"Wegen unserer Probleme mit dem Kiel und dem Solent sind wir in der Kurswahl sehr limitiert", erklärt Boris Herrmann, Co-Skipper der "Neutrogena", per Mail. "Mit dem, was wir haben, denken wir, so hoch am Wind die sicherste und effizienteste Kurswahl zu treffen. Der Kiel ist halb angekippt, und wir haben nur die ganz kleine Fock zur Verfügung." Ließe sich der Kiel hingegen voll anklappen und wäre das Solent einsatzbereit, "würden wir auch abfallen und Gas geben", so Herrmann. "Diese Zehn-Knoten-Stampferei hält ja keiner aus."
Zur Taktik auf dem weiteren Weg und den Chancen, "Estrella Damm" und vielleicht sogar "Renault" noch einzufangen, äußert er sich knapp: "Das ist aus meiner Sicht eher Drumherumgerede. Klar machen wir uns Hoffnung, dass wir nicht so sehr abgehängt werden – aber ich denke, zu dieser Hoffnung besteht seit gestern eh keine Berechtigung mehr. Hauptsache, der Kiel hält. Das ist alles."
Zwar liegen sie rechnerisch auf dem Weg nach Barcelona nur 24 Meilen hinter "Estrella Damm" zurück, aber deren Schlenker nach Norden kann noch viel verändern. Die nächsten 24 Stunden versprechen spannend zu werden. Mit den aktuellen Wetterroutings scheint sich aus dem Dreikampf um den dritten Platz leider ein Zweikampf auf nationaler Ebene zu entwickeln – zwischen den spanischen Schiffen "Renault" und "Estrella Damm".
"Virbac-Paprec 3" mit Loïck Peyron und Jean-Pierre Dick hat sich in der vergangenen Nacht bis auf 40 Seemeilen an die marokkanische Küste genähert. Gibraltar ist weniger als 300 Seemeilen entfernt. Näher als "Mapfre". Die Passage der Straße wird in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erwartet. "Wir sind ein wenig besorgt", sagte Peyon in der heutigen Videokonferenz. "Wir fühlen uns auf den letzten Meilen verletzlich, und die raue See bestätigt das. Wir haben nun ein wenig den Fuß vom Gas genommen und versuchen, nicht noch etwas kaputtzumachen."

barcelonaworldrace.org Jean-Pierre Dick auf "Virbac-Paprec 3" nahe der marokkanischen Küste
Während an der Spitze der Fokus bereits auf der Ankunft und den kniffligen Verhältnissen auf dem Weg nach Gibraltar liegt, haben die Kontrahenten knapp 5.000 Seemeilen weiter südlich andere Sorgen. "We are Water" ist gestern in Ushuaia eingelaufen, um den vergangenen Freitag westlich von Kap Hoorn gebrochenen Baum zu reparieren – oder auszutauschen. Ihr Schiff, das bereits vor dem Start von Barcelona zwei Rennen um die Welt hinter sich hatte, zeigt langsam immer mehr Ermüdungserscheinungen. Nach dem Tausch eines Hydraulikzylinders für den Kiel-Schwenk-Mechanismus ist dies nun der zweite technische Stopp. Überraschend bekommen die beiden Spanier Hilfe von Kito de Pavants Team, das sich um den nebenan liegenden Open 60 kümmert. "Groupe Bel" war bereits vor zwei Wochen wegen Kielproblemen aus dem Rennen ausgeschieden und soll die Rückreise nach Frankreich nun auf einem Frachter antreten.