Was für eine ernüchternde Bilanz bei der Route du Rhum nach drei Tagen auf See: 3 Ultimes, 9 Imocas, 18 Class-40-Yachten, 1 Multi 50, 9 Rhum-Multis und 7 Rhum-Monos hatten den Transatlantik-Klassiker am Mittwochmorgen entweder ganz abgebrochen oder mindestens einen Reparaturstop in einem Hafen eingelegt. Oder waren gekentert wie der 32 Meter lange foilende Trimaran "Banque Populaire IX", dessen Skipper am gestrigen Abend nach rund zehn Stunden noch glücklich von einem Fischereihafenfahrzeug abgeborgen werden konnte. Die Mastbrüche (Isabelle Joschke / "Monin", Sam Goodschild / "Narcos: Mexico"), Havarien und weitere Brüche hatten sich vor allem am stürmischen zweiten Tag des Rennens ereignet. Fast wie in einer kriegerischen Auseinandersetzung bot die Rennleitung aufgrund der Vielzahl an Vorfällen am Morgen des dritten Tages eine Schadensliste an, die wie eine Opferliste anmutete.
Der Brite berichtet vor dem Hintergrund seines selbst errichteten Notriggs, wie es zum Mastbruch an Bord von "Narcos: Mexiko" kam
Wie "Hugo Boss" den stürmischen Bedingungen begegnete
Auf der Liste stehen viele bekannte Namen: Neben Segelstar Armel Le Cléac'h sind auch seine Gegner, die Ultime-Skipper Seb Josse ("Maxi Edmond de Rothschild") und Thomas Coville ("Sodebo Ultim'") mit kaputten Booten vorerst aus dem Rennen, reparieren ihre "verwundeten" Geschosse im spanischen Hafen A Coruña. Die vorerst auf drei Boote dezimierte Ultime-Flotte führt weiter der wie entfesselt segelnde François Gabart auf "Macif" an, der bereits fast ein Drittel des 3500 Seemeilen langen Kurses von Saint-Malo nach Guadeloupe absolviert hat und dem Ziel am Mittwochmorgen mit knapp 23 Knoten Geschwindigkeit entgegenraste.

Route du Rhum/Courcoux Der Meister in seinem Büro: François Gabart an Bord von "Macif" – der Franzose hält den Rekord für die schnellste Weltumsegelung und beweist aktuell einmal mehr seine Klasse
Zu den Imoca-Geschädigten zählen keine Geringeren als Top-Favorit Jérémie Beyou ("Charal"), der im Hafen von Lorient mit seiner Landmannschaft am Boot arbeitet. Nach ihrem Ehemann Romain Attanasio ("Pure-Family Mary") hatte auch die Britin Samantha Davies ("Initiatives-Cœur") am Dienstagnachmittag mit Delaminationen im Rumpfbereich aufgeben müssen. Beide segeln noch im Sicherheitsmodus auf Heimatkurs Bretagne.
Die beiden deutschen Skipper Boris Herrmann ("Malizia 2 – Yacht Club de Monaco") und Arnt Bruhns ("Iskareen") trotzten den widrigen Bedingungen und der drei aufeinander folgenden Tiefs bislang weiterhin meisterlich. Imoca-Skipper Herrmann lag am Mittwochmorgen in der Spitzengruppe, die immer noch vom Briten Alex Thomson ("Hugo Boss") angeführt wird, auf Rang 5. Verändert hat sich über Nacht, dass Paul Meilhat ("SMA") seinen Landsmann Vincent Riou ("PRB") von Rang zwei verdrängt hat. Boris Herrmann wiederum musste Yann Eliès ("Ucar – Saint-Michel") passieren lassen, wehrt sich aber erfolgreich gegen Angriffe des jungen Schweizers Alan Roura ("La Fabrique").

Jean-Marie Liot Boris Herrmanns "Malizia 2 – Yacht Club de Monaco" segelt weiter in der Spitzengruppe
In der Class 40 hat Yoann Richomme auf "Veedol Aic" das Kommando behalten. Hinter ihm ringen Aymeric Chappelier ("Aina enfance & Avenir") und der Brite Phil Shark ("Imerys Clean Energy") mit nur acht Seemeilen Rückstand um Anschluss an die Spitze. Der Hamburger Amateur-Skipper Arnt Bruhns, der in den gestrigen stürmischen Bedingungen einen lesenswerten Bericht von Bord geschickt hatte, konnte sich erneut um drei Ränge auf Platz 30 verbessern. Hier geht es zum Live-Tracker und den Zwischenständen.