Pascal Schürmann
· 25.06.2003
Gemischte Gefühle bei vielen Segelstars nach dem ersten Tag
Der Auftakt des zweiten Teils der Kieler Woche wurde von großen Namen dominiert. Allerdings nicht, weil die vermeintlichen Stars der Segelszene auf dem Wasser durchweg geglänzt hätten. Auch an Land wusste sich der eine oder andere in Szene zu setzen.
Mit Spannung war etwa das Comeback von Roland Gäbler im Tornado erwartet worden. Gemeinsam mit Andreas John ist er zwar bester Deutscher. Nach zwei Wettfahrten reichte es aber dennoch bisher nur für Platz zehn. Der Abstand auf das Spitzenduo John Lovell/Charlie Ogletree aus den USA beträgt schon 17 Punkte. Davon ließ sich Gäbler die Laune aber nicht verderben. Abends stand er schon wieder wie gewohnt lächelnd vor den Kameras des NDR und kommentierte das Geschehen des Tages.
Etwa zur gleichen Zeit dürften es sich Marc Pickel und Tony Kolb bereits in der Sauna bequem gemacht haben. Bei den Star-Booten war nämlich kurzfristig eine Debatte darüber ausgebrochen, ob während der Kieler Woche wie bei anderen internationalen Wettkämpfen auch die Crew ein bestimmtes Maximalgewicht nicht überschreiten dürfe. Erst entschied die Jury, dass aufs Wiegen verzichtet werde, dann hieß es, die Segler müssten doch auf die Waage schreiten. Bei einem abendlichen Testwiegen durfte schon mal jeder gucken, ob er die Prüfung am heutigen Vormittag mit Leichtigkeit überstehen würde, oder ob er noch auf Teufel komm raus ein paar Pfunde in der Nacht verlieren müsste.
Sollte Kolb für zu schwer befunden worden sein, hat sich Pickel wohl einen leichteren, regelkonformen Vorschoter organisieren müssen. Das wäre bedauerlich, denn offensichtlich ist das Duo Pickel/Kolb gut eingespielt. Gestern führten sie überraschend das Feld der Stare nach zwei Wettfahrten an.
Ganz vorn dabei ist auch der deutsche Paralympics-Sieger Heiko Kröger. In der leider nur 13 Schiffe umfassenden 2.4 mR-Klasse hat er sich nach drei Rennen bereits einen Sechs-Punkte-Vorsprung vor der Konkurrenz ersegelt.
Auf dritte Plätze waren am Ende des gestrigen Tages die deutschen Damen abonniert. Bei den Ynglings war es Ulrike Schümann und ihre Crew, bei den Europes Petra Niemann und im 470er das Duo Alina Grobe/Vivien Kussatz.
Bei den Dickschiffen zeichnen sich harte Positionskämpfe um die Plätze auf dem Podest ab. Heute fällt auf der Seebahn mit dem Ende des Kiel-Cups aber eine wichtige Vorentscheidung für die IDM. In der Gruppe IMS I trennte gestern nur ein halber Punkt die führende "Extasy" von der derzeit zweitplatzierten "L & M Hisaniola". Die amtierende Titelträgerin "Alice" ist auf Platz drei und hat kaum noch Chancen auf den Sieg.
In der Gruppe IMS 2 ringt die Vorjahressiegerin "Lollipop" erbittert mit der "Sailtron Express" um den Platz ganz oben auf dem Treppchen. Und in der Gruppe IMS 3 sind es "Froschkönig" und "Fix oder Nix", die sich den Sieg noch streitig machen.
Gestritten wird derweil auch an Land. Und zwar um die Professionalität des deutschen Segelsports insgesamt. Angestoßen hat die Debatte America's Cup-Sieger Jochen Schümann. Er hatte vorgestern den Deutschen zu wenig Engagement im internationalen Renngeschehen vorgeworfen. Die Reaktionen vor allem des sich angegriffen gefühlten DSV ließen nicht lange auf sich warten. Verbands-Chef Dierk Thomsen wird heute in den "Kieler Nachrichten" wie folgt zitiert: "Der DSV hat Schümann vor einigen Jahren angeboten, auf Provisionsbasis Sponsoren zu akquirieren, doch daraus ist nie etwas geworden." Angeblich wären für den Segler dabei 20 Prozent der Einnahmen als Erfolgshonorar herausgesprungen, schreibt die Zeitung weiter. Doch nach dem Angebot habe man von Schümann nichts mehr beim DSV gehört.
Doch es gibt auch Positives zu melden. So konnte sich die Regattaleitung gestern über einen ausgedehnten Segeltag freuen, das Wetter meinte es zur Abwechslung mal gut mit den Seglern und sorgte für perfekte Bedingungen. Daher holten die Organisatoren die letzten Gruppen erst spät gegen 20 Uhr von den Bahnen. Vor allem auch deshalb, weil für heute eher wenig Wind vorhergesagt ist.