Die XP-44 war nicht das einzige, aber eines der prominentesten Opfer der Wettfahrt. Auf Legerwall lief das Boot mit der Startnummer 346 auf ein steiniges Flach. Offenbar hatte Eigner Rikard Roth übersehen, dass der Wasserstand durch den Starkwind etwa um einen Meter abgesackt war und der recht hohe Seegang für zusätzliches Gefahrenpotenzial sorgte.
Jedenfalls steuerte der Schwede bei Dyreborg, auf halbem Weg zwischen Lyø und Bjørnø, in voller Fahrt viel zu nahe ans Ufer und kam dort fest – auch noch direkt vor den laufenden Kameras von Amateurfilmern, die just an dieser Stelle das Rennen dokumentierten.
Video von Kenneth Rungsted
Da blieb die "Xar" dann, einen Tag und eine Nacht lang – für Roth das Ende seiner Wettfahrt. Die Einsatzkräfte in der Region hatten kein ausreichend starkes Boot verfügbar, um ihn von den Steinen zu ziehen, und alle kleineren Einheiten waren bereits in anderen Notlagen gebunden.
Roth gelang es nur unter Mühen, das Groß zu bergen. Danach musste er stundenlang im Boot ausharren, das quälende Geräusch seines Kiels in den Ohren, der vom Seegang immer tiefer in den Grund gerammt wurde. Erst am Abend konnte der Eigner abgeborgen werden. Den GPS-Tracker nahm er vorsorglich von Bord; er zeigte die "Xar" plötzlich nicht mehr auf dem Flach an, sondern im eher rustikalen Hotel "Færgegarden" im nahen Faaborg, wo Roth für die Nacht unterkam.
YACHT-Fotograf Mikkel Groth fuhr derweil zur Havariestelle und schoss malerische Bilder von der am Ufer stehenden XP-44 im Mondschein, schaurig-schöne Momentaufnahmen. Erst am nächsten Morgen kam das Boot mithilfe eines Schleppers frei. Roth überführte es unter Maschine auf direktem Weg und in langsamer Fahrt nach Haderslev zu X-Yachts, wo es Montag aus dem Wasser genommen wurde.
Das Überraschende: Die "Xar" hatte ihr Martyrium bemerkenswert gut überstanden.
Wie X-Yachts-Chef Kræn B. Nielsen gegenüber der YACHT sagte, hat sie keine strukturellen Schäden davongetragen; selbst die Spuren am Kiel sind geringfügig. Die Steine haben lediglich die GFK-Beschichtung der Kielbombe aufgerieben und die Unterseite des Ruderblatts in Faserbestandteile zerlegt. Nielsen: "Das Boot stand trotz des Seegangs fest an Ort und Stelle." Das war ein Glück. Hätte es sich nicht aufrecht in den Grund gegraben, wäre es womöglich ans Ufer getrieben und zu einem Totalschaden geworden. "Wir sind froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte der Werftchef, "und der Eigner erst recht."