Wie viel Theater braucht Olympia, um attraktiv zu sein? Eine ganze Menge, meinen nicht nur die 49er-Segler. Die internationale Klassenvereinigung der rasanten olympischen Highperformance-Skiffs hat im Ringen um mehr Attraktivität und Telegenität zugunsten sogenannter "Theater-Rennen" für ihr Finale abgestimmt. Statt eines einzigen doppelt gewerteten langen Medaillenrennens wollen die "Jungen WIlden", zu denen auch die Frauen im 49er FX zählen, lieber in drei kurzen Rennen auf einem kleinen und klar begrenzten Kurs um Edelmetall kämpfen.

49er Europeans/Mick Anderson Stimmte auch zugunsten der "Theater-Rennen": Steuermann Erik Heil
Der Umsturz des herkömmlichen Formats soll mehrere Vorteile mit sich bringen: Eine sich steigernde Hochspannung für Sportler und Zuschauer über drei Rennen, eine kleine, aber feine und damit übersichtiche Bühne für die Segelstars, spannende Duelle auf knappem Raum und laut Sportler auch mehr Fairness. Deutschlands bester 49er-Steuermann Erik Heil sagt: "Ich denke, es macht mehr Sinn! In drei Rennen wird sich eher der Stärkste durchsetzen. Ansonsten besteht die Gefahr, durch unberechenbare Strömung oder Winddreher die Medaille zu riskieren. Ich denke, drei Rennen machen den Kampf um die Medaillen fairer."
Die 49er-Klassenvereinigung setzt sich für das dreiteilige Olympia-Finale ein, weil es sich in Testserien in den vergangenen 18 Monaten als tauglich und sinnvoll erwiesen hat. Der Datenanalyst Christopher Ronnewinkel hat im Auftrag eines 49er-Sponsors eine Analyse durchgeführt. Die Bilanz: "Wenn man eine einzige lange Wettfahrt mit drei kurzen vergleicht, kommt man zu den folgenden Schlüssen: Mit Blick auf Zufallsfaktor bietet ein Einzelrennen weniger Fairness als drei kurze Rennen. Bei einem langen Einzelrennen kommen Zufallsfaktoren mehr zum Tragen als bei einem kurzen Einzelrennen. Insgesamt also bieten drei kurze Rennen wesentlich fairere Bedingungen als eine lange Wettfahrt."

Marek Chocian/STG Spektakel wie dieser "Kenter-Stunt" von Erik Heil stehen beim Publikum hoch im Kurs
Die Klassenvereinigung hat sich mit 87 Prozent aller Stimmen für drei Kurzwettfahrten im "Theater-Stil" entschieden. Noch im vergangenen Jahr war das Format von namhaften Seglern als kritisch beurteilt worden, weil die engen Räume auf den kurzen Kursen Kollisionsgefahren bergen und den Starts eine enorme Bedeutung zukommt. Inzwischen aber hat sich die Mehrheit mit dem viel Adrenalin freisetzenden Finalthriller in drei Akten angefreundet und Gefallen daran gefunden. Die Details für die Formate der olympischen Regatta für die insgesamt zehn olympischen Klassen will der Welt-Seglerverband noch in diesem Jahr festlegen.