Im Sommer 2002 starb Ingeborg von Heister – und hinterließ kostbares Papier: Logbücher, Tagebücher, Briefe, Fotos, ein Buchmanuskript. Darin enthalten sind ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie von September 1969 bis September 1970 mit ihrem ketschgetakelten Trimaran machte – auf einem Törn vom Mittelmeer über den Atlantik in die Karibik und via Bermudas und Azoren zurück.
Vor 50 Jahren galt solch ein Ansinnen als verrückt. Eine Frau allein über den Ozean? Wo bleibt die Seemannschaft? Und dann noch mit einem Dreirumpfboot, dem hierzulande kaum ein Segler Hochseetauglichkeit zutrauen mochte. Es kamen damals die immer wieder gleichen Fragen: Warum? Und: Warum ausgerechnet allein?
Eine Antwort gibt Ingeborg von Heister in ihrem Logbuch:
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es besser ist, allein zu segeln als mit einer Crew, mit der man nicht zurechtkommt. Und wen soll ich mitnehmen?
Eine Freundin? Nein.
Eine andere Frau? Bin nicht sicher, ob eine Frau ein guter Kamerad sein kann.
Ein Ehepaar? Bloß nicht.
Einen Mann, in den man nicht verliebt ist? Gibt sicher Schwierigkeiten.
Und einen in gegenseitiger Liebe verbundenen, der gern segelt, habe ich nicht gefunden. Entweder kein Geld, keine Neigung zum Segeln oder zu alt.
Doch Ingeborg von Heister schafft das damals unmöglich scheinende und segelt als erste Deutsche einhand über den Atlantik und wieder zurück. Später lebte die Mutter von Astrid Erdmann und Schwiegermutter von Wilfried Erdmann mit ihrem zweiten Ehemann auf einem alten Fischkutter in Südfrankreich. Die letzten Jahre verbrachte Ingeborg von Heister in Italien. Sie starb im Alter von 77 Jahren.
Wilfried Erdmanns Bericht über den historischen Atlantiktörn von Ingeborg von Heister, inklusive zahlreicher Einblicke in ihr Original-Logbuch, lesen Sie in der neuen YACHT 19/2020. Das Heft ist ab sofort am Kiosk erhältlich sowie im DK-Shop oder kann direkt hier als digitale Ausgabe bestellt werden.