Pascal Schürmann
· 23.06.2003
Wetterkapriolen wirbeln Kieler-Woche-Programm durcheinander
Nachdem schon die Teilnehmer der Aalregatta am vergangenen Samstag von bis zu 8 Windstärken gebeutelt worden waren, fielen gestern Nachmittag viele Regatten einer aufziehenden Kaltfront zum Opfer. Die zog mit heftigen Schauer- und Gewitterböen über die Förde.
Gegen halb sieben am Montagabend hieß es in Schilksee sowie auf dem Festgelände rund um die Kieler Innenförde Land unter. Sintflutartige Regenfälle, begleitet von Blitz und Donner, ließen die Besucher der Kieler Woche unter Vordächer, Zelte und Bühnen flüchten. Wer es nicht rechtzeitg schaffte, war binnen Sekunden bis auf die Haut durchnässt. Auch auf dem Segelgelände im Olympiazentrum sorgte das Wetter für Chaos. So mancher Aktiver hatte alle Hände voll zu tun, sein an Land abgestelltes Sportgerät vor dem Wegfliegen zu sichern.
Glücklicherweise hatte die Regattaleitung die Segler frühzeitig von den Bahnen zurückgeholt. So kam es auf dem Wasser zu keinen größeren Zwischenfällen. Dennoch bereiten die vielen Rennausfälle den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Sie hoffen aber, zumindest noch so viele Wettfahrten in jeder Klasse hinzubekommen, dass es jeweils für ein Streich-Ergebnis reicht. Das könnte klappen, denn für heute sehen die Aussichten recht positiv aus.
Bevor der Sturm dem gestrigen Regattatag ein Ende setzte, hatte es viele sehenswerte Rennen gegeben, die teils mit überraschenden, teils mit erwarteten Ergebnissen endeten. So setzte sich Wolfgang Hunger aus Kiel im 505er nach dem dritten Lauf in seiner Klasse an die Spitze und steht nun unmitelbar vor seinem 14. Kieler-Woche-Triumph. Reichen würde das freilich nicht, um Rekordhalter Gerd Eiermann abzulösen. Der Duisburger Kielzugvogel-Segler stand in Kiel bereits 15 Mal ganz oben auf dem Siegerpodest. In diesem Jahr ist ein neuerlicher Sieg jedoch noch gefährdet. Nach dem gestrigen Tag lag Eiermann mit acht Punkten Rückstand lediglich auf Rang zwei hinter Thomas Schiffer aus Krefeld.
Seiner Favoritenrolle voll und ganz gerecht wird dagegen derzeit der Däne Jörgen Boysen-Moller. Seine bisherige Bilanz im FD: fünf erste Plätze in fünf Rennen.
Für Aufsehen sorgte auf der Seebahn das Feld der Bénéteau 25. Mit insgesamt 23 Booten stellen sie dort in diesem Jahr das größte Einzelfeld. An der Spitze der Klasse geht es familiär zu: In Führung liegt Oliver Schwall mit der "HDW II" vor René Schwall mit der "Bénéteau I". Die ehemaligen gemeinsamen Tornado-Weltmeister lieferten sich erbitterte Wettkämpfe. So ganz zufrieden waren indes beide nicht mit der Entscheidung der Regattaleitung, die kleinen, schnellen Flitzer draußen auf der Seebahn im Rahmen des Kiel-Cups zusammen mit den anderen Dickschiffen segeln zu lassen. "Wir wollen segeln, statt ständig auf die größeren Yachten warten zu müssen", beschwerte sich René Schwall. Anstelle von lediglich zwei Wettfahrten hätte man locker fünf Rennen durchführen können.
Apropos Dickschiffe: Alte Bekannte führen auch die Gruppen bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) an: Ganz vorn liegen die "L & M Hispaniola" (IMS 1) von Horst Mann mit Taktiker Thomas Jungblut an Bord. Gruppe zwei dominiert derzeit die dreifache Titelträgerin "Lollipop" (IMS 2) von Jan Hinrichs. Und in der Gruppe 3 und 4 hat sich die "Froschkönig" von Detlef Amlong an die Spitze gesetzt.
Die detaillierten Resultate der bisherigen Rennen gibt es im Internet unter www.kieler-woche.de. Am Mittwoch starten die insgesamt elf olympischen Klassen.