AusprobiertZwei zerlegbare Anker aus Stahl und Alu im Test

Michael Rinck

 · 11.10.2023

Die Variante aus Edelstahl am Bug unseres Versuchsbootes
Ankerplex bietet seine Serie in verschiedenen Größen und Materialien an. Wir haben die Anker aus der 14-Kilo-Klasse ausprobiert und waren positiv überrascht. Es gab aber auch Kritikpunkte

Das spanische Unternehmen Ankerplex hat einen zerlegbaren Anker im Programm. Das Grund­eisen ist ohne Werkzeug in drei Teile (Bügel, Stock, Flunke) demontierbar. Da die Teile alle flach sind, kann der zerlegte Anker platzsparend verstaut werden. Dazu gibt es auch eine rechteckige Tasche. So verschwindet der Anker etwa leicht in der Bilge oder in der Tiefe der Backskiste. Das Grundeisen ist in zwei Varianten aus Edelstahl und Aluminium erhältlich. Die Größen reichen von 1 über 4, 6, 9, 14, 17 bis hin zu 23 Kilogramm.

Das Besondere: Die Aluminiumvarianten sind in den gleichen Größen zu bekommen, bringen aber nur einen Bruchteil der Edelstahlvarianten auf die Waage. Das heißt, der Anker aus Alu in der 14-Kilo-Klasse wiegt nur 6,1 Kilogramm, wohingegen die Edelstahlvariante 14,4 Kilogramm auf die Waage bringt. Im Size Guide des Herstellers ist das Modell AKP 14ST (für Stahl) und AKP 14AL (für Aluminium) für Boote von 33 bis 39 Fuß empfohlen. Wobei zwischen 10 und 11 Metern alle Wetterbedingungen eingeschlossen sind und bei 12 Metern nur normale Bedingungen. Aus der Liste gehen keine Unterschiede die Materialien betreffend hervor. Unser Test hat aber deutliche Performance-Unterschiede offenbart.

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Anker-Test: Das haben die beiden Modelle gemeinsam

Zum Test haben wir eine knapp 11 Meter lange und 5,5 Tonnen verdrängende Yacht verwendet. Damit entspricht sie genau dem vom Hersteller empfohlenen Nutzungsprofil für die Ankergröße. Der Ankergrund war Sand, insgesamt also ideale Bedingungen.

Der Zusammenbau ist bei beiden Ankern gleich: Schaft, Flunke und Bügel werden zusammengesteckt. Dazu ist kein Werkzeug nötig. Ein Schäkel verhindert, dass alles wieder auseinanderfällt. Hier kann auch die Leine für die Ankerboje angeschlagen werden. Obwohl Stahl- und Aluvariante die gleichen äußeren Abmessungen haben, sind die Materialstärken unterschiedlich. Die Einzelteile können also nicht vermischt werden. Eine Stahlflunke und ein Aluschaft können nicht kombiniert werden.

Zusätzlich hatte der Hersteller eine Tasche zum Test mitgeschickt. Die war mit etwas stabilisierender und polsternder Pappe auch praktisch. Ohne zusätzliche Polsterung ist sie aber zu dünn und völlig unförmig. Schön wären ein dickeres Material und Fächer für die Einzelteile.

1. Versuch: AKP 14ST (Stahl)

Auf reichlich zwei Meter Wassertiefe fiel der Ankerplex 14 aus Edelstahl. Mit 15 Meter Bleileine war reichlich Ankerleine auf dem Grund. Der Anker grub sich direkt beim ersten leichten Zug an der Leine ein und hielt auch bei Maschinenkraft rückwärts. Das sogar bis Vollgas achteraus. Eine Gopro am Ankerbügel zeichnete den Ankerversuch auf. Der Versuch war auf Anhieb ein voller Erfolg. Beim Aufholen zeigte sich auch, dass sich der Sand ganz leicht von der glatten Edelstahloberfläche spülen ließ, indem der Anker einfach mehrmals eingetaucht wurde.

2. Versuch: AKP 14AL (Aluminium)

Gleiches Setting: etwas mehr als zwei Meter Wassertiefe, Sandgrund und gleiche Leinenlänge. Zum Eingraben wurde ganz langsame Fahrt achteraus gegeben. Der Anker gräbt sich anfangs ein, bricht wieder aus und wird über den Grund gezogen. Dann gräbt er sich ein und hält vorerst. Im Ton ist unter Wasser sehr gut das Einkuppeln der Maschine und die steigende Drehzahl zu hören. Dann dreht sich der Anker plötzlich seitlich und bricht aus. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass die beiden Materialien und damit stark unterschiedlichen Gewichte zu völlig unterschiedlicher Halte-Performance unter Wasser führen.

Fazit

Das werkzeuglose Montieren und Demontieren der Ankerplex-Grundeisen ist sehr praktisch. Die flachen Teile können wunderbar gestaut werden, dabei ist die optionale Tasche eine Hilfe, hier ist jedoch etwas Optimierung in Eigenregie nötig. Es ist aber auch denkbar, die Teile einzeln an passenden Stellen unter Koje oder in der Bilge zu stauen. Die Variante aus Stahl hat sich im Test sehr gut eingegraben und hervorragend gehalten. Dass die deutlich leichtere Version aus Alu mit gleichen Abmessungen auch gleich gute Testresultate erzielt, konnten wir aber nicht bestätigen. Hier ist schwerer einfach besser.

Die Preise reichen von 60 bis 799 Euro. Die optionale Tasche ist in drei Größen lieferbar und für 19 bis 40 Euro zu haben. Das Ankergeschirr mit 25 Meter Gurtband und drei Meter Kette kostet 50 Euro


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