweise aus Leinsamen oder Abfallprodukten der Biokraftstoff-Herstellung. Derzeit lassen sich etwa 30 bis 40 Prozent des Harz-Härter-Systems ohne fossile Rohstoffe produzieren. Die Bioharze sind technisch genauso leistungsfähig wie die besten Standardprodukte. Die Preise liegen allerdings etwa 15 Prozent höher.
Zur Gewinnung von Kork wird der Baum nicht gefällt, sondern etwa alle neun Jahre dessen Rinde geschält. Rein rechnerisch bekommt das Deck damit sogar eine negative CO2-Bilanz. Allerdings handelt es sich beim fertigen Belag um einen Verbund aus Korkgranulat und synthetischem Gummi. Die Eigenschaften der Produkte sind als Decksbelag nahezu ideal.