Tatjana Pokorny
· 13.11.2022
War das ein kurioses und abwechslungsreiches Finale beim SailGP in Dubai! Mehr als eine Halbzeit lang schienen die Franzosen ihren zweiten Sieg in Folge klarzumachen, dann konterten Sir Ben Ainslies Briten sehenswert. Am Ende aber waren die Australier mit ihrem Überflieger Tom Slingsby die lachenden Dritten
Es war eine der spannendsten Entscheidungen in der Geschichte des SailGP: In Dubai rangen im Sonntagsfinale die Teams aus Frankreich, Großbritannien und Australien um den Sieg bei der siebten von elf Regatten in der dritten Saison der Profiserie auf F50-Katamaranen. Sie hatten sich in sechs Fleetraces gegen sechs weitere Mannschaften aus Neuseeland, Dänemark, den USA, Kanada, Spanien und der Schweiz durchgesetzt.
Dabei hatten vor allem die Briten mit den Rängen 6, 1, 1, 2, 3 und 4 sowie zehn Punkten Vorsprung in der Fleetrace-Abrechnung klargemacht, dass sie endlich ihren ersten Sieg in dieser Saison holen wollten. Und doch es sollte anders kommen …
Die zweimaligen SailGP-Gewinner um Tom Slingsby dagegen hatten sich nach den sechs Fleetraces punktgleich mit Neuseeland hinter den ebenfalls souveränen Franzosen noch gerade eben ins Triple-Finale schieben können.
Im entscheidenden Durchgang der drei Besten sah es dann eine Halbzeit lang so aus, als hätten die Franzosen um ihren jungen Steuermann Quentin Delapierre den zweiten SailGP-Sieg schon in der Tasche. Dann aber rauschten die Briten plötzlich wie aus dem Nichts heran, positionierten sich in der Ansteuerung der fünften Wendemarke besser und übernahmen die Führung. Ihre Fans dürften schon frohlockt haben, so gut lag der hellblaue Kat plötzlich im Rennen.
Tom Slingsby und seine Grün-Gelben gaben im Finale nie auf. In der zweiten Rennhälfte blieben sie dran am Heck des erfolgreichsten Olympiaseglers der Sportgeschichte. Das lohnte sich, denn die Briten verpatzten vor der letzten Wendemarke zum kurzen Zielsprint eine Halse. Da sausten die Australier lässig vorbei. Sie mussten das Rennen nur noch sauber zu Ende bringen und feierten im Ziel ihren dritten Regatta-Sieg in dieser Saison.
Der Rennverlauf war so abwechslungsreich, das Ende so überraschend, dass der siegreiche Steuermann Tom Slingsby im Ziel gar nicht mehr aus dem Lachen herauskam. Die Briten dagegen saßen mit hängenden Schultern auf ihrem Boot und trauerten der verpassten Großchance auf den ersehnten ersten Event-Sieg in dieser Saison mit düsteren Mienen hinterher.
Tom Slingsbys SailGP-Meistersegler führen die Saisonmeisterschaft vor den verbleibenden vier Regatten in Singapur (14./15. Januar 2023), Australien (18./19. Februar 2023), Neuseeland (18./19. März 2023) und Amerika (6./7. Mai 2023) mit 60 Zählern auf dem Konto an. Es folgen Neuseeland (51 Punkte) mit den America’s-Cup-Verteidigern Peter Burling und Blair Tuke, das aufstrebende und Kat-liebende Frankreich (50 Punkte) und Großbritannien (48 Punkte) auf Platz vier. Beim Saisonfinale segeln die besten drei Teams um eine Million US-Dollar Preisgeld. Motto: The winner takes it all!