Mühsam kämpft sich die Yacht nach Luv, mit reichlich Lage erklimmt sie Wellenberg um Wellenberg. Das Seitendeck zieht längst durchs Wasser. Die letzten Meter am Wind müssen noch unter Vollzeug gehen. Nur Spaß macht es nicht, das Profil des Großsegels ist viel zu tief. Damit der Rudergänger überhaupt noch die Kontrolle behält, ist die Schot voll gefiert, und das Tuch schlägt nur noch laut killend im Abwind der Fock. Der Blick zum Bug offenbart die nächste Baustelle: Deutlich ist der sichelförmige, übergroße Durchhang des Vorstags zu erkennen.
Kurzum: Keine der üblichen Trimmmaßnahmen zeigt Wirkung. Dabei hat die Crew alles versucht: Achterstagspanner, Unterliekstrecker, Groß- und Fockfall sind aufs Äußerste durchgesetzt – oder besser gesagt, so weit die Kraft reichte. Denn mit den serienmäßigen Taljen ist der Trimmbereich auf vielen Fahrtenyachten bereits ab 4, spätestens 5 Beaufort ausgeschöpft.
Eine serienmäßige Unterdimensionierung ist ohne Frage ärgerlich, lässt sich aber relativ einfach beheben. Oft ist dazu nicht einmal ein kompletter Tausch der vorhandenen Beschläge nötig. Ein paar zusätzliche Blöcke, etwas Tauwerk, und schon lässt sich die Übersetzung von Baumniederholern, Cunningham oder Achterstagspanner vervielfachen. Aber jede zusätzliche Übersetzung bedeutet: Es muss auch mehr Tauwerk bewegt werden. Und jeder weitere Block erhöht die Reibung und vermindert damit den Wirkungsgrad der Übersetzung.
Um die optimale Kombination zu finden, ist zunächst ein Blick auf die möglichen Alternativen nötig. Bei Taljen stehen grundsätzlich zwei Systeme zur Wahl: Der klassische Flaschenzug, wie man ihn aus der Großschot kennt, und eine Kaskade aus Klappläufern, auch unter dem Namen Potenzflaschenzug bekannt.
Beide Systeme haben spezielle Vorzüge. Welche das sind und wie sie sich im Bordeinsatz am effizentesten nutzen lassen, lesen Sie in YACHT 5/2012, ab 15. Februar am Kiosk.