Tatjana Pokorny
· 09.06.2022
Seit 22 Jahren kämpfen die Seesegler um einen neuen Rekord im Pantaenius-Rund-Skagen-Rennen. Doch die "Uca"-Bestmarke von 2000 hält und hält und hält …
Knierim-Yachtbau-Geschäftsführer Steffen Müller saß nach schönstem Nordseewoche-Segelvergnügen mit seiner schmucken Brenta 60 "Almost Nothing" schon wieder im Büro an der Kieler Uferstraße, als das schnellste Boot im Langstreckenklassiker Pantaenius Rund Skagen ins Ziel kam. Müller und sein Team selbst hatten auf den Start beim Marathon verzichtet. Die angekündigten, möglicherweise sehr harten Bedingungen wollten sie ihrer Yacht nicht zumuten. "Wir sind dann doch eher Schönwettersegler", sagte er lächelnd. Den Rund-Skagen-Rekord, den Steffen Müller vor 22 Jahren als Crew-Mitglied auf Dr. Klaus Murmanns 67-Fuß-Baltic "Uca" mitaufgestellt hatte, den behält er trotzdem.
Die Bestmarke aus dem Jahr 2000 bleibt ein Dauerbrenner. Damals absolvierte das "Uca"-Team mit Steuermann Walter Meier-Kothe und weiteren Top-Seglern den 510-Seemeilen-Kurs von Helgoland rund Skagen und ins Ziel vor Kiel in nur 1 Tag, 19 Stunden und 46 Minuten. Seitdem kam kein noch so erfolgreicher Racer mehr so schnell durch. In die Reihe starker, aber glückloser Rekordritter muss sich nun auch das Team um "L4/Trifork"-Skipper Jens Dolmer einreihen. Dabei war die VO70-Yacht am Pfingstmontag blitzschnell durchgestartet und segelte lange auf Rekordkurs. Dann aber zeigten die flauen Ostseewinde auf dem Weg nach Kiel kein Erbarmen. Am Ende fehlten den "fliegenden Holländern" auf der "L4/Trifork" bei einer gesegelten Zeit von 1 Tag, 22 Stunden, 20 Minuten und 30 Sekunden gut zweieinhalb Stunden zum Knacken der alten "Uca"-Bestzeit.
Erwartet wurden die Segler wie alle nachfolgenden Mannschaften in Kiel-Schilksee vom Team der Regattagemeinschaft Nordseewoche. Auch DSV-Präsidentin Mona Küppers und Johannes Christophers begrüßten die "L4/Trifork"-Crew auf See. Dazu hat der Deutsche Segler-Verband seine Türen im Olympia-Zentrum geöffnet, wo sich die Aktiven nach der Langstrecke zum Austausch trafen und nach dem mehrtägigen Ritt ein warmes Chili genossen. Als zweites Boot kam Michael Berghorns schnelle Mills 45 "Halbtrocken 4.5" mit einer Klassezeit von 2 Tagen, 11 Stunden, 50 Minuten und 40 Sekunden ins Ziel. Eigner und Crew haben die Langstrecke wie die gesamte Nordseewoche genossen. "Es war ein super Event mit typischem Helgoland-Flair", schwärmte der ORC-Weltmeister. "Seglerisch hat Skagen Rund riesig Spaß gemacht", so Berghorn, "wir hatten bei unserer dritten Teilnahme eine ruppige Welle im Kattegat, glattes Wasser in der Schlussphase und auch ein Windloch – alle seglerischen Facetten. Das hat uns als Team intensiv segeln und trainieren lassen und weitergebracht." Der Gruß des ORC-Weltmeisters, bevor er sich nach der Langstrecke aufs heimische Sofa freute, richtete sich an die Veranstalter: "Das war viel Arbeit und eine starke Leistung. Ohne die ehrenamtlichen Helfer könnten wir alle wieder Fahrtensegeln. Dafür sagen wir Danke!"
Drittes Boot im Ziel war am Donnerstagvormittag die Andrews 56 "Broader View Hamburg" vom Hamburgischen Verein Seefahrt. Da hatte die kleinste Yacht im Feld noch fast 150 Seemeilen vor sich. Bis der massive Wikinger-Wanderpokal für den berechneten und kombinierten Gesamtsieg in ORCi und ORC Club vergeben werden kann, den der bekannte Berliner Kunstgießer und passionierte Seesegler Herrmann Noack entworfen und in Bronze gegossen hat, wird es also noch etwas dauern. Hier geht es zu den Informationen rund um das Pantaenius-Rund-Skagen-Rennen und zum Live-Tracker (bitte anklicken!).