An einem Montag im Mai 2018 hat Ulrike Engelhardt endgültig genug. Ein riesiger Plastiksack weht der 58-Jährigen beim Strandspaziergang auf der kroatischen Insel Ilovik entgegen: "Fast so groß wie ein Zelt", erinnert sich die Seglerin. Sie greift das Ungetüm und fängt an, weiteren Müll hineinzuwerfen, der das Ufer der Bucht von Parzine säumt, in der ihre Bavaria 49 damals ankert. "Der Sack war erschreckend schnell voll", berichtet Engelhardt.
Seit zehn Jahren segeln die gebürtige Norddeutsche und ihr Mann mit ihrem Schiff in Kroatien. Von Saison zu Saison beobachten sie eine Zunahme der Umweltverschmutzung durch herumliegenden Müll, meist Plastikabfall. Im Wasser treibt er und liegt in den Buchten, die sie doch eigentlich wegen der Schönheit der Natur ansteuern.
Ulrike Engelhardt will das nicht länger hinnehmen und belässt es im vergangenen Mai nicht dabei, den Strand von Ilovik zu säubern. Sie macht weiter, auch 2019, als das Paar fünf Monate in Kroatien segelt. "Wir ankern mittlerweile nirgendwo mehr, ohne an Land zu gehen, Müll zu sammeln und im nächsten Ort zu entsorgen", sagt sie. "In der vergangenen Saison waren es am Ende etwa fünf Kubikmeter."
Etwa 300 Millionen Tonnen Kunststoff werden jährlich weltweit produziert, etwa zehn Millionen davon gelangen nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen als Müll in die Ozeane. Nach Auskunft des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) treiben rund um den Globus auf jedem Quadratkilometer Wasseroberfläche inzwischen bis zu 18.000 Plastikteile.
Erst nach schätzungsweise 400 bis 500 Jahren werden sich diese Hinterlassenschaften vollständig zersetzt haben. Zuvor jedoch zerfällt Plastik zu Mikroplastik, das absinkt, die Gewässer verseucht, von Tieren mit Nahrung verwechselt wird und auf diese Weise in die Nahrungskette gelangt.

Giuseppe Suaria/Fondation Tara Océan Auf Segelyachten, die zu Forschungszwecken unterwegs sind, wie der "Tara" aus Frankreich, werden Wasserproben genommen, um das Ausmaß der Verschmutzung durch Makro- und Mikroplastik festzuhalten
Betroffen ist jeder, und wie Ulrike Engelhardt engagieren sich mittlerweile einige Segler und zahlreiche Forschungsyachten unter Segeln im Kampf gegen die katastrophale Verschmutzung der Meere.