Tatjana Pokorny
· 02.09.2021
Susann Beucke vergrößert ihr Aktionsfeld: Die Olympia-Zweite im 49erFX steigt zur Kieler Woche zu Boris Herrmann auf den GC32 und hat neue Pläne
Die Erfolgswelle von Enoshima trägt Susann Beucke immer noch. Mit ihrer Steuerfrau Tina Lutz hatte die 30-Jährige aus Strande am 3. August Segel-Silber im 49erFX gewonnen. Einen Monat später war sie nun am 1. September erstmals wieder auf dem Wasser in ihrem Heimatrevier vor Strande im Einsatz. Allerdings nicht auf der 4,90 Meter langen und gewohnten 49erFX-Olympiajolle, sondern auf dem viel größeren „fliegenden“ GC32-Katamaran, mit dem Boris Herrmann und sein Team Malizia mit Susann Beucke am Samstagmorgen ins Welcome Race der Kieler Woche starten werden. „Ich habe zwar mit der Silbermedaille ein gutes Abiturzeugnis hingelegt“, sagt Beucke und lächelt, „aber mit Blick auf den GC32 muss man schon sagen, dass ich noch einmal bei null anfange.“ Das gehe, so Beucke, schon mit den Begrifflichkeiten an Bord des knapp doppelt so großen Geschosses los. „Das Boot ist so neu, so groß, aber ich werde mein Bestes geben!“ Beucke betritt Neuland – und freut sich darauf. Das Training im Quintett läuft bereits. Für die Stranderin markiert es den Auftakt zum Start in eine neue Karriere: der einer professionellen Seeseglerin.
„Boris und auch seine Managerin Holly Cova unterstützen mich sehr“, erzählt Beucke kurz vor Beginn der 127. Kieler Woche, bei der sie ihr Heimspiel genießt. Geht sie übers Hafengelände, kommt sie meist nur langsam voran. Noch immer wird sie von Fans bestürmt, die ihr gratulieren, um Autogramme bitten oder einfach von der nahbaren Athletin hören wollen, wie es denn nun in Japan war. Für Samstag hat der Deutsche Segler-Verband seine Medaillengewinner, alle Enoshima-Starter und weitere Gäste zum Olympia-Empfang im Bundesstützpunkt Kiel geladen. Es wird das erste Wiedersehen für das gesamte German Sailing Team nach dem mit drei Medaillen so erfolgreichen Olympia-Einsatz sein.
Susann Beucke freut sich auf den Kieler Segelgipfel. Vor allem aber ist sie glücklich, dass sie endlich wieder segeln kann. Ihren früheren 49erFX-Radius mit küstennahen Einsätzen wird sie nun sukzessive erweitern. Zunächst mit dem Einsatz im Welcome Race bei der Kieler Woche. Auf dem Programm steht auch der Einsatz mit Mini-Transat-Ass Morten Bogacki beim Baltic 500. Für den Herbst hat „Sanni“ Beucke einen Start bei der Französischen Figaro-Meisterschaft ins Visier genommen. Mittelfristiges Ziel der Olympia-Zweiten und Doppel-Europameisterin ist der Aufbau einer eigenen Seesegelkampagne. „Da ist Boris ein tolles Vorbild, von dem ich sehr, sehr viel lernen kann. Ich möchte es eben als Frau schaffen“, sagt sie. Dabei läuft das 49erFX-Programm weiter, denn auch gemeinsam mit ihrer Steuerfrau Tina Lutz will Susann Beucke künftig wieder angreifen. Ein mittelfristiges Ziel ist die Europameisterschaft im Aarhus im kommenden Jahr. Die Entscheidung darüber, ob das Duo noch bis zu den Olympischen Spielen 2024 weitermacht, die wollen beide Seglerinnen erst im kommenden Jahr fällen.
Gelockt von der Faszination der Meere und schon immer mit Hands-on-Mentalität im Einsatz, will Susann Beucke die Seesegelwelt erobern. „Dafür möchte ich langfristig Partner gewinnen und eine starke Kampagne aufbauen.“ Ihr neues Kapitel beginnt vor der eigenen Haustür in Strande, und die Freude darüber ist Susann Beucke anzusehen und anzuhören. „Ich bin so glücklich, wieder auf der Kieler Förde zu sein. Unser Boot im Welcome Race ist zwar zu schnell, um einen Heimvorteil ins Spiel bringen zu können (lacht), aber es ist toll, hier im Bekannten und Vertrauten agieren zu können. Die Strecke des Welcome Race von Kiel nach Eckernförde kenne ich von Wochenendtörns. Viel Wind ist bislang allerdings für Samstag nicht angesagt. Die Prognose liegt momentan nur bei einer Handvoll Knoten.“ Insgesamt werden sich am Sonnabend über 160 Yachten auf der Kieler Innenförde sammeln, wenn ab 9 Uhr die seegehenden Yachten traditionell die Segelregatten der Kieler Woche eröffnen. Die imposante Bandbreite der Big Boats zum Kieler-Woche-Auftakt reicht von den Multihulls mit der „Malizia I“ über die Teilnehmer am Nord Stream Race auf den ClubSwan 50-Rennziegen und die ORC-Yachten, die zum Welcome Race starten, bis hin zu den Yardstick-vermessenen Booten, die an der Aalregatta nach Eckernförde teilnehmen.