
Barcelona World Race/Gilles Martin-Raget Silvester war die Welt auf "Renault Captur" beim Startschuss noch in Ordnung. Danach türmten sich die technischen Probleme
Seit dem Silvester-Startschuss haben Jörg Riechers und Seb Audigane im Barcelona World Race mit einer nicht endenwollenden Serie technischer Probleme ihres Bootes "Renault Captur" zu kämpfen. Immer wieder wurden sie mit Bruch auf dem "last minute" gecharterten gebrauchten Finot-Design von 2008 zurückgeworfen – immer wieder gelang das Comeback. Doch zuletzt waren die Probleme einfach zu groß geworden, das Boot ist nicht mehr sicher für die laufende West-Ost-Passage mit Kurs auf Kap Hoorn. Neben dem andauernden Kampf mit der unzuverlässigen Steueranlage, der nach dem Ruderbruch zu Wochenbeginn noch zugenommen hatte, sorgten seit Dienstag auch bedrohliche metallische Geräusche im Kielbereich und ein Versagen der Hydraulik für ein zunehmendes Unwohlsein der Crew. Am Mittwochmorgen dann kam nach 24 Stunden Ringen um mögliche Lösungen die Entscheidung: "Renault Captur" dreht bei und läuft Neuseeland an.
Für die Verwirklichung des Traums von einem Podiumsplatz im Barcelona World Race fehlte es Riechers und Audigane, die seglerisch durchaus überzeugen konnten, an einem technisch verlässlichen Boot. "Renault Captur" hat sich in den bislang knapp 49 Tagen auf See vor allem als eines erwiesen: äußerst anfällig. Daran konnte das beherzt agierende Dauer-Reparatur-Team Riechers/Audigane nichts ändern. Durch die "Ausraster" des Steuersystems hatte die Crew zuletzt eine ganze Serie von so gefährlichen wie unvorhersehbaren Patenthalsen parieren müssen. Dass dabei auch das Boot immer wieder Extrem-Belastungen ausgesetzt wurde, mag zu technischen Folgeproblemen geführt haben. Im Vordergrund stehen nun seit Mittwochmorgen die Segler und ihr sicheres Erreichen eines neuseeländischen Hafens.
Der mögliche Wiedereinstieg des Teams nach erfolgreicher Reparatur ist denkbar, aber noch offen. "Renault Captur" wird mindestens 1500 Seemeilen auf die Konkurrenz einbüßen, die dann gesammelt am deutsch-französischen Team vorbeigezogen wäre. Kein verlockendes Szenario für Riechers und Audigane. Ausgeschlossen haben die beiden Segler ihr Comeback allerdings nicht. "Alles wird davon abhängen, welcher Reparaturbedarf sich erweisen wird", sagte Riechers YACHT online. "Renault Captur" wird die neuseeländische Südinsel in zwei bis drei Tagen erreichen. Die Entscheidung, welchen neuseeländischen Hafen die Crew anlaufen wird, fällt im Laufe des Tages auch in Abhängigkeit vom Wetter. Am Mittwochmorgen hatte die Mannschaft mit 30 Knoten Wind und vier bis fünf Meter hohen Wellen zu kämpfen. Weiter nördlich soll sich das Wetter beruhigen.