Spannendes Szenario am vierten Tag der vierten Etappe: Charles Caudreliers Dongfeng Race Team führt die Flotte auf Kurs von Melbourne nach Hongkong weiter an, kann aber Simeon Tienponts Team AkzoNobel nicht abschütteln. Nach vielen Rückschlägen sind die Niederländer erfolgshungriger denn je und kleben Dongfeng mit nur 2,5 Seemeilen Rückstand am Heck. Und dahinter kommt Mapfre nordwestlich von Brisbane auf. Die Gesamtführenden hatten das Rennen auf küstennahem Kurs nicht ideal eröffnet, den Fehler aber zügig korrigiert. Xabi Fernandez und sein Team hatten am Freitagvormittag statt fast 40 nur noch 7 Seemeilen Rückstand auf Dongfeng. Charles Caudrelier muss das wie ein doppeltes Déjà-vu vorkommen, denn Mapfre ist es schon auf den beiden letzten Etappen gelungen, die über weite Strecken führende Dongfeng-Crew am Ende noch abzufangen. Wie wird es dieses Mal ausgehen?

Ugo Fonolla/VOR Xabi Fernandez' Crew auf Mapfre hat die Aufholjagd gestartet. Hier ist Sophie Ciszek im Einsatz zu sehen

Martin Keruzore/VOR Dominante Dongfeng-Crew auf Kurs "Heimathafen" Hongkong: Diesen Etappensieg wünscht sich das französisch-chinesische Team um Skipper Charles Caudrelier noch ein bisschen mehr als jeden anderen
Die Etappe ist noch jung und steckt – so formulierten es auch die Segler selbst – mit dem auf Kurs Hongkong zu passierenden "Wald an Inseln und Riffen" voller Möglichkeiten und Risiken. Hinter dem Spitzentrio ringen Vestas 11th Hour Racing und Turn the Tide on Plastic mit knapp 16 und rund 24 Seemeilen Rückstand um Anschluss an die führenden Boote. Mit erheblichem Abstand folgt Bouwe Bekkings Team Brunel (54 Seemeilen Rückstand) und als Schlusslicht David Witts Team Sun Hung Kai / Scallywag (64 Seemeilen Rückstand), das nach der Verpflichtung der britischen Navigatorin Libby Greenhalgh erstmals eine Etappe mit zwei Seglerinnen bestreitet und damit bei maximal neun Crew-Mitgliedern die Möglichkeiten ausschöpft.
Brunel-Skipper Bouwe Bekking erzählt, warum sein Team aktuell zurückliegt, äußert sich kritisch zur Schwäche von Brunel in mittleren Winden, macht aber auch Mut für die kommenden Tage

Yann Riou/VOR Ein nachdenklicher Bouwe Bekking. Der Brunel-Skipper ist nicht zufrieden mit der Leistung seines Teams nach den ersten vier Tagen

Konrad Frost/VOR David Witts Team Sun Hung Kai / Scallywag ist aktuell das Schlusslicht, kämpft um Anschluss an die Flotte
Insbesondere Brunel-Skipper Bouwe Bekking, bei seiner achten Runde um die Welt als Rekordteilnehmer am Start, hadert mit der aktuellen Position seines Teams und sagte schon am Donnerstagabend: "Aua! Wer hätte gedacht, dass eine Extra-Halse von 45 Minuten in Richtung australischer Küste so teuer werden würde. Das hat uns böse erwischt. Ein riesiger Verlust auf die meisten Boote. Im Nachhinein ist das aber immer leicht gesagt. Wir waren über eine längere Zeit gegen eine starke Strömung gesegelt... Natürlich ist unsere Laune düster, aber die Stimmung insgesamt kämpferisch. Unser Motto: Lasst sie uns wieder einfangen!"
Insgesamt erwarten Rennbeobachter für die kommenden Tage eine leichte Kompression der Flotte in aktuell moderaten Winden um 15, 16 Knoten. AkzoNobels dänischer Wachführer Nicolai Sehested erklärte die Taktik seines Teams: "Wir haben zwei Optionen: Wir können uns für die Route entscheiden, von der wir denken, dass sie die schnellste ist und uns als Erste nach Hongkong bringt. Oder wir bleiben bei Dongfeng – auch, wenn wir nicht mit ihren Entscheidungen übereinstimmen. Wir sind bei Dongfeng geblieben, um das Risiko zu minimieren, aber auch, um von einem der schnellsten Boote in der Flotte zu lernen."