
Yann Riou/Groupama Sailing Team Die harten körperlichen Bedingungen auf den Volvo 70 ließen bisher Frauenteams chancenlos erscheinen
Es ist eine ungewöhnliche Konstellation. Zuerst ist der Sponsor da, der schwedische Konzern SCA, Hersteller von Pflegeprodukten und Papier. Außerdem gibt es einen Manager, aber noch keine Crew. Diese soll erst in einem Sichtungsverfahren ausgewählt werden.
Race-Organisator Knut Frostad kann es egal sein, Hauptsache, das Team geht an den Start. Denn es war bekanntermaßen schon länger sein Wunsch, mindestens ein, wenn nicht gar zwei Frauenteams im Rennen zu haben. „Dass wir bei den letzten paar Auflagen kein Frauenteam dabei hatten bedeutete, dass das Race nur 50 Prozent der Menschheit repräsentiert hat.“
Den Weg ebnete er auch durch die Einführung der neuen 65-Fuß Einheitsklasse . Diese soll physisch wesentlich einfacher zu segeln sein als die bisherigen Volvo 70, außerdem kann ein reines Frauenteam zwei zusätzliche Crewmitglieder mitnehmen.
„Der Wechsel zum 65-Fußer war eine der Schlüsselentscheidungen, die eine Frauencrew überhaupt möglich macht“, sagt Richard Brisius, Manager des Teams. „Bei den bisherigen 70-Fußern wären wir nicht auf diesen Gedanken gekommen.“ Der Schwede hat selbst zweimal am Race teilgenommen und managt das Team für den Rennstall Atlant Ocean Racing, der bereits hinter den Siegreichen Kampagnen EF Language (1998) und Ericsson Racing (2009) stand sowie weitere betreute.
Die Art des Sichtungsverfahrens soll in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden. Es werde eine internationale Crew angestrebt, so Brisius.
Gibt es die Chance auf eine deutsche Beteiligung? Einzige Kandidatin derzeit wäre die Hamburgerin Anna-Maria Renken , die gerade die Transatlantiregatta Quebec-St. Malo abschloss und deren Fernziel eigentlich eine Teilnahme an der Route du Rhum 2014 in der Class 40 ist. Sie könnte sich eine Teilnahme vorstellen, sagte sie gegenüber YACHT online. „Das Team müsste natürlich passen und alle Kriterien stimmen“, so Renken. Und sie glaubt, dass ein Frauenteam auch siegreich sein kann. „Ich finde die neuen Boote spannend und glaube, dass es mit ihnen möglich ist, vorn mitzusegeln. Mit einem Volvo 70 wäre das nicht drin gewesen.“
Die letzte reine Frauencrew wurde 2001 von Lisa Charles (jetzt McDonald) mit Amer Sports Too ins Rennen geführt, die erste 1989 von Racy Edwards mit Maiden. Dazwischen gab es die beiden Kampagnen Heineken mit Dawn Riley (1993) und EF Education mit Christine Guilou (1997). Ausnahmslos alle waren chancenlos.