Hauke Schmidt
· 17.10.2022
Nun geht es um die Anwendung. Beschichten von Holz, Bauteile auf Stoß verkleben, Löcher verschließen. Alles in Schritt-für-Schritt-Bildfolgen
Je nach Anwendung kann es nötig sein, das Harz zu verdicken, damit es nicht aus der Klebefläche läuft. Mit den passenden Zusätzen lässt sich diese Eigenschaft des Epoxidharzes einfach verändern. Am häufigsten kommt Silica-Pulver zum Einsatz. Es verändert das Fließverhalten des Harzes, genauer gesagt seine Thixotropie. Solange man die Mischung rührt, bleibt sie cremig; einmal im Ruhezustand, verhaken sich die winzigen Silica-Teilchen, und das Harz läuft nicht mehr weg.
Neben dem reinen Silica sind Kombinationen mit anderen Zusätzen verbreitet. Beispielsweise Baumwollfasern zum Kleben oder Phenolharzkugeln als Spachtelmasse. Wichtig bei solchen Kombinationen ist sorgfältiges Mischen. Die Konsistenz hängt maßgeblich davon ab, dass der zum Verklumpen neigende Silica-Anteil gut verteilt ist.
Einfärben des Harzes mit Pigmenten ist ebenfalls möglich, wobei hier vor allem Grafitpulver interessant ist: Es verbessert die UV-Beständigkeit, die Gleiteigenschaften und sorgt für gute Abriebfestigkeit. Für Unterwasserbeschichtungen empfiehlt sich ein Zusatz von Sperrschichtfüller, weil dadurch die Wasserdichtigkeit des Harzes erhöht wird.
Die Beschichtung von Holz ist optisch reizvoll und schafft einen enorm robusten Untergrund. Dabei dient das Harz als Grundierung. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen wird das Holz sehr wirkungsvoll vor Feuchtigkeit und Kratzern geschützt, außerdem schrumpft das einmal ausgehärtete Harz nicht mehr, daher sackt die Grundierung auch nach Jahren nicht nach, und die Oberfläche bleibt eben.
Wenn im Nass-auf-klebrig-Verfahren gearbeitet wird, lässt sich der komplette Grundierungsaufbau an nur einem Tag erledigen. Nass auf klebrig zu arbeiten bedeutet, dass die nächste Schicht erfolgt, sobald der Untergrund so weit ausgehärtet ist, dass die Fingerprobe noch einen Abdruck hinterlässt, aber kein Material mehr am Handschuh kleben bleibt. In diesem Zustand verbinden sich die Schichten chemisch miteinander, es entsteht der bestmögliche molekulare Verbund, ohne dass es eines Zwischenschliffs bedarf. Diese Arbeitsweise funktioniert beim Laminieren übrigens genauso gut wie beim Kleben.
Da beim Grundieren mit Epoxidharz eine vergleichsweise dicke Schicht aufgetragen wird, stellt sich bei anschließender Klarlackierung ein schöner Tiefeneffekt ein. Die Versiegelung mit einem Zwei-Komponenten-Lack ist hier zwingend erforderlich, denn die einzige Schwachstelle von Epoxidharz ist dessen geringe UV-Beständigkeit. Ohne den Lacküberzug würde sich die Epoxid-Beschichtung schon nach wenigen Jahren unter der Sonne stark gelb verfärben.
Sollen zwei Flächen auf Stoß verklebt werden, reicht dafür die Klebekraft des Harzes allein an den Stoßflächen meist nicht aus. Anwendungsbeispiele können Einbauten aller Art sein oder Verstärkungen. Sobald Scherkräfte auf eine solche Verbindung einwirken, könnte die Verbindung reißen. Ziel einer Verklebung mit Hohlkehle plus anschließendem Laminieren ist deshalb, die Klebefläche zu vergrößern und mittels Laminieren die Verbindung zusätzlich zu verstärken.
Kaum ein Eigner sägt oder bohrt gern Löcher in sein Boot. Nicht nur, weil sie potenzielle Leckagen darstellen, sondern auch, weil die Frage auftaucht: Was passiert mit dem Ausschnitt, wenn das Bauteil, wie beispielsweise ein defekter Loggeber oder ein nicht mehr benötigtes Anzeigeinstrument, wieder entfernt werden soll?
Die Vorgehensweise beim Verschließen eines Lochs richtet sich nach der Größe der Öffnung und der Position im Rumpf. Bei einem kleinen Schraubloch im Deck oder Cockpit genügt es in der Regel, die Bohrung mit angedicktem Epoxidharz zu füllen. Dazu wird das Loch mit einem etwas größeren Bohrer gesäubert und die Öffnung mit einem Senker kegelförmig geweitet. Anschließend platziert man das mit hochdichtem Füller angedickte Harz mit einer Spritze in die Bohrung und lässt die Reparatur aushärten.
Deutlich aufwändiger wird es bei größeren Öffnungen wie Borddurchlässen im Unterwasserschiff – schließlich sind die Folgen einer misslungenen Reparatur auch unterschiedlich zu bewerten. Im ersten Fall dringt vielleicht Feuchtigkeit ins Kernmaterial, oder es tropft durchs Deck. Ärgerlich genug. Versagt jedoch die Reparatur unter Wasser, ist sogar die Schwimmfähigkeit des Bootes und damit das Leben der Crew in Gefahr.
Teil 1: Laminieren, reparieren, kleben oder beschichten ... mit Epoxidharz ist vieles möglich. Wir waren daher einige Tage bei der Von der Linden GmbH im Werkraum und haben Helge von der Linden alles gefragt, was wir schon immer über das Wunderharz wissen wollten. Im ersten Teil unserer neuen Serie geht es zunächst um die Grundlagen, danach zeigt Helge, wie man Holzoberflächen mit Epoxidharz beschichtet. Ein vollständiger Gratis-Workshop für alle Eigner!
Teil 2: Im zweiten Teil unserer Epoxid-Guide-Serie geht es um die oft genutzte Fähigkeit von Epoxidharz: das Laminieren. Ob Lochreparatur im GFK oder lose Schotten wieder fest bekommen – nach diesem Videolehrgang kann jeder Hohlkehlen ziehen und laminieren!
Teil 3: Im dritten Teil unserer Epoxidharz-Guide-Serie bei YACHT tv dreht sich alles um Füllstoffe und die Reparatur von Kohlefaser und weichen GFK-Decks. Mit dem Wissen kann jeder Hand anlegen, denn das Arbeiten mit Epoxidharz ist kein Hexenwerk. Fachmann Helge von der Linden zeigt die Reparaturen Schritt für Schritt.
Teil 4: Nach dem Beschichten, Reparieren und Laminieren geht es im letzten Teil um das Thema Spachteln ... besonders bei kleinen Schäden im GFK ist eine solche Reparatur nötig. Außerdem zeigt uns Helge seinen Lieblingseinsatz von Epoxid: das Einkleben von Beschlägen. Wir haben getestet, bis zu welchen Kräften so etwas wirklich hält.