Während Prinz William den EM-Sieg von Englands Fußballerinnen in Wembley feierte, siegte seine Frau beim Segeln in Plymouth. Nicht aber Ainslies Team im SailGP …
Es war ein denkwürdiger Tag für das neuseeländische SailGP-Team um Peter Burling und Blair Tuke beim Great Britain Sail Grand Prix in Plymouth: Die Olympiasieger und America's-Cup-Dominatoren traten im Revier des Plymouth Sound erst gegen die Herzogin von Cambridge an – ein heiteres Commonwealth-Freundschaftsduell, das die Kiwis verloren – und holten dann nach langer Lern- und Durststrecke zu ihrem ersten SailGP-Sieg aus. Im abwechslungsreichen Finale der besten drei der insgesamt neun SailGP-Teams stoppten die Kiwis die Siegserie der Australier um ihren Überflieger Tom Slingsby und hängten auch das bravourös agierende Rockwool Team Denmark mit Steuermann Nicolai Sehested ab. Die Dänen hatten wie die Kiwis erstmals ein SailGP-Finale erreicht. Doch der Reihe nach …
Vor den offiziellen Rennen des Finaltages wurde Ainslies britischer F50 in einem freundschaftlichen Commonwealth-Matchrace gegen Neuseeland von der Herzogin von Cambridge gesteuert. Kates Einsatz: charmant und elegant an Land, sehr sportlich und beherzt auf dem Wasser. Zwar übernahm Ainslie bei den Rundungen der Marken das Steuer, doch die Herzogin hielt das Geschoss über weite Kursabschnitte gut in Fahrt. In ihrer Rolle als Schirmherrin des 1851 Trust, der offiziellen Wohltätigkeitsorganisation des britischen SailGP-Teams, besuchte die Herzogin auch das SailGP-Technikgelände, wo sie gemeinsam mit einer Kindergruppe am Nachhaltigkeitsprogramm "Protect Our Future" teilnahm.
Die Kiwis erholten sich schnell von der Niederlage gegen die Herzogin von Cambridge und sicherten sich mit dem Sieg im zweiten Rennen des zweiten und schon letzten SailGP-Tages Tages ihren Platz im Finale, in dem sie zum Sieg beim Great Britain Sail Grand Prix stürmten. Burling sagte nicht ohne Erleichterung: "Ich denke, viele Leute haben das inzwischen von uns erwartet. Es ist toll, dass wir ein gutes Wochenende hingelegt haben und eine so dominante Leistung zeigen konnten. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, uns zu verbessern. Das konnten wir heute zeigen. Wir fühlen uns mit dem Boot jetzt viel wohler als zuvor." Ein Jahr haben die sieggewohnten Kiwis zum ersten Finaleinzug und zum ersten SailGP-Sieg gebraucht. Was angesichts ihres unumstrittenen Könnens zeigt, wie leistungsstark diese Serie in ihrer dritten Saison ist.
Das dänische Rockwool Team bereitete sich indessen mit einer beeindruckenden Leistung am zweiten Tag optimal auf sein Heimrennen in drei Wochen vor. Die Mannschaft um den Weltumsegler und Landwirt Nicolai Sehested sicherte sich mit zwei zweiten Plätzen am zweiten Tag und Rang drei im Finale zum ersten Mal überhaupt einen Platz auf dem SailGP-Podium. Sehested sagte: "Wir haben lange darauf gewartet, und es ist wirklich erfreulich, dass wir es ins Finale geschafft haben. Aber wenn ich ehrlich bin, fühlt es sich auch ein bisschen sauer an. Wir hatten das Gefühl, dass wir mit dem Winddreher im Finale nicht viel Glück hatten. Der hat unsere Siegchancen zunichte gemacht, aber so ist der Rennsport." Tatsächlich sahen die Dänen zwischenzeitlich schon wie Sieger aus, bevor die zuvor auch selbst von den Foils gefallenen Kiwis von hinten heranrauschten und sie noch abfingen.
Seriensieger und Alles-Gewinner Tom Slingsby und sein australisches Team hätten beinahe gar nicht auf dem Podest gestanden. Ein Ruderbruch nach dem ersten der beiden Fleetraces am Finaltag hätte ihren Kampf fast vorzeitig beendet. "Normalerweise dauert so ein Austausch mindestens 45 Minuten. Unsere Landmannschaft hat ihn in zehn Minuten geschafft. Unglaublich!" So konnten Slingsby und Co. doch noch das Finale erreichen, mussten sich aber den Kiwis beugen. Slingsby sagte nach dem Finale versöhnlich: "Wir sind überhaupt nicht enttäuscht, sondern freuen uns sehr über den zweiten Platz in diesem Rennen. Es war einfach ein harter Tag für uns. Es sah so aus, als würden wir nicht ins Finale kommen. Es war eine unglaubliche Leistung unseres Teams, uns in dieses Finale zu bringen."
Den Briten war das nicht vergönnt, auch wenn die den Finaleinzug bis 200 Meter vor der Ziellinie des letzten Fleetraces vor Augen hatten. Eine umstrittene "Penalty"-Entscheidung gegen Ainslie und zugunsten der Australier kostete die Engländer das Finalticket. Ainslie blieb im Interview anschließend ruhig, äußerte sich aber deutlich und kritisch: "Es ist wirklich frustrierend. Die letzte Kreuz war sehr eng. Ich meine, dass es im SailGP häufig eng zugeht. Wir kamen gerade aus einer Halse, als wir (Red.: mit den Australiern) zusammenkamen. Wir sind gerade abgefallen, als wir Geschwindigkeit aufbauten. Für die Schiedsrichter ergibt sich daraus ein 'Geisterboot', das drei Bootslängen vor dem eigentlichen Boot liegt. Ich bin mir sicher, dass es dann näher war. Aber als die Boote dann zusammenkamen, war der Abstand zwischen uns ziemlich groß. Ich bin natürlich nicht mit der Entscheidung einverstanden. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich mit Chief Umpire Craig Mitchell nicht einer Meinung bin. Und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Es steht viel auf dem Spiel, und die Schiedsrichter verteidigen natürlich ihre Position. Aber es muss schon klar sein, dass ein Verstoß vorliegt. Meiner Meinung nach stand es schlimmstenfalls 50:50. Wir hätten gerne eine bessere Show gegeben und für die Fans das Finale zu Hause bestritten. Deshalb sind wir enttäuscht. Mit unserer Leistung aber sind wir zufrieden."
Den Briten blieben das gute Gefühl des Sieges im ersten Sonntagsrennen, die Zuschauer-Bank fürs Finale, insgesamt Platz vier in Plymouth und weiterhin Platz zwei in der Saisonwertung hinter den Australiern. Dazu die belebende Aussicht auf die vielen Fans, die ihr Team trotzdem feierten, und die Hoffnung auf bessere Zeiten. Die nächste Chance dafür kommt mit dem Rockwool Denmark Sail Grand Prix am 19. und 20. August in Kopenhagen. Hier geht es zu Informationen rund um den Ticket-Verkauf (bitte anklicken!).