Sechs Olympiasieger und insgesamt zehn Segelsportler mit 24 olympischen Medaillen im Gepäck trafen sich zu Wochenbeginn mit Weltmeistern, America's-Cup-Gewinnern, Volvo-Ocean-Race-Weltumseglern und weiterer Segelprominenz in Lausanne. Sie alle waren dem Ruf der Star Sailors League (SSL) gefolgt, die in der Hauptstadt Olympias erstmals den neuen SSL Gold Cup und seine Protagonisten öffentlich vorstellte: die Athleten selbst. Nicht einmal bei Olympia dürfte es eine solche Starparade des Segelsports schon einmal gegeben haben. In der Schweiz wurden die ersten Mannschaften vorgestellt, die an der Premiere des neuen Nationen-Wettkampfs teilnehmen wollen. Darunter auch das deutsche Team, das an diesem sonnigen Frühlingstag vom dreimaligen Olympiasieger Jochen Schümann, Teamchef Frithjof Kleen und Laser-Vizeweltmeister Philipp Buhl vertreten wurde.
Der SSL Gold Cup soll eine neue Ära im internationalen Segelsport einläuten, den Wettbewerb zwischen Nationen und ihren Top-Athleten in den Vordergrund stellen und künftig alle zwei Jahre "die beste Segelnation der Welt" ermitteln. Gesegelt wird auf 47 Fuß langen OneDesign-Booten. Wie bei Olympia werden die Boote gestellt, um einheitliches Material zu gewährleisten. Hinter der Inititative stehen die Schweizer Organisatoren, die schon die Star Sailors League ersonnen und zum Erfolg gemacht haben. An den prominent besetzten Starboot-Regatten haben in den vergangenen Jahren 70 Olympioniken teilgenommen, die zusammen 17 Gold-, 16 Silber- und 18 Bronzemedaillen gewonnen haben.
Im Schweizer-Olympia-Hafen Lausanne treten sich die ersten Teams zum offiziellen Eröffnungs-Akt des SSL Gold Cups, der 2021 Premiere feiern soll. Die Starparade fand im Olympia-Museum der Stadt am Genfersee statt
Der SSL Gold Cup soll der neuen Welle die Krone aufsetzen. Nach dem Vorbild von Fußball-Weltmeisterschaften sind für den Nationen-Wettbewerb Qualifikationsrunden sowie Viertelfinalrunden, Halbfinals und ein K.-o.-Finale geplant, die im September und Oktober 2021 stattfinden. Der Wettbewerb steht allen 144 Mitgliedsnationen des Weltseglerverbands World Sailing offen. In den ersten drei Monaten seit Beginn der Meldefrist haben bereits 40 Nationen für den SSL Gold Cup gemeldet. Etwa ein halbes Jahr können weitere Nationen melden. Erwartet werden zur Premiere rund 50 teilnehmende Länder-Teams. Sie unterliegen einer strikten Nationenregel: Alle elf Mitglieder jedes Teams müssen den Pass des Landes besitzen, für das sie starten. Es greifen die Nationalitäten-Bestimmungen, die auch bei Olympia erfüllt werden müssen. "Dieser Wettbewerb markiert einen Durchbruch", sagte Robert Scheidt YACHT online in Lausanne, "endlich geht es um den Titel der besten Segelnation der Welt. Die Idee dahinter ist einzigartig und für uns Segler so faszinierend wie für Fans."

tati Doppel-Olympiasieger Robert Scheidt aus Brasilien, der im Laser gerade sein Comeback feiert, und der deutsche Team-Captain Frithjof Kleen
"Wir werden definitiv ein Team formieren, das imstande sein wird, um den Sieg im SSL Gold Cup zu kämpfen", sagte Frithjof Kleen in der Schweiz. Der Starboot-Weltmeister und Coach wird Team Germany als Kapitän anführen. An seiner Seite stand im Olympia-Museum von Lausanne Deutschlands erfolgreichster Segler Jochen Schümann auf der Bühne. Der zweimalige America's-Cup-Gewinner sagte: "Im Zusammenspiel liegt die große Chance. Wir haben endlich die Möglichkeit, alle Potenziale in Deutschland zusammenzubringen, müssen alle zusammenhalten. Die Idee und das Prinzip des Gold Cups gefallen mir sehr gut." Dritter im deutschen Bunde war am Genfer See Philipp Buhl, der sich als designierter Steuermann der Mannschaft im Museum auch die vielen Olympiamedaillen genauer ansah, von denen er im Laser selbst gern eine in Tokio 2020 gewinnen würde. Der Sonthofener sagte: "In meinen Augen ist der SSL Gold Cup ein fantastisches Format, das es in dieser Art im Segelsport noch nicht gegeben hat. Ich freue mich auf das Teamwork und die Herausforderung und empfinde es als Riesenehre, dass ich neben den vielen Größen unseres Sports dabei sein kann. Es ist extrem beeindruckend zu sehen, was für Ausnahmesegler hier heute dabei sind."

tati Zeit für einen Spaß blieb Philipp Buhl im Olympia-Museum von Lausanne beim kurzen Flirt mit dem Tokio-Maskottchen Miraitowa auch noch…

Gilles Morelle / SSL Das deutsche Trio auf der Bühne im Olympia-Museum: Schümann, Kleen und Buhl
Die Mitglieder der Nationalteams werden zur Hälfte vom Kapitän ausgewählt. Die zweiten 50 Prozent der Segler und Seglerinnen qualifizieren sich über das neue internationale SSL Ranking. Mit einzigartigem Aufwand trägt die SSL Ergebnisse von Regatten in aller Welt zusammen. Erfasst werden Resultate von lokalen Club-Regatten, regionalen Rennen, kontinentalen Meisterschaften, WMs, Großereignissen wie dem America's Cup und Olympischen Spielen. Die Klassenbandbreite reicht von Optimisten über J/70 bis hin zu Olympia-Disziplinen. So sollen spätestens ab Jahresende Ergebnisse von Seglern weltweit vergleichbar werden. Die Schweizer Veranstalter haben ein Trainingszentrum am Neuenburger See (frz.: Lac de Neuchâtel) eingerichtet, wo die Teams Erfahrung auf den SSL47-Yachten sammeln können. Hier werden auch ein TV-Studio und eine Sendeanstalt eingerichtet. Weitere Neuigkeiten rund um die neue Segel-Superliga haben die Veranstalter für die kommenden Monate angekündigt.
Aus diesen Ländern haben bereits Nationalmannschaften gemeldet – dazu die offiziellen Kapitäne oder Repräsentanten:
- Brasilien (Robert Scheidt)
- Kanada (Richard Clarke)
- Kroatien (Igor Marenic, Sime Fantela)
- Estland (Tönu Töniste, Tommas Töniste, Andrus Poksi)
- Deutschland (Frithjof Kleen, Jochen Schümann, Philipp Buhl)
- Großbritannien (Matthew Cornwell, Ian Williams)
- Griechenland (Sofía Bekatorou, Michail Pateniotis)
- Ungarn (Zsombor Berecz)
- Italien (Vasco Vascotto, Francesco Bruni)
- Holland (Roy Heiner)
- Norwegen (Eivind Melleby)
- Polen (Mateusz Kusznierewicz)
- Portugal (Joao Rodriguez, Alfonso Dominguez)
- Slowenien (Vasilij Zbogar)
- Spanien (Roberto Bermudez, Luis Doreste)
- Schweden (Freddy Lööf)
- Schweiz (Eric Monnin)
- Türkei (Aliçan Keynar)
- USA (Paul Cayard)