Felix Keßler
· 02.11.2017
Bessere Performance und das selbst ohne neue Segel? Geht! Diese fünf Tipps zur optimalen Einstellung von Rigg und Groß zeigen wie.
Der perfekte Segeltrimm wird meist als perfektionistische Spielerei von Regattaseglern abgetan. Dabei bringt die korrekte Segeleinstellung nicht nur Geschwindigkeit, sondern auch Komfort. Denn wenn die Segel zu viel Druck erzeugen, entsteht starke Krängung – für Segler kein anzustrebender Zustand. Mit der Krängung nimmt auch die Luvgierigkeit zu. Die Folgen sind mehr Ruderdruck und ein insgesamt unruhiger Fahrtzustand. Der richtige Trimm ist also mitnichten nur für ambitionierte Regattasegler interessant.
Für den Erfolg aller Trimmbemühungen beim Segeln ist ein richtiger Grundtrimm des Riggs nötig. Dafür ist es nie zu spät – es kann und sollte auch während der Saison jederzeit nachgestellt werden, sobald es nötig erscheint. Für Segler, die auf dem Wasser eher trimmfaul sind, ist der korrekte Grundtrimm also umso wichtiger. Weiter zur nächsten Seite.
Nach dem Maststellen werden die Oberwanten zunächst "handwarm" angezogen - so fest, dass sie nicht mehr schlackern. Dann folgt die Kontrolle des Mastfalls. Etwa ein bis drei Grad sollte der Mast nach achtern geneigt sein, das lässt sich mit dem Vorstag regulieren. Nun den Mast mittig auf dem Schiff justieren. Dazu mit dem Großfall oder der Dirk den Abstand des Masttopps zu den Püttingen auf beiden Seiten kontrollieren. Damit reckende Fallen das Ergebnis nicht verfälschen, sollte nach Möglichkeit eine Federwaage eingesetzt werden. Welche Kniffe es sonst noch gibt, hat uns Elvström-Experte Sören Hansen im Video erklärt.
Wichtig: Die richtige Vorspannung des Mastes ist elementar, sonst verbiegt sich der Mast beim Segeln unkontrolliert. Gleiches gilt für Masten mit Rollreffanlage. Anders als früher sollten moderne Rollmasten auch vorgebogen werden, nur nicht ganz so stark wie Standardmasten. Sie sollten auch etwas steifer getrimmt sein, um beim Einsatz des Achterstags nicht zu stark durchzubiegen.
Der letzte Segelkurs liegt schon etliche Jahre zurück, die korrekten Einstellungen sind längst wieder vergessen? Macht nichts, wir zeigen worauf es beim Trimm des Großsegels wirklich ankommt. Wichtigster Indikator ist das Achterliek des Segels. Kleine Windbändsel geben präzise Auskunft über die Anströmung des Segels in unterschiedlichen Höhen. Auch wenn die Fäden gerade bei Rollgroßsegeln oft abreißen, sollten sie schnellstmöglich nachgeklebt werden. Experte Hansen zeigt den richtigen Trimm im zweiten Video:
So soll es sein: Die Windfäden am Achterliek sollten gerade nach achtern auswehen, lediglich der oberste Faden darf ab und an nach Lee wegklappen. Wenn auch die unteren Fäden nach Lee klappen, ist die Schot zu dicht und kann langsam bis zum gewünschten Ergebnis gefiert werden.
Bei böigem Wind ist darauf zu achten, die Schot so zu belegen, dass sie jederzeit schnell losgeworfen werden kann – entweder, um Druck aus dem Achterliek zu nehmen oder um den Anstellwinkel zu verringern. Das reduziert die Krängung in der Bö und die Gefahr, aus dem Ruder zu laufen.
Die Profiltiefe des Segels beschreibt die Position des "Bauches" im Segel. Es gilt: Je stärker der Wind, desto weiter achtern bildet sich die Einwölbung im Segel. Um sie möglichst weit nach vorn zu verlagern, muss das Vorliek gut durchgesetzt sein. Das ist vor allem im unteren Bereich gar nicht so einfach.
Abhilfe schafft der Einsatz eines Cunninghams. Meist ist das dafür benötigte Auge im Segel etwa 30 Zentimeter über dem Großbaum schon vorhanden, es muss nur noch ein Strecker eingeschoren werden. Mit diesem lässt sich das Vorliek durchsetzen. Bei Rollsegeln fehlt der Cunningham konstruktionsbedingt, dafür sind sie flacher geschnitten.
Angst vor Mastbiegung? Muss nicht sein, bis zu einem gewissen Grad ist die für guten Trimm nämlich unabdingbar. Wie stark ein Mast gebogen werden kann, hängt von der Art des Riggs und dessen Einstellung ab. Werden gepfeilte Salinge gefahren, ist meist mehr Biegung im mittleren Bereich möglich, da beim Biegen der Mast auch gestaucht wird und so die Oberwanten etwas Lose bekommen. Riggs mit neutralen Salingen biegen mehr im darüberliegenden Bereich.
Die Veränderung des Großsegelprofils beim Durchsetzen des Achterstags aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Das Achterliek öffnet, wodurch Druck verloren geht, was bei zunehmendem Wind erwünscht ist. Zugleich biegt sich der Mast, der Abstand zwischen Keep und Achterliek verlängert sich, das Segel wird gestreckt und das Profil abgeflacht. Das ist ebenfalls ein gewünschter Effekt bei zunehmendem Wind, da überflüssiger Druck abgebaut wird, ohne dass gerefft werden muss. Das Achterstag ist zu dicht, wenn diagonale Falten vom Schothorn aus entstehen.